Klinikum Links Der Weser

Meine Bewertung bezieht sich ausschließlich auf die Palliativ-​Station dieser Klinik, die ich leider nicht als solche anlegen kann.
Die meisten von euch werden noch nicht einmal wissen, was «palliativ» eigentlich bedeutet. Es bedeutet, dass, im Gegensatz zu «kurativ» keine Heilung mehr möglich ist, sondern nur Linderung von Beschwerden.
Nicht alle Kliniken bieten eine solche Einrichtung; in Bremen gibt es dies im Krankenhaus «Links der Weser». Es unterscheidet sich — im Gegensatz zur allgemeinen Volksmeinung — durchaus von Hospizen, bei denen es nur noch um Sterbegleitung geht.
Aus einer palliativen Station wird man auch noch entlassen, um mit Hilfe von Pflegediensten die restliche Zeit seines Lebens zuhause verbringen zu können. Nach einer Zeit der Diagnose werden die häuslichen Pflegedienste entsprechend eingewiesen, um die Linderung fortsetzen zu können.
Die Palliativ-​Station von Links der Weser ist die erste, die ich erleben durfte. Von daher habe ich keinen Vergleich zu anderen. Aber für mich und meinen Partner ist sie — nach einem langen pflegerischen Leidensweg im Krankenhaus Bremen-​Ost und daheim — das schiere Paradies.
Für 8 Patienten gibt es dort 12 PflegerInnen, 7 ÄrztInnen, Sozialarbeiter, Seelsorger, Musik/​Psychotherapeuten, Physiotherapeuten und ehrenamtliche Mitarbeiter. Wir hatten Glück und rutschten da einfach in die Warteliste.
Durch diese entschleunigte Personalsituation kommt auch selten Hektik auf. Wenn man den Roten Knopf drückt, ist innerhalb von 1 Minute jemand vor Ort und kümmert sich sofort. Das war in den anderen Stationen in anderen Krankenhäusern durchaus anders: Da konnte schon mal eine halbe Stunde dauern, bis auf den Ruf reagiert wurde und dann noch mal eine halbe Stunde bis 4 Stunden, bis etwas unternommen wurde.
Das Aufnahmegespräch mit dem Arzt (ohne Kittel!) dauerte 1 ½ Stunden: Hier versucht man ganzheitlich ein Bild zu verschaffen, anstatt an einzelnen Symptomen rumzukurieren. Am Montag soll mit speziellen Teams des Krankenhauses noch beraten werden, wie noch Erleichterung geschaffen werden kann und weitere Maßnahmen vorbereitet werden können.
Die Zimmer (alle Einzelzimmer) verfügen alle über eine Terrasse ins Grüné (auf diese kann auch das ganze Bett nach draußen geschoben werden), elektrische Jalousien, elektrische Markise, TV, Radio /​CD-​Player. Auch kann unter einer großen Auswahl von CDs bei den Pflegern ausgeliehen werden.
Das farbenfrohe, naïve Deckengemälde über dem Bett soll konstant Bettlägrige aufheitern. Das ganze Zimmer ist in hellen, warmen Farben gehalten. Es wurde mir auch sofort angeboten, im Zimmer meines Partners zu übernachten. Es ist groß genug, um noch zwei Betten unterzubringen.
Das große Bad mit Toilette, Waschtisch, großer ebenerdiger Dusche wird mit dem Zimmernachbarn geteilt, ist aber durch einen einfachen Kippschalter zu verriegeln.
Toll ist auch die Initiative der Ehrenamtlichen, das Frühstück am Wochenende zu organisieren: Allen Patienten wird angeboten, an einem gemeinsamen Frühstück im Wintergarten teilzunehmen. Hier wird gemeinsam getafelt und nicht einsam Nahrung zu sich genommen. Die Ehrenamtlichen decken einen liebevollen Tisch, servieren alles incl. frisch zubereitetes Rührei. Eine prima Initiative, um sich kennen zu lernen und sich auszutauschen.
Es gibt auch eine große Küche, in der Angehörige für Patienten kochen können oder Gerichte in der Mikrowelle aufwärmen können. Ausreichend Arbeitsfläche und Spülmaschine, Kaffeemaschine, Wasserkocher … alles vorhanden.
Berührend auch das dicke Patientenbuch, in dem vor allem Angehörige ihre Erfahrungen mit der Palli und dem Tod eintragen.
Fazit: Ich bin so froh, meinen sterbenden Partner in so guten Händen zu wissen. Natürlich hätte ich ihn gern wieder daheim. Aber ich weiß, dass ich mich nie so gut um ihn kümmern könnte wie auf dieser Station. Und ich hoffe, viel zu lernen, um ihn besser unterstützen zu können.
Ende 2013 wurde die Grundsteinlegung für 4 weitere Zimmer gefeiert, also für 50% mehr Patienten. Tolle Sache, auch wenn der Förderverein bisher nicht genügend Geld zusammengekratzt hat, um das Pflegepersonal 1:1 aufzustocken.
Wegen der Verbände meine Partner wird jeden Tag was anderes probiert. Und das nicht alles per order mufti (sprich vom Arzt); kreative, neue Ideen kommen auch vom Pflegepersonal der Station.
Ab und zu mal gibt es auch durch die Ehrenamtlichen auch einen Kaffeeklatsch;
Frisch gebackener Kuchen, frischen Waffeln serviert mit Kaffee und Tee im Wintergarten. Jeder, der noch feste Nahrung zu sich nehmen darf, war herzlich zu langen Gesprächen eingeladen. Ich naschte an den Waffeln; mein Partner darf das leider nicht.
Kurz danach starb mein Partner, aber die Zeit in der «Palli» war für uns beide wichtig.