Vier Jahreszeiten im Flair Hotel Frank

Im Rahmen einer Exkursion auf der schwäbischen Alb landete ich mit Begleitung im «Flair-​Hotel-​Restaurant Vier Jahreszeiten» in Bad Urach. Ein von außen ansprechendes Hotel-​Restaurant im Zentrum von Bad Urach, das mit umfangreicher Karte und regionalen Produkten aus dem Biosphärenreservat schwäbische Alb lockt. Das etwas muffige Ambiente innen (abgewetzter Teppich etc.) und das schöné Wetter machten die Wahl leicht und wir nahmen im Aussenbereich Platz, welcher ganz schön gestaltet ist.
Es verging nicht allzuviel Zeit bis zur Aufnahme der Getränkewünsche, leider wurde ein Getränk dann mit grosser Verzögerung serviert. Die etwas unsicher wirkende Servicekraft bekamen wir dann erst mal auch nicht mehr zu sehen, stattdessen wurden wir von einer zweiten Bedienung erneut gebeten, die Getränke zu bestellen. Als sie erfuhr, daß wir das schon bei Ihrer Kollegin getan hatten, verdrehte sie die Augen und zeigte uns mit einem abfälligen Kommentar, daß die Stimmung und Abstimmung zwischen den Servicekräften im Vier Jahreszeiten verbesserungswürdig ist.
Alsdann ging es zur Essensbestellung. Die Karte ist recht umfangreich, es gibt Suppen und Salate, Fisch und Fleisch (Alblamm, Wild), Pasta und Vegetarisches, eine eigene Maultaschenkarte. Liest sich alles sehr gut, und stets wird mit der Regionalität geworben. Wir entschieden uns einmal für die Alb-​Dinkel-​Kässpätzle mit würzigem Albkäse und Butterzwiebeln. Zum ersten Mal in meinem Leben — und schon oft habe ich Kässpatzen gegessen — habe ich erlebt, daß bei den Kässpatzen kein Salat dabei ist — der muss extra bestellt werden. Meiner Meinung nach ist ein kleiner Beilagensalat bei Kässpatzen obligatorisch. Wenn sie wie hier mit satten 9,50 zu Buche schlagen, hätte ich das umso mehr erwartet! Der kleine Beilagensalat kostet 4,80, so daß man auf eine Gesamtsumme von 14,30 kommt. Meine teuersten Kässpatzen seit es Kässpatzen gibt…
Vorweg eine Kartoffelsupe «mit frischen Kräutern der Saison» für 4,80 und als zweites Hauptgericht den traditionellen Eintopf «Gaisburger Marsch» mit Rindfleisch, Gemüse und Spätzle für 11,80.
Die Suppe war geniessbar, ziemlich salzig und unspektakulär — meine Begleitung vermutete hier Tütenware, ich war mir nicht ganz sicher. Habe auf jeden Fall dutzendfach bessere Kartoffelsuppen gegessen. Die Kässpatzen dann eine traurige Angelegenheit. Weitgehend geschmacklos, trocken, sie wirkten wie in der Mikrowelle aufgewärmt, der Käse keinesfalls würzig, sondern fad, die Zwiebeln nicht richtig gebräunt, schlecht geschnitten und vor Fett triefend. Kässpatzen, die handwerklich einfach nicht gut gemacht waren, da können die Zutaten noch so regional sein.
Der Gaisburger Marsch war OK, aber ebenfalls nichts, was man nochmals essen möchte. Zu suppig ingesamt, das Rindfleisch in zu kleine Würfel geschnitten und ein wenig fad. Ein Gaisburger Marsch sollte kräftig-​deftig daherkommen, ist es doch ein sehr rustikales Gericht — hier wars eine laue Brühe mit etwas Fleischeinlage Spätzle und Kartoffeln. Geht ebenfalls viel besser. Der teure Beilagensalat war sein Geld ebenfalls nicht wert, die Vinaigrette war nicht gut abgestimmt und daher zu sauer, der Salat an sich teilweise mit braunen fauligen Stellen. Ich weiss nicht, warum wir Ihn nicht zurückgehen ließen — muss am schönen Wetter gelegen haben.
Lust aufs Dessert hatten wir nun nicht mehr, die Rechnung wurde zügig gebracht, der Service war insgesamt freundlich und bemüht aber wie gesagt ein wenig konfus.
Fazit: Wer mit so grossem Namen wie das Vier Jahreszeiten daherkommt und auf der Speisekarte den Mund auch sehr voll nimmt, sollte diese Erwartungen dann auch erfüllen können. Die Köche in diesem Restaurant konnten es an diesem Tag nicht, Preis-​Leistungsverhältnis mangelhaft. In Bad Urach gibt es genügend Alternativen, um ein Essen geniessen zu können!

Die gastronomische Auswahl ist in Bad Urach überraschend ordentlich, wir kehren am zweiten Abend in die «Vier Jahreszeiten» ein, das klingt nach großem Bahnhof. Das Lokal ist Teil eines Hotels, man muss also an der Rezeption vorbei, was aber kein Problem ist. Die Räume sind sehr groß und recht hoch, leicht grau wie auch die Mehrzahl der meisten Kurgäste. Es gibt vor allem Eckbänke, so dass man recht abgetrennt von den Nachbartischen ist. Dadurch ist man ungestört, eine angenehme Atmosphäre oder Stimmung kommt aber auch nicht wirklich auf. Der Service ist freundlich, muss lange Wege gehen und ist somit nicht so oft da.

Die Speisekarte ist klassisch schwäbisch mit ein paar Modernisierungen der Klassiker. Wir bestellen einmal für knapp 11 Euro Schwäbische Alb Linsen mit hausgemachten Dinkelspätzle und Biosphären-​Saitenwurst. Spätestens letzteres klingt irgendwie lustig, wir werden es aber nicht bereuen. Denn diese Wurst ist die beste ihrer Art, welche wir jemals gegessen haben, die Spätzle sind topp und frisch zubereitet, die Linsen sind dann doch arg viel, wenn auch von sehr guter Qualität mit frischen Möhren– und Selleriestücken. Zudem esse ich die «Trilogie» von der Maultasche. Sehr originell und geschmacklich ein Erlebnis, denn auf dem Teller wird eine vegetarische Maultasche mit gegrilltem Gemüse, eine Wild-​Maultasche mit frischen Pilzen und eine Alb-​Lamm-​Maultasche mit glasierten Minitomaten serviert. Offensichtlich scheinen die Maultaschen eine hausgemachte Spezialität zu sein. Sehr lecker und mal was anderes.

Dazu trinken wir offenen Wein aus einer tendenziell größeren Auswahl. Preislich sind die Speisen eher etwas teurer, als in vergleichbaren anderen Lokalen, was aber auch mit der Lage in Bad Urach zu tun hat. Wer Lust auf schwäbisches Essen mit neuen kreativen und originellen Noten und sehr guter Qualität der Zutaten hat, dem seien die «Vier Jahreszeiten» herzlich empfohlen.