Tip – Das Stadtmagazin

Nachdem ich mehrere Jahre den TIP im Abo hatte und es jeweils partiell lesend nutzte, habe ich das TIP-​Abo nun (2014) gekündigt und dafür gibt es vielfältige Gründe.
Diese hatte ich sowohl der Redaktion als auch der Abo-​Abteilung mitgeteilt, aber es erfolgte keinerlei Reaktion. Diese Mischung aus Arroganz und Ignoranz spricht auch für sich, aber nicht für das (herunter gewirtschaftete) tip-​Magazin.
Hier ein paar Gründe, weshalb ich mit dem tip-​Magazin nichts mehr anfangen kann:
Aus meiner Sicht ist der gravierende Punkt die Oberflächlichkeit. Das tip-​Magazin wirkt auf mich inzwischen wie ein 030-​Anzeigen-​Journal. Viele bunte Bildchen, reichlich Party-​Jecken und Selfie-​Blödsinn.
Die redaktionellen Beiträge sind inhaltlich oft sehr dünn, selten engagiert
und bewegen sich thematisch oft im Spektrum der Hip-​Hot-​und-​Holy (eigentlich eher: Aufgesetzt & Hohl) — Szene. Ein bisschen Essen, ein bisschen Tanzen und unter Literatur: «Türsteher-​Lebensansichten»!
Für Menschen in der Pubertät (prä– und post– inklusive) ist das sicher
wahnsinnig aufregend, für mich ist es uninteressant.
Als i-​Tüpfelchen sehe ich dann noch die Verbindung zwischen Anzeigen
und redaktionellen Textbausteinen sowie zwei E-​Mails eines Redakteurs,
der sich ein Buch als Rezensionsexemplar schicken ließ, aber
vom Inhalt überfordert war und meinte, der TIP hätte mit historischen
Themen nicht so viel am Hut. Stimmt: Stattdessen allerlei «Feuchtgebiete»: Blut, Tränen, Sperma und Alkohol. Wie bei Sat1 und RTL…
Mit dem letzten Relaunch war nicht einmal das TV-​Programm mehr nutzbar (36 Sender auf zwei Seiten gequetscht und nur mit der Lupe zu lesen) und somit kann man sich das tip-​Magazin wörtlich und getrost sparen.

Der Tip als Stadtmagazin hat viele Wandlungen durchlaufen und ist offenkundig dem Druck des Printmarktes ausgesetzt — dennoch gibt es genug Gründe für Berlininteressierte, ihn immer wieder zur Hand zu nehmen. Eine absolute Katastrophe allerdings ist der Umgang mit Abonnement-​Kunden. Ein Halbjahres-​Abo zu bestellen und als Überraschungsgeschenk an eine andere Adresse liefern zu lassen ist für die Raufeld Verlag GmbH eine zunächst unlösbare Aufgabe. Nach zahlreichen Email– und Telefonkontakten klappte dann wenigstens zeitweise die Lieferung, wurden aber die Namen von Liefer– und Rechnungsadresse dauerhaft und offenbar irreversibel vertauscht.
Anrufe beim Tip-​Kundenservice verlaufen derart unprofessionell, patzig und besserwisserisch, dass man sich in die 70er Jahre zurückversetzt fühlt. Die Damen am anderen Ende haben entweder keine Ahnung oder halten Nicht-​Hinhören, Unterbrechen und Zurechtweisen von Gesprächspartnern für zeitgemäße Mittel der Kundenbetreuung. Ein hübsches Beispiel: Man fängt an hilfsbereit den eigenen Namen zu buchstabieren und wird unterbrochen mit «Ich hab schon verstanden, wie Sie heißen, ich habe ja zugehört -«, woraufhin der Name dennoch falsch eingegeben wird. Oder man ruft an wegen einer klar geäußerten Kündigungsfrage und hört nach langwieriger Feststellung der Kundendaten: «Und was möchten Sie jetzt zu Ihrer Rechnung wissen?»
Für die kurzen Momente, die ein Unternehmen auf diese Weise mit seinen Kunden verbringt, sind Anmutung und Haltung dieser Servicemitarbeiterinnen nur zum Kopfschütteln.
Das mitabonnierte Gutschein-​Geschenk blieb über Monate aus, trotz Nachfragen per Mail und Telefon. Immer wieder wurde auf einen zwischengeschalteten Dienstleister verwiesen. Schließlich der Leserservice an mit den Worten «Ich habe hier Ihre Gutscheine in der Hand und möchte Sie informieren, dass wir diese jetzt versenden…» Es passierte wieder nichts, dafür gab es dann einen zweiten Anruf desselben Wortlauts, was nicht zur Glaubwürdigkeit des Verlags beiträgt. Versendet wurden die Gutscheine natürlich nicht wie erbeten an die Rechnungsadresse, sondern an die andere.
Besonders schön am Ende eines solchen konfliktgeprägten und lösungsfreien Telefonats ist das regelmäßig geflötete und völlig sinnlose «Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?», was eine Attitüde gegenüber ganz offensichtlich unzufriedenen Kunden zeigt, die an Desinteresse und Unsensibilität kaum zu übertreffen ist.
Insgesamt ist die Lust gründlich vergangen, sich den Tip dauerhaft liefern zu lassen — alles, bloß keinen Kontakt mehr zu diesem Leserservice und lieber kostenlose Lektüre bei Bedarf im Café.

