H Invalidenpark

Endlich fährt die M5 durch — so kommt man von Mitte aus recht komfortabel zum Invalidenpark, ohne mit dem 147 endlos zu reisen oder über den Hauptbahnhof durch die Baustellen zu tapern.
Modern, freundlich und hell — so präsentiert sich die Haltestelle. Ein Fahranzeiger gibt Auskunft, wann die vielen Busse und eben auch die nächste M5 kommt. Und wenn´s mal regnet, kann man sich wunderbar umstellen. Gut auch, dass der Radweg um die Haltestelle herumgeführt wird. Halten sich Fußgänger und Radfahrer daran, dann kann nix passieren.

Auf dem Invalidenpark steht seit einiger Zeit eine Raumskulptur, das «Tuch der Tränen». Diese Installation gehört zur Kampagne /​unvermittelt (
), die mit einer Ausstellung in der NGBK in der Berliner Oranienstraße im Dezember 2008 zusammengefasst wird. Das Tuch der Tränen ist ein 6×4 Meter großes Tuch an einem Baugerüst befestigt, dass die Auswirkung von Niedriglohnsektor, Leiharbeit und weiteren Auswüchsen unserer Zeit thematisiert.
Hier der Text:
NEOLIBERALERDRECKSJOB
PLACKEREI MALOCHE
VERZWEIFLUNGSTÄTIGKIET
PREKARIATSSCHEISSE
KADAVERN LEIHARBEIT
ERSTEWELTENTSORGUNGSJOB
NIEDRIGLOHNMASCHINERIE
ROBOTERN ARBEITSLUM
SERVICEKACKE ALIENJOB
KÖRPERLOSEARBEIT JOCH
ICHDREHMICHDURCHJOB
KNOCHENJOB TRÄNENJOB
SCHEISSLEBENDIGKEITSJOB
VERFICKTERHUMANKAPITALISMUS
Realisiert von Bankleer (
), 2008
Leider ist das Tuch der Tränen schon wieder abgebaut worden.
Die wechselhafte Geschichte dieser Parkanlage beginnt mit dem Bau des Invalidenhauses 1746 – 48 für die preußischen Kriegsversehrten der vergangenen und zukünftigen Kriege weit vor den Toren der Stadt Berlin. Sie bewirtschafteten 135 Hektar Land ringsum und verwandelten es mühsam in fruchtbares Gartenland. Etwa 100 Jahre später 1843 gestaltete Peter Joseph Lenné hier einen etwa 6 Hektar großen Landschaftspark inmitten der wachsenden Friedrich-​Wilhelm-​Stadt. Seit 1850 war der Park öffentlich zugänglich und 1854 wurde die Invalidensäule mit einem überdimensionalen Adler aufgestellt zur Erinnerung an die in der Revolution 1848 gefallenen Soldaten. Der nördliche Teil wurde mit dem Krankenhaus bebaut, der südliche 1891 – 95 mit der Gnadenkirche zum Gedenken an Kaiserin Augusta, zerstört im II. Weltkrieg. Dann lag das Gelände im Grenzgebiet unmittelbar beim Übergang Invalidenstraße an der Sandkrugbrücke, wurde Lager– und Parkplatz. Den nach der Wiedervereinigung ausgelobten Wettbewerb gewann Frederic Christophe Girot, Landschaftsplaner aus Paris, mit seiner eindrucksvollen strengen Gestaltung. Die im Wasserbecken versinkende begehbare Mauer ist ein Hingucker. Weitere Details erschließen sich erst auf den zweiten Blick, so der allmähliche Übergang vom Platz an der Invalidenstraße zum Park mit seinen alten Bäumen und Kinderspielplatz im hinteren Bereich. Ich würde gerne sehen können, wie die Gingkos in 100 Jahren gewachsen sind.