Rating des Ortes: 5 Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen
Das Kuhhirten-Denkmal, von alteingesessenen Bürgern als«Kupferkerl mit Hund und Horn» bezeichnet, erinnert an Fritz Kortebusch, den letzten, von der Gemeinde Bochum bestellten Kuhhirten. Für mich ist es aber auch eine Reminiszenz an die«beschauliche» Zeit vor der«industriellen Revolution», als das Ruhrgebiet noch aus kleinen Ackerbürgerstädten bestand. Im Jahre 1858 wurde Kortebusch angestellt und erhielt vom Bürgermeister, als Zeichen seines Amtes, ein Brustschild und ein blechernes Horn. Jeden Morgen, um fünf Uhr blies Kortebusch in sein Horn. Die Bochumer Bürger mussten dann ihre Kühe und Ziegen auf die Straße bringen. Kortebusch zog dann mit dem Vieh über die Hauptstraße auf die«Vöde», eine Art Gemeindewiese, die außerhalb der Stadttore lag. Abends um sieben Uhr wurde den Eigentümern das Vieh zurückgebracht. Das Ruhrgebiet ist quasi die Keimzelle der«industriellen Revolution» in Deutschland. Mit der zunehmenden, schnellen Industrialisierung hielten die Bürger der Städte immer weniger Vieh. In Bochum hatte es die Folge, daß am 25. Juli 1870 der letzte Viehaustrieb stattfand. Die schnelle Entwicklung Bochums von Ackerbürgerstädtchen zum Industriestandort machte den Kuhhirten überflüssig. Das Kuhhirten-Denkmal wurde 1908 aufgestellt. Es stand auf dem damaligen Marktplatz. Dort verblieb es, bis es im Zweiten Weltkrieg demontiert und eingeschmolzen wurde. Die Nazis brauchten Material für die Rüstungsindustrie. 1961 wurde ein neues Kuhhirten-Denkmal projektiert. Feierlich eingeweiht wurde es 1962. Geschaffen wurde es von dem Bochumer Bildhauer Walter Kruse, der zugleich als Kunsterzieher an der Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule tätig war. Kein Besuch der Bochumer Innenstadt endet, ohne daß ich dem Kuhhirten-Denkmal einen kurzen Besuch abstatte. Von Kunst verstehe ich nicht besonders viel, aber dieses Denkmal ist nicht nur Kunst, es verströmt auch ein Odium von Geschichte. Wer Bochum besucht, sollte es sich vielleicht mal anschauen. Es lohnt sich.