Fachbereich Fremdsprachen der Vhs

LEGESLEGMEGVESZTEGETHETLENEBBEKNEK
Für Qyper ChiantiClassico, Master of Translation
Weil mir die öffentlich-​rechtlichen Jugend-​Idioten-​Sender irrsinnig auf den Keks gehen in ihrer peinvoll-​schmerzhaft angestrengten Lustigkeit, höre ich fast nur noch Internet-​Radio. Ich will vom Radio nur Musik, Musik, Musik, und allenfalls noch die Uhrzeit. Für die tägliche Bespaßung meiner Laune & Gestimmtheit sind minderbemittelte Quatsch-​Kasperl der C-​Klasse, ich bitte schön, nicht zuständig!
Als Mac-​User und iTunes-​Nutzer habe ich idiotensicheren Zugriff auf ein paar hundert Sender, die für fast jede meiner täfgichen Stimmungen den passenden Soundtrack anbieten. Zum Beispiel in Zeiten, in denen ich nicht durchdrehe, sondern mich wie ein normaler Gesundmann benehme: The Buffalo, ein Country-​Folk-​Oldie-​Sender aus Chikago, glaub ich, könnten aber auch Kanadier sein, sehr laid-​back & cool, sehr unaufgeregt. Jedenfalls spielten die heute Altknaller aus den 70ern und 80ern, von Kris Kristofferson über Johnny Cash bis Bob Marley, was mir ein ziemlich frenetisches Schmunzeln in die Backen schraubte denn diese Hits von Annnoweißnichmehr erinnerten mich wieder an zwei legendäre Knalltüten aus meiner medialen Jugendzeit: Adolf Buddha Krämer und Sonja Kurowski.
Die kennt Ihr nicht? Das glaub ich wohl. Besagter Herr Krämer war früher mal Chief-​Musikredakteur beim WDR2 und die Sonja war eine ausgesprochen blonde Radio-​Moderatörin beim gleichen Sender. Zwei bis heute unvergessene Stars des Schlager-​Äthers, von engelhafter Ahnungslosigkeit und herzlichst erzdumm wie feuchtes Toastbrot. Was beide verband, schien damals eherne Einstellungsvorraussetzung beim WDR zu sein: Man durfte um Himmels Willen alles aber bloß kein Englisch können! Ich quiekte jedendenfalls schon vor Hingerissenheit und wurde sofort zum Fan, als Frau Kurowski den Neil-​Diamond-​Hit Love on the rocks folgendermaßen abmoderierte: Tja, meine liebe Hörerinnen und Hörer: Liebe auf Felsen! Das stell ich mir ja nun ganz schön unbequem vor! Doch, dem ist beizupflichten: Ein Bett im Doppelkornfell wäre da schon bequemer gewesen.
Sonja Kurowski war auch außermusikalisch unschlagbar. Einen Physiker, den sie über Neutrinos und andere subatomare Teilchen oder Dingelchen bzw. Effekte zu interