Stumpfkopf, M. Ritthoff-Lienau

Ein kleines aber feines Kunstwerk ist eines in den Wallanlagen, das kaum einer kennt: Ein 10 cm hoher Kopf aus Metall auf einem Baumstumpf. Um seinen Hals ist Stacheldraht gewickelt, er zieht die Stirn in Falten, scheint aber fast zu grinsen. Es handelt sich um ein Kunstwerk des Hamburger Künstlers Manfred Ritthoff-​Lienau. Noch nie gehört? Kein Wunder. Ritthoff-​Lienau legt nicht unbedingt viel Wert darauf, Berühmtheit zu erlangen. Die Werke des 54jährigen sind unverkäuflich und er arbeitet als Taxifahrer um sich seine Kunst überhaupt leisten zu können. Diese ist fast eine Form von Streetart — nur in Grünzügen. Er ‘verschönert’ zum Beispiel Baumstümpfe, indem er sie mit Gesichtern aus Blech versieht oder einen Kopf darauf befestigt. Seit 20 Jahren tut er dies, vor allem in Hamburg an der Alster. Dort gibt es ein ganzes Ritthoff-​Lienau-​Ufer — und nicht einmal der Künstler selbst weiß, wie viele Baumgesichter und Stumpfköpfe er schon geschaffen hat. Auch in den Bremer Wallanlagen kann man sie bewundern. Von dreien sind dort derzeit noch zwei übrig geblieben: der Kopf und ein Gesicht im Gebüsch am Wasserzug, links neben der Paula-​Modersohn-​Becker-​Büste, unweit vom ‘Stumpfkopf’.