NP-Markt

Das Ladengeschäft ist klein, eng und verwinkelt. In den Gängen stehen riesige Palletten, die weggeräumt werden wollen.
Aber man bekommt alles was man braucht. Und wie die Produktpalette schon sagt: Gut & Günstig
Alles in Allem gut.

Gerade heute war ich in diesem…ähm…Markt einkaufen, der wahrlich nicht super ist! Aber auch nicht soooo furchtbar grottenschlecht, wie ihn meine Vorschreiberin empfindet!
Wurst oder Fleisch, das nun im abgepackten Zustand auf Käufer harrt, würde ich allerdings dort auch nie kaufen; das habe ich jedoch auch nicht getan, als ein Fremdunternehmen die dortige Fleisch– und Wursttheke bedienungstechnisch betreute!
Frisches und nur wenig angegammeltes Obst und Gemüse bei NP zu finden ist tatsächlich Glückssache! Für solche Nahrungsmittel laufe ich aber gerne die geschätzten 300 Meter zur Schwarzen Olive, das ebenso, wie der Kaisers Supermarkt auf der anderen Seite der Yorckstraße liegt, im Unterschied zu den beiden so genannten Supermärkten aber frische Ware hat (mit anderen Worten: Bei Kaisers ist das Gemüse genauso gammelig, dafür aber erheblich teurer!).
Das NP-​Personal ist gewöhnungsbedürftig!!! Bei meinen ersten Einkäufen dort war ich davon überzeugt, dass es sich um ein ambitioniertes Ausbildungsprojekt für benachteiligte Schulabbrecher handeln muss! Es scheint sich aber um die Stammbelegschaft zu handeln! Und selbige passt gut zur Kundschaft, die von meiner Vorschreiberin unter ihrem Punkt sieben durchaus treffend charakterisiert wurde! Zu ergänzen wäre dieser Punkt jedoch durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rathauses Kreuzberg, die Rund um die Mittagspause (11.30 — 14.00 Uhr?) das NP okkupieren und je nach Körperfülle bzw. Weltanschauung wahlweise eine Flasche Wasser, ein trockenes Körnerbrötchen und eine Mango oder Kartoffelsalat und Cola zurück in ihr Büro transportieren!
Klar — es prollt heftig dort, aber das ist eben (auch) Kreuzberg! Nicht Schicki-​Neureich, sondern häufig arm, ausländisch, viele Alkis und viele alte Menschen. Die passen schon dort hin, denn NP ist oft wirklich erstaunlich «billich»!
Und wer kein Auto besitzt und damit bei den Großheimern den Wocheneinkauf erledigen kann, hat in dieser Wohngegend die Wahl zwischen Kaisers (Yorckstraße) und Kaisers (Bergmannstraße) und Kaisers (Friedrichstraße/​Mehringplatz) und Plus an der Bergmannstraße; den Unterschied zu NP kann ich allerdings nicht wirklich erkennen.

