Manzù-Brunnen

Wenn eine Stadt ein besonderes Jubiläum feiert, dann putzt sie sich gerne raus. Und schenkt sich selbst irgendwas. Und bekommt Geschenke. So ging es auch Augsburg, das 1985 seine 2000-​Jahr-​Feier hatte. So manches, was heute noch — bzw. wieder– im Stadtbild zu sehen ist, hat irgendwie einen mehr oder minder starken Bezug zum Jubiläumsjahr 1985. So auch der Manzù-​Brunnen.
Die IHK hatte sich dafür entschieden, als Beitrag der Wirtschaft zum Stadtjubiläum einen weiteren Brunnen für den Königsplatz zu spendieren. Schließlich gibt es ja auch noch den 1880 errichteten Thormann-​Brunnen. Sowohl die IHK als auch das eine oder andere Augsburger Unternehmen trugen die Kosten für den neuen Brunnen, die rund 800.000 DM betragen haben sollen.
Namensgebend und prägend für den Brunnen ist die vom italienischen Künstler Giacomo Manzù (1908 – 1991), einem ehemaligen kommunistischen Widerstandskämpfer, geschaffene Skulptur eines jungen Mädchen, das gerade aus dem Bade steigt und sich nur ein Tuch locker übergeworfen hat. Allerdings, und dies vermochte man einst wie jetzt eher zu unterschätzen, die Skulptur ist rund 2,20 Meter hoch.
Ursprünglich stand die Figur mitten in einem Brunnenbecken, das auch eine Stufe beinhaltete.
Doch es kam der Kö-​Umbau. Der Manzù-​Brunnen «durfte» weichen, an seiner Stelle wurde für die Straßenbahnlinie 64, die aus Ästen der Linie 4 und 6 bestand, ein Gleisbogen, der «Manzù-​Bogen» errichtet. Die Figur ging zur IHK. Nach der Fertigstellung der neuen Haltestelle wurde der Gleisbogen zurückgebaut. Und irgendwann begann tatsächlich sogar die — modizifierte– Wiederherstellung des Brunnens.
Nachdem Augsburg zeitweise eine der deutschen Baustellenhauptstädte ist und die Innenstadt die letzten Jahre eine Dauer-​Großbaustelle war, habe ich bei der Umzäunung in dieser Ecke des Kös über einige Wochen hinweg gar nicht daran gedacht, dass hier vielleicht doch die Brunnenskulptur wieder zurückkommt.
Doch seit Mitte September steht die Figur wieder dort. Bzw. ein Abguss– das Original verbleibt bei der IHK. Und der Brunnen ist auch im Vergleich zu früher verändert– statt von Wasser in einem Becken ist die Figur nun «nur noch» von einem Wasserfilm von ca. 1 cm umgeben. Sehr raffiniert — so wirkt alles viel cooler. Und das neu gestaltete Pflaster nebst dem insgesamt neu gestalteten Umfeld gibt dem Brunnen, dem man seine Brunneneigenschaft aus größerem Abstand gar nicht mehr wirklich ansieht, einen ganz anderen, viel cooleren Charme.