112 Notruf

Wirklich gut, dass es sie gibt, die Retter unter 112.
Als Ersthelfer kann man eine Menge tun, um die Zeit bis zu ihrem Eintreffen zu überbrücken.
Das kann man sich hier angucken:

oder besser, einen Erste-​Hilfe-​Kurs machen und alles ausprobieren und trainieren.
Notruf!
Wenn nur ein Helfer anwesend ist, erfolgt die Alarmierung des Notrufs direkt nach Herstellen der stabilen Seitenlage oder nach Feststellung Keine normale Atmung vorhanden. Sind weitere Helfer vor Ort, erfolgt der Notruf so früh wie möglich.
Hinweis: Rufe so schnell wie möglich an bzw. lasse einen weiteren Helfer so schnell wie möglich anrufen!
Wenn man dabei aufgeregt ist, sollte man das dem Menschen in der Rettungsleitstelle am besten gleich sagen: «Ich bin aufgeregt! Bitte fragen sie mich!»
Er fragt dann nach dem Ort des Geschehens, danach was passiert ist, wie viele Verletzte oder Erkrankte zu versorgen sind, um welche Verletzungen es sich handelt. Er beendet das Gespräch auch, wenn er alle wichtigen Infos erfragt hat.
So ist es falsch:
Komm se schnell, komm se schnell! Es ist was Schreckliches passiert!” — Buff — aufgelegt.
Aber Gott sei dank werden Rufnummer und vom Festnetz auch Name und Adresse in der Leitstelle gespeichert, so dass dann unverzüglich ein Rückruf erfolgt. Kostet nur Zeit…

Duisburg und überall! Zum Glück!
Hey, Jungvolk! Kommt mal eben von der Tanzfläche! Daddy-​O muß Euch mal was mitteilen. Ihr werdets nicht glauben, nicht hören wollen, aber irgendwann werdet Ihr mir dankbar sein, daß ich es Euch erzählt habe.
Euch ist es vielleicht — beim Essen, beim Trinken, beim Pillen-​einwerfen, in der Umkleide oder beim Sex — aufgefallen: Ihr habt einen Körper! Das ist dieses hübsche, glücklicherweise noch gänzlich un-​verschrumpelte, leicht gebräunte, durch Sport, wie wir mal hoffen wollen, gestählte und durchtrainierte Fleisch-​und-​Blut-​Ding, in dem Ihr wohnt. Beziehungsweise lebenslänglich inhaftiert seid. Denn, ich weiß nicht, ob Euch das klar ist, aus Eurem Körper kommt ihr lebend nicht wieder heraus!
Gut. Dieses Körperding hat etwas mit Bäumen gemeinsam. Nein, nein, keine Angst, Ihr werdet nicht 20m hoch und grün auf dem Kopf! Bäume und Körper haben vielmehr gemeinsam, daß sie nie etwas vergessen. Sägt einen Baum auf: Das schlechte Wetter von Anno weißnichmehr ist in den Jahresringen abgespeichert! Sägt einen Körper auf, oder, née, das laßt jetzt mal lieber. Was ich sagen will: All die durchzechten Nächte, alle Drogen, die Ihr eingeworfen habt, der Stress am Tag, die Biere am Abend, die zig Kilometer Zigaretten, die Ihr weggeschmaucht habt, das Beziehungsgenerve, das Theater mit den Kids, der Zoff im Job: Das ist nicht alles weg, wie Ihr glaubt, sondern Euer Körper merkt sich das. Körper haben ein Gedächtnis wie Elefanten.
Nun hat Euer Körper außer mit Bäumen auch etwas mit Kellnern gemeinsam. Nein, nicht die Muffligkeit und den Trinkgeldhunger, sondern: Mag der Abend noch so schön gewesen sei, irgendwann bringt der Kellner-​Körper die Rechnung für alles. Zeche prellen gilt nicht. Ihr fragt, wie man sich das vorstellen muß?
Tja. Ich will Euch nicht mit Wartezimmer-​Geschichten anöden. Ich weiß, Ihr glaubt, Ihr seid unsterblich, und der Kellner kommt nie. Kommt er wohl. (Tröstet Euch ruhig damit, daß das ja noch laaange hin ist. HaHaHa) Vielleicht spürt Ihr so eine Art konzentrierter Mulmigkeit in der Brust, eine Ärgerlichkeit, eine Beschwerlichkeit, eigentlich schon ein Schmerz, so ein, verdammt! verdammt! tut das weh! so ein Ziehen bis in den Arm hinein oh, oh, ooohh. das wird doch nicht? doch nicht ausgerechnet bei mir? ein Herzinfarkt sein? Née. nein, nö, nicht? oder. doch? (Panik. Visionen vom Sensenmann. Und ich wollte doch noch)
So. Und was macht Ihr jetzt? Pflaster, Salbe, Nasentropfen? Könnt Ihr bei Herzinfarkt nahezu vergessen. Bringt nichts. Aspirin auch nicht. Die Panik steigt. Also?
Was Ihr wahrscheinlich trotz Eurer Panik und der bedrängenden, beklemmenden Nähe des Sensenmannes immer noch könnt, ist:
Drei Zahlen memorieren. Die Zahlen Eins-​Eins-​Zwei (112). Die tippt Ihr jetzt in Euer Telefon. Wenn Ihr Glück habt, und davon gehe ich aus, werdet Ihr nicht mit einem Call-​Center im indischen Mumbay verbunden, sondern mit der Rettungsambulanz in Eurer Stadt. Jetzt müßt Ihr noch ein paar Sekunden die Nerven behalten. Geht das? Gut. Erzählt der Tante am Telefon von Euren Beschwerden; faßt Euch kurz. Ach, und bitte: Vergeßt vor allem ja nicht, Eure Adresse durchzugeben!
Dann legt Ihr auf und setzt Euch wo hin. Ihr dürft Euch jetzt ein bißchen krümmen, stöhnen, jammern. Klar, Ihr wollt noch nicht sterben. Sterben ist doof. Gibt noch so viel Leckeres zu essen, so hinreißende Frauen, so wunderbar trocken ausgebauten Riesling! Und außerdem seid Ihr doch erst 30? 40? 50? (Na und, sagt der Sensenmann, Janis Joplin und Jimi Hendrix waren keine 30, als wir) — Während Ihr noch fruchtlos und angstvoll sinniert, es sind noch keine sieben, acht Minuten vergangen (!!!), kommt bereits mit Sirenen-​Tatüütataa (in diesem Moment ist das das köstlichste Ton-​Intervall, das Ihr Euch vorstellen könnt!) die Rettungsambulanz.
Im Nu seid Ihr von hoch-​kompetenten, konzentrierten Rettungssanitätern bzw. — medizinern umzingelt, die Euch betreuen, beruhigen, betüdern und allgemein den Eindruck vermitteln, genau zu wissen, was sie tun. Ehe Ihr noch mal bis drei gezählt habt, liegt ihr schon auf einem schönen Bettchen mit Rollen unten dran, habt eine Kanüle im Arm, schaut in den Himmel empor, werdet in den Wagen geschoben und keine zehn Minuten später seid Ihr in der Klinik, lebt noch, und bevor ihr erstmal kurz überschlummert, lächelt Ihr im beseligenden Gefühl, daß man sich um Euch kümmert.
Ist es nicht wunderbar, daß es das gibt: 112. Der Notruf. Die Rettungsambulanz: Sie passen auf Euch auf! Seid nett zu ihnen. Und zu Eurem lieben Körper auch. (to be continued)