Von allen grottigen Supermärkten in Kreuzbergs ist dieser vermutlich einer der grottigsten, auch wenn er zur EDEKA-​Gruppe gehört. Aber gemach, man soll nicht vorschnell urteilen. Da hilft nur eins: die sachliche Analyse mit PRO und CONTRA.
PRO
1. Hier kauft man preiswert ein, oder besser gesagt billich. Alles ist hier billich, im Durchschnitt ca. 20% unter dem Preis-​Niveau anderer Supermärkte, wie EDEKA, Kaiser’s, ReWe. Es handelt sich also um einen Billich-​Supermarkt, vergleichbar mit Aldi, Lidl etc.
2. Manche Artikel sind billich und sogar gut, besonders wenn es sich um die EDEKA-​eigene Marke «gut und günstig» handelt oder um teils hervorragend schmeckende Bio-​Produkte, die in Bioqualität manchmal soviel kosten wie Nicht-​Bio woanders.
3. Die Kassiererinnen und Kassierer sind sehr freundlich und hilfsbereit, auch im größten Stress.
4. fällt mir nichts mehr ein.
CONTRA
1. Der Laden ist ohnehin sehr eng, aber zusätzlich vollgestellt mit allen möglichen Artikeln, teilweise ohne Preisschild an der Ware oder an den Warenträgern.
2. Optisch und qualitätsmäßig sind Obst und Gemüse häufig unakzeptabel. Man braucht manchmal ein gutes Auge, um Ware zu finden, die weder angefault noch vertrocknet ist. Am besten gleich am frühen Morgen einkaufen! Ist hier eigentlich jemand fürs Aussortieren mangelhafter bzw. verdorbener Ware zuständig?
2. Non-​Food-​Aktionsware auf den Tischen wird offenbar selten oder nie sortiert, sondern stattdessen einfach liegengelassen. Manchmal wochenlang. Die Preisschilder davor sind hoch interessant. Man kann eine Art Waren-​Memory spielen. Ein Beispiel? Auf dem Preisschild steht: Jogginghose. Aber wo ist der Artikel dazu? Gibt es ihn überhaupt? Ich halte ein Bündel Gefrierdosen in der Hand. Nicht schlecht! Was mögen die wohl kosten? An der Ware steht kein Preis …
3. Die Marktleitung hält es offenbar nicht für nötig, das Angebot zu kontrollieren, Regale aufzufüllen oder einfach mal aufzuräumen bzw. all dies zu organisieren. Wer nach 18.00 Uhr hereinkommt, findet gelegentlich einfach ins Regal gestopfte Artikel vor, die mit dem Preisschild darunter oder darüber nichts zu tun haben. Wenn es einen Artikel nicht (mehr) gibt, werden die Lücken mit anderer Ware gefüllt. Vielleicht merkt es ja keiner … In den Gefriertruhen liegen ab Nachmittag oft durcheinandergeschmissene Packungen von allem Möglichen. Gut für sportliche Kunden, denn hier hilft einzig der kühne Sprung in die Truhe, um mit viel Glück das Gesuchte zu finden.
4. Statt der ehemals kundenfreundlichen Käse-​Wurst-​Frischfleischtheke gibt es nur noch Truhen mit portioniertem Billigfleisch. Ein Zugeständnis an die vermutet weniger kaufkräftige Kundschaft?
5. Niemals — ich wiederhole: niemals! — würde ich hier Brot oder Brötchen aus der SB-​Abteilung kaufen, denn hier grabbeln die Kunden (oft Jugendliche aus den umliegenden Hostels) gern mal die Backwaren an. Personal steht daneben, sagt und tut nix. Bäh!
Womit wir beim nächsten Punkt sind:
6. Personal: Mit Ausnahme der Kassiererinnen (siehe PRO) scheinen die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entweder unsichtbar oder renitent zu sein. Einige Beispiele:
Frage: «Entschuldigung, wo finde ich denn jetzt die Instant-​Hühnerbrühe?» Antwort: «Weeß ick doch nich.»
Frage: «Ach bitte, was kostet das kleine Regal hier. Es steht kein Preis dran.» Antwort: «Ich verdiene hier nichts, also weiß ich auch nichts.»
7. Publikum. Teilweise gewöhnungsbedürftig! Wer bisher gedacht hat, das alte Kreuzberg 61 sei Schicki-​Micki-​Gegend geworden, darf sich hier eines Besseren belehren lassen. Zille lässt grüßen! Es prollt gar heftig an allen Ecken und Enden: Der olle Suffkopp von nebenan schlappt durch den Laden, arabische Bengels, die vor Kraft nicht loofen können, tollen schreiend herum, griesgrämige Hartzer, verschämt lächelnde Nachbarn, dazu sozial herausgeforderte Mütter und Väter mit krakeelenden Jören und arme Omis mit gerade mal soviel Kröten im Portemonnaie, dass sie sich den Flachmann Billich-​Branntwein kaufen können. Merke: Es gibt einen Grund, warum vor diesem Geschäft kein Motz-​Verkäufer steht … Wohlmeinende — so wie ich — finden hier das alte Berlin von Döblin & Co. zzgl. internationalem Flair, vor allem mit levantinischem Hintergrund.
Manchmal braucht man sehr viel Humor und vor allem eine stabile Psyche, um die aufgestaute Wut sowie die Austragung sozialer und familiärer Konflikte in der Kassenschlange zu ertragen. Nichts für sensible Gemüter!
Fazit: Offenbar ein nicht souverän geführter Supermarkt, wobei sich das mangelhafte Engagement der Firmenleitung negativ auf das Angebot, die Atmosphäre und auf das Kundenverhalten auszuwirken scheint. Vielleicht in Grenzen als Touristenattraktion geeignet, allerdings zurzeit weniger als Geschäft, wo ich gerne einkaufe. Es kann nur besser werden!

Dieser Supermarkt befindet sich in der Yorkstraße 14, quasi gegenüber vom Kaisers, was den Vorteil hat, wenn man nicht alles bei NP kriegt, dann kann man schnell zum Kaisers und es da holen.
Der NP Supermarkt hat in meinem Augen ein ausreichend großes Sortiment. Die Preise sind auch sehr gut, einer der günstigsten Supermärkte in Kreuzberg.
Optisch sieht man es dem Supermarkt aber auch an das er «billig» ist, was mich aber nicht stört, solang der Preis stimmt.