Pauluskirche

Inmitten des Trubels der Bochumer Innenstadt, in der Fußgängerzone,
zwischen dem Kaufhaus Balz und dem ehemaligen Kaufhaus Kortum,
in dem der «Der große Bellheim» gedreht wurde, liegt als ruhender Pol die
Pauluskirche. Ein unvergesslicher Eindruck für mich, als ich, ein
frischgebackener Student der Ruhr-​Universität, erstmals die Bochumer
City durchstreifte.
Die Pauluskirche ist die älteste protestantische Kirche Bochums. Sie
wurde aufgrund des Westfälischen Friedens 1648 erforderlich. Für
den Bau einer protestantischen Kirche fehlte aber das Geld, und
so ergingen Spendenaufrufe in den Norden, bis in die Niederlande
und nach Dänemark. Und siehe da, Engagement, Glauben und
Solidarität bewirkten, daß soviel Geld gesammelt werden konnte,
um am 26. April 1655 den Grundstein für die Pauluskirche zu legen.
Zwischen 1655 und 1659 wurde die Pauluskirche erbaut.
Konzipiert als eine schlichte Hallenkirche, im Stile der Renaissance.
Was mag diese Kirche wohl alles gesehen haben, bis sie bei
einem schweren Luftangriff der alliierten Luftstreitkräfte, am 12. Juni
1943 vollständig zerstört wurde.
Zwischen 1949 und 1950 wurde die Pauluskirche wieder aufgebaut.
Am Reformationstag 1950 erfolgte die Einweihung. Wieder betont
schlicht und einfach, wie es sich für eine protestantische Kirche
gehört.
Über dem Portal die Inschrift
«PAX INTRANTIBUS — SALUS EXEUNTIBUS.
Friede beim Eingang– Heil beim Ausgang.
Genauso so schlicht und einfach wie das äußere, dorfkirchenähnliche
Erscheinungsbild der Kirche, ist auch die Innenausstattung. Hinter dem
Portal ein kleiner Vorraum mit einer Anschlagtafel für Ankündigungen
und Hinweise. Hinter einer einfachen Pendeltür betritt man dann
den Saal und hat einen Blick, entlang des Mittelganges, auf den schlichten
Altar und auf die wunderschönen Buntglasfenster hinter dem Altar und
seitlich davon. Sie stellen Szenen aus dem Leben des Apostel Paulus
dar. Das Fenster links des Altars zeigt die Steinigung des Stephanus.
Das Fenster hinter und über dem Altar ist eine Darstellung des
Damaskuserlebnisses des Paulus. Das Fenster rechts vom Altar zeigt
die Predigt des Apostel Paulus in Athen. Auf allen drei Fenstern ist ein
gelber Lichtstrahl zu sehen, der den alles durchdringenden Geist Gottes
symbolisiert. Alle drei Fenster sind aus echtem Antikglas hergestellt.
Geplant und realisiert wurden sie von K. Willy Heyer (1900 – 1976) zu
Beginn der sechziger Jahre.
Neben Fotos und Zeichnungen der Pauluskirche, rechts und links vom
Eingang, sind diese Buntglasfenster der einzige Schmuck.
Noch besonders zu erwähnen: im Wechsel mit einer katholischen
Kirche finden hier Trauergottesdienste für verstorbene Menschen ohne
Angehörige und Obdachlose statt. Die Gottesdienste für «Unbedachte»,
so werden diese Menschen hier feinfühlig und liebevoll genannt. Und
diese Gottesdienste sind immer sehr gut besucht. Eine Namensliste und
ein brennendes Licht erinnern seitlich des Einganges an die Unbedachten.
Die Pauluskirche ist eine «offene Kirche», tagsüber fast immer geöffnet,
kann sie jederzeit betreten werden. Um der Hektik und dem Getriebe
der Stadt zu entfliehen, um einen Augenblick der Ruhe und Besinnung
zu finden, oder auch nur, um ein kurzes Gebet zu sprechen.
MEINEN DANK AN FRAU STUETER, DIE MIR SO VIEL WISSENSWERTES
ÜBER DIE PAULUSKIRCHE BERICHTETE.

Während ich in der Bochumer City vor den Junggeselleneichen stand, mich dann mal im Kreis drehte, fiel mir seitlich ein kirchliches Gebäude aus mächtigen Steinen auf: Die Paukuskirche,
mitten in der Fußgängerzone.
Vor 350 Jahren war die Grundsteinlegung, die ersten Lutheraner wollten eine eigene Kirche haben. So geschah es.
Dann aber, in der Neuzeit im Frühjahr 43:
Zerstörung durch die englischen Bomben. Es waren die Tage der
«Battle of the Ruhr», die Engländer unter dem Bomber Command griffen Essen an und in diesem Zuge auch dreimal Bochum.
Die Bewohner Bochums sangen damals voller Sarkasmus:
«Lieber Tommy, fliege weiter, hier wohnen nur die Ruhrarbeiter.
Fliege weiter nach Berlin, da haben Alle „JA“ geschrien»
Es half aber nichts, im Zuge der Angriffe wurde die kleine Pauluskirche nicht verschont.
Aber, voller Mut und Kraft, wurde die Kirche wieder aufgebaut
und steht heute als Ruhender Pol in der Fußgängerzone, inmitten der Geschäftigkeit.
Warum erzähle ich das eigentlich?
Es soll keine Geschichte über die Kirche werden, obwohl auch hier hochinteressante Fenster von Künstlerhand zeugen.
Mir ist halt beim Bochumspaziergang die Kirche und ihre offenen Türen aufgefallen. Also ging ich hinein und stellte fest, daß links ein ovaler Tisch mit Stühlen stand und die Menschen einlud, einfach hier zu verweilen.
So als eine Art Kommunikationsort.
Es waren eine handvoll älterer Menschen anwesend, Jüngere kamen hinzu, ich wurde freundlich begrüßt.
Eine gute Idee, Menschen einfach anzunehmen und einen Ort zu bieten, ins Gespräch zu kommen.
Ganz sicher ein Platz, den viele Städte brauchten, denn jede Großstadt hat ihre einsamen Menschen, die so aufgefangen werden könnten.
Mir hat diese Idee gefallen, wobei es dann noch in einem Nebengebäude ein Café gab (z.Z. Urlaub), wo auch mal der Eine
oder Andere beim Kaffee weiterreden kann.