Ação Comunitária Pró Favela Doutor Marcello Cândia

Wenn man in Deutschland von Brasilien spricht, haben die wenigsten Menschen eine Vorstellung, was denn wirklich «Brasilien» ist. Denn nahezu jeder Reisebericht ist anders und in den Zeitungen sind oft nur Berichte über Kriminalität, Korruption und Verbrechen zu finden, aber auch über Karneval, Sambaschönheiten und … natürlich über den Fussball.
Und dann die andere Seite … die Favelas … schmutzig, Armut, hohe Kriminalität.
Ich hatte in Deutschland von der Altersversorgung in Brasilien gelesen z. B das Krankenkassen beziehungsweise die Gesundheitsversorgung kostenlos ist? Allerdings gibt es auch private Krankenkassen für alle, die private Ärzte und Krankenhäuser wollen und bezahlen können.
Ich las das Menschen über 60 kostenlos in Bussen und öffentlichen Verkehrsmitteln fahren oder nur noch die Hälfte für kulturelle Veranstaltungen bezahlen und nirgendwo mehr anstehen müssen, spezielle Schalter haben, an denen sie bevorzugt behandelt werden? Das konnte kaum jemand bestätigen als ich danach fragte.
Geregelt wird das Leben in den Favelas durch sogenannte Bürgermeister, die von den Bewohnern gewählt werden. ABER … auch nur in wenigen und das sind schon «Vorzeigeobjekte», die längst nicht so schlimm aussehen wie manch andere Stadtteile.
Hier ist man wirklich fremd bzw Fremder und ein Besuch ohne eine Begleitung eines Ortsansässigen nicht empfehlenswert. Juan — unser ortskundiger Begleiter — jedoch wollte uns seine Familie vorstellen und deshalb sagten wir zu. Er arbeitet als Fahrer bei der «Deutschen Botschaft», sein Job ist gut bezahlt. Seine Familie lebt in einer dieser «Vorzeige-​Favelas». Nur mit sehr grosser Mühe hat Juan seine Eltern zu einem Umzug in diese doch recht einfachen, aber wenigstens mit Wasser und sanitären Anlagen ausgestatteten Objekte überreden können. Juan selbst fand einen Mäzen, der ihm das Studium ermöglichte. Dafür hatte er schon im Kindesalter für den Mann gearbeitet und Tüten für Kunden mit Lebensmitteln in dessen Supermarkt gepackt.
Juan hat Glück gehabt, er hat ein abgeschlossenes Studium, einen guten Job, kann seine Eltern finanziell unterstützen. Er selbst ist dafür sehr dankbar, weiss aber das es vielen anderen jungen Leuten in seinem Alter nicht so gut geht.
Die Fussball — WM 2014 hat zig Millionen bzw Milliarden gekostet, die Nachnutzung der Stadien ist ungeklärt. Dieses Geld hätten sich die Menschen in Brasilien für soziale Projekte, Krankenhäuser, Kindergärten, Universitäten und Schulen gewünscht.
Ich bin mir ganz sicher, dass einige von euch meinen Bericht lesen werden. Was ich hier beschrieben habe ist eine «harmlose» Variante.
Im Mai schrieb mir Juan bei einem «Skype-​Meeting», er habe Kenntnis von ermordeten Strassenkindern erhalten. Diese Kinder wurden zu Einbrüchen benutzt, denn sie sind «schmaler Gestalt» gewesen um bei den «Objekten» Fenster oder Türen zu öffnen. Später fanden diese Kinder den Tod, denn die Banden wollten keine Mitwisser und Strassenkinder gibt es genug.
Fazit: Als Tourist wird dem Besucher immer schöné Seite Brasiliens gezeigt. Samba, Strände, Sehenswürdigkeiten, Lebenslust und immer Sonne ?
Sicher ! … aber es gibt auch eine ganz traurige Seite des Landes !. wobei wir wieder am Anfang dieses Berichtes angekommen sind.
*** Die Bewertung meines Berichtes bezieht sich auf Organisationen, wie die von mir ausgewählte, die sich besonders um die Menschen kümmern, die NICHT auf der Sonnenseite des Lebens stehen. ***