Es gab mal eine Zeit vor dem Internet als man unbedingt so eine Zeitschrift kaufen musste. Zu der Zeiten waren Zeitschriften wie Tip ein muss für jemanden, der ein interessantes Leben führen wollte — ohne sollte man überhaupt nichts mitbekommen. Aber erst kamen die Email Listen, dann kamen die Internetseiten, und jetzt hat man Facebook und Myspace, wo man sich über alle interessante Events informieren kann. Aus diesem Grund finde ich den Tip heutzutage etwas überflüssig. Trotzdem kaufe ich es ab und zu, wenn sie ihre kleinen Tip Guides veröffentlichen — die sind immer noch gut und voll mit vielen guten Ideen. Die Schreibe ist auch ein Stück weit besser als bei der Konkurrenz.

Wirklich oft habe ich mir die Zeitschrift noch nicht gekauft, wenn dann aus Langeweile auf einer Bahnfahrt oder für lange Wartezeiten beim Arzt.
Es gibt aber immer wieder tolle Berichte über unsere schöné Stadt und das kulturelle Angebot. Für Partys würde ich es eher nicht nutzen, aber das Theaterprogramm finde ich top!

In alten Zeiten griff man an Bahnhöfen in West-​Deutschland gern zum Tip um auf die Berliner neidisch zu sein und vor allem wegen des vorzüglichen Kinoprogramms. Man legte den Tip dann lässig zu ein paar zufällig verteilten Ausgaben des «New Yorkers» und fertig war der Weltstadt-​Flair links vom Sofa. In Zeiten von Internet und geheimen Einladungen bei Facebook sind, mal abgesehen vom «New Yorker», so ziemlich alle Stadtmagazine ins Schwimmen geraten.
Die Liste der Termine wird nebensächlich und die Auswahl aus der Flut von Veranstaltungen zur neuen Herausforderung. Und das macht der Tip im kulturellen Bereich eigentlich immer noch sehr ordentlich, wenn auch, ähnlich wie in der «Zitty», die vielfältige Musiklandschaft der Stadt immer noch den tourenden Mainstreamgestalten untergeordnet wird.
Leider fehlt aber immer noch die Art von seriösem Journalismus, die einen den «New Yorker» teilweise jahrelang aufbewahren lässt. Stattdessen gibt es den üblichen Zeitgeistquatsch deutscher Machart, Einkaufstipps, platte Service-​Features und was eben sonst noch so reinpasst, wenn man im 20. Jahrhundert hängen geblieben ist. Die Auswahl ist beliebig, austauschbar und egal. Politik, Stadtkultur, Gesellschaftliches oder gar Problematisches tauchen nur auf, wenn von den tagesaktuellen Medien schon mal vorgewärmt.
Manchmal hat man bei diesen Stadtmagazinen langsam den Eindruck, dass sie eigentlich lieber aus einer Stadt ohne Menschen berichten würden.

Tip war in meinen Augen mal ein sehr gutes Stadtmagazin und ist neben der zitty auch immer noch eines der besten. Allerdings ist auch hier der Preis gestiegen und der qualitative Anspruch gesunken. Im Musikbereich werden nur noch Mainstream-​Themen besprochen und die Werbung macht einen weit aus größeren Teil im Magazin aus, als es früher der Fall war.
Schade, schade, aber wahrscheinlich geht es allen Printmagazinen so, einen Weg auf dem schmalen Grad zwischen Existenzsangst und Anspruch zu finden.
Wäre der Preis ein anderer, würde ich es sicher ab und an noch einmal kaufen.

Der Tip ist mein Tipp, wenn es darum geht ein Kulturmagazin für und über Berlin zu empfehlen.
Ich habe hier mal Praktikum gemacht und fand die Arbeit in der Redaktion ausgesprochen freundlich und auch anspruchsvoll. Als Praktikantin durfte ich sogar an der Titelstory mitschreiben, das war schon cool und vergütet wird das Ganze auch noch, da ist man bei der Konkurrenz als Praktikant ganz anderes gewohnt.
Wer z.B. eine Woche Urlaub in Berlin macht und wissen will wo was läuft — vom Theater, über Musik bis zu Kunst und Köstlichkeiten für den Gaumen — der sollte sich den Tipp kaufen.
Aber auch für Berliner lohnt es sich, da man das Fernseh– und Kinoprogramm inklusive drin hat.
Ich mag den Tipp und das nicht nur, weil ich dort mal gejobbt habe.

Tip oder Zitty, bei mir wurde es mit der Zeit der Tip. Klare Struktur, alteingesessen und doch jung geblieben. Im Osten längst angekommen und bemüht, immer den Mitbewerbern einen Schritt voraus zu sein. Wenn man die Veränderungen des Zitty betrachtet, war der Tip vorher schon auf dem richtigen Weg.
Ausser Zitty und Tip würde ich übrigens kein weiteres Stadtmagazin für Berlin wirklich empfehlen.

Unverzichtbares Paradepferd der westlichen Stadthirschen, die neuerdings auch ostwärts pirschen. Immer auf der Suche nach dem neuen Kick, haben alle nur den Hype im Blick. Das Gute, Alte, Wahre schimmelt manchmal auf der Bahre… Tip Magazin Berlin hat viel vor und geht verstärkt online. Das dicke Heft wird trotzdem nicht dünner und hat längst Kultstatus als informatives buntes Stadtmagzin, trotz mancher Betulichkeit.
Lesenswert sind auch die Sonderhefte über Gastro und allerlei Wellness bzw. Lebensart. etc. und zu aktuellen Themen.
Neben dem Zitty und dem tredigen Prinz ist das Tip-​Magazin eindeutig der Marktführer für Stadtinformation und Unterhaltung in Berlin.