Ich gebe es offen zu. Ich wünsche mir einen Twingo. In schwarz. Und ich hab ihn gesehen: Bj. 2003, 50T km, 2800 Euro, steht er ohne Nummernschild auf dem Sandplatz neben der Kopenhagener Straße. Im Südwesten der S-Bahnhof Wilhelmsruh, im Nordosten das Umspannwerk, in dem ich gerne wohnen würde. Das schönstmögliche. Eine dieser Industrie-Kathedralen des letzten Jahrhunderts. Jenseits vom Nordgraben beginnen die Hochhäuser des Märkischen Viertels. In entgegengesetzter Richtung der Volkspark Schönholzer Heide. Nichts zu sehen von ihm und dem sowjetischen Ehrenmal. Bei der Imbissbude übern Damm könnte ich mir jetzt eine Boulette holen. Man soll nicht mit leerem Magen einkaufen auch wenn es hier nicht um ein Lebensmittel geht. Ab 22 Uhr gibt es eine happy half an hour am Kopi-Imbiss, für Currywürste und Co. Da werd ich dann aber schon andernorts sein zum Essen. Lieber als diesen Twingo hätte ich einen C6. Oder wenigstens einen C4. Über Maserati-Limousinen fang ich gar nicht erst zu grübeln an ;-). Hier haben allenfalls deutlich betagte Mercedes-Karossen eine vorübergehende Heimat gefunden. Unmengen davon. Mein schwarzer Twingo ist ein Küken dagegen. Und ein Außenseiter. Der Lack ein bisschen stumpf, vielleicht hat ihm der Sand dieser Wüstenei den Glanz weggeschmirgelt. Vielleicht ließe sich was aufpolieren. Der Gebrauchtwagenhandel grenzt unmittelbar an die Mauerlinie. «Ausland» steht auf einem Schild an seinem Drahtzaun zum Bahndamm und meint offensichtlich den ehemaligen Westen, die Nordbahn eingeschlossen. Der schwarze Twingo wird wohl nicht meiner werden. Als Unfallwagen trau ich ihm nicht. Also dreh ich mich um und bewundere das Umspannwerk, durch dessen verglasten Turm ein Fleckchen Himmel scheint.