Ein rüstiger Herr gesetzteren Alters, der offensichtlich noch lange nicht an seinen Ruhestand denkt, empfing mich äußerst höflich, wenn auch ohne Namensnennung. In seiner Funktion als Notar beauftragte ich ihn mit der Beglaubigung zweier wichtiger Dokumente, welche ich für ein Master-Fernstudium alsbald einreichen muss. Ich legte ihm die zu beglaubigenden Dokumente und die jeweiligen Kopien dazu vor. Er las sich diese durch verschwand sodann in sein anderes Büro, um die Beglaubigungen vorzunehmen. Indes wartete ich und schaute mich in seiner Kanzlei ein wenig um. Sie versprüht den Charme einer typischen Rechtsanwalts– und Notarkanzlei in einem Berliner Altbau der vorherigen Jahrhundertwende. Der Computer schien noch aus dem vorletzten Jahrzehnt zu stammen. Vermutlich befindet sich auf diesem noch das Betriebssystem«Windows 3.1»? :) Der Warteraum war leer — also auch keine Mandanten. Die anderen Räume, soweit ich es sehen konnte, waren mit Aktenbänden und Gesetzestexten ordentlich bestückt. Scheins muss er doch noch Mandanten betreuen. Anderenfalls sähe es dort nicht so geschäftig aus. Allerdings scheint es nicht so, als hätte der RA und Notar Personal. Denn nachdem er die Beglaubigungen vorgenommen hatte, schrieb er mir seine Rechnung. Hierzu nahm er zwei Rechnungsvordrucke und platzierte zwischen diesen ein Kohlepapier(total oldschool — ich liebe es!!! Erinnert mich an meine Ausbildung als Bürokaufmann!!), füllte das Rechnungsformular handschriftlich aus, nahm den Rechnungsbetrag entgegen und quittierte mir diesen mit Stempel und Unterschrift. Er lies sich durch nichts aus seiner Ruhe bringen! Toll, dass es noch solche Menschen in der heutigen schnelllebigen Zeit gibt. Ich hab’s genossen und war nur allzu gerne bereit, mehr als das Doppelte für eine Beglaubigung zu bezahlen, als ich es im Bürgeramt hätte müssen!