Gesellschaft der Circusfreunde e.V.

Zirkusluft mal ganz anders geschnuppert!
Mit Zirkusluft verbinden mich viele meiner Kindheitserinnerungen. Zirkus Busch, Zirkus Probst, Zirkus Berolina, Zirkus Barlay, Zirkus Aeros, Zirkus Olympia, welche regelmäßig in meiner Heimatstadt Bad Salzungen, einer Kleinstadt in Thüringen am Flösrasen residierten, ließen damals meine Augen glänzen und meiner Nase Gerüche zukommen lassen, die man nie im Kino erfahren konnte. Selbst bei «Carola Lamberti, eine vom Zirkus» einem alten DEFA Film der 50er Jahre mit der berühmten Henny Porten nicht.
Mit dem Zirkus kam die weite Welt in die Kleinstadt. Löwenbändiger, Tigerzähmer, Elefantendomteure, Pferdedresseure, Artisten aller Colleur. Mein Opa war «zirkusblutinfiziert» und schleppte mich zu jeder Eröffnungsvorstellung ob ich nun wollte oder nicht. Die Eintrittskarten bekam er gratis, weil er den Zirkusleuten Heu, Hafer Stroh und Rüben lieferte. Opa lernte dort Zaubertricks, die er gleich mir bei brachte und so kann ich heute bei jedem Kindergeburtstag eine Jungfrau oder Hausfrau locker schweben lassen und bin auch als oller Opa immer der Star. Opa Richard kann zaubern! Ich lasse ein Glas mit Keksen durch eine Tischplatte verschwinden und ziehe den Kids dann Kekse aus den Ohren. Weil ich da mal vor vielen, vielen Jahren Zirkusluft geschnuppert habe!
In der Alten Ratsklause, Donaustrasse 27, Ecke Schönstedtstraße (Nähe U-​Bahnhof Rathaus Neuköln) konnte ich gestern Zirkusluft einer ganz besonderen Art schnuppern. Die Luft des bürgerlichen Engagements der Vereinsmitglieder der GDC, Gesellschaft der Circusfreunde e.V.
Die haben den Anspruch «Deuschland einig Vaterland!» igendwie schon locker abgehakt. In manchen Vereinen Berlins spürt man noch Berlin-​Ost/​Berlin-​West. Da ist oft wenig zusammengewachsen. Hier war das alles eine nette Soße. Obwohl tiefstes Neuköln, saßen hier auch Menschen aus Marzahn, Mitte und Charlottenburg locker an einem Tisch und es war keinerlei deutsch/​deutscher Unterschied zu spüren!
Seit dem schreibe ich «Zirkus» Circus!
Seit 1955 gibt es diesen Verein. 2000 Mitglieder gibt es in Deutschland. Der Vereinszweck ist die Förderung und Erhaltung der Circus– und Artistenkultur. Erforschung der Circusgeschichte kulturell und soziologisch. Circusgeschichte (z.B. Programmhefte, Fotos, Kostüme etc.) archivieren und pflegen. Tierschutz in Circussen und ähnlichen Einrichtungen fördern. Einsatz für eine bessere Schulbildung von Circuskindern. Link dazu hier:

Die nächsten Treffen des Vereins in der Alten Ratsklause, Donaustrasse 27:
Di.29.09.09, 18.30 Uhr
Di.27.10.09, 18.30 Uhr
Sa.28.11.09, 15.30 Uhr
Sa.19.12.09, 15.30 Uhr — Adventskaffeetafel
Am 25. August 2009 wurde ich von Jonny Markschiess van Trix, einem absoluten ausgebufften Insider der Berliner Circus Szene zu diesem Vereinsabend eingeladen. Zweieinhalb Stunden lang erlebte ich da Deutsche Circusgeschichte life. Einer der ehemals bekanntesten Elefantendomteure, Banda Vidane aus Hannover war anwesend und erzählte packend, spannend und detailliert aus seinem Berufsleben.
Wie er z.B. den Kopftrick machte (Er hat sich anseinem Kopf im Maul des Elefanten durch die Manège tragen lassen), obwohl er seinem Vater, einem berühmten Elefantendomteur am Sterbebett versprochen hatte, diesen Trick nie auszuführen. Aber auch die Maläste des Artistenberufes wurden aufs Trapez gebracht. 15 Jahre Engagement in einem italienischem Zirkus brachten Banda Vidane 35,00 Euro Rente ein. Es wurden dort Null Lire in eine Rentenkasse eingezahlt. Er flüchtete regelrecht aus diesem Engagement in Italien, weil er dachte, «die murksen einen „mafialike“ ab, wenn man seine Arbeitsleistung als Artist und Domteur nicht mehr zu diesen Bedingungen weiter zur Verfügung stellt».
Verblüffend waren für mich auch die Kommentare und Fragen der Vereinsmitglieder. Die wußten, die Namen der Elefanten, kannten die Geschichte der Tricks, kannten viele Namen der Artisten, zirzensische Höhepunkte, Namen der Circusdirektoren, Clowns und Manager. Kein Wunder, ehemalge Artisten gehören auch zum GDC, der Gesellschaft der Circusfreunde e.V.
Folker Triebsees von den Tornados und der HSG (Hausgemeinschaft Nummer 13) hatte in der Staatlichen Artistenschule der DDR studiert und war mit seinen Kollegen in der DDR als Artistentruppe «weltberühmt», wenn diese Truppe mit einem Kasten, der damals ja in jeder Schulsporthalle stand, eine scheinbar vertrottelte aber temporeiche Sportgruppe aus dem Wilhelminischem Kaiserreich spielte. In quergestreiften ollen Sportklamotten der Jahrhundertwende sprangen, hüpften, drehten die tempobrisant mit sogar dreifachen Saltos über den Sportkasten. Als dann zum Finale das Team zum Teil im Kasten mit wilden Sprüngen trilerpfeifend begleitend verschwand, tobte das Publikum. Weltweit wurde das dann von vielen Artisten nachgemacht. Mancher Karnevalsverein am Rhein oder in Thüringen in Wasungen hatte dann für sportlich begabte Karnevalvereinsmitglieder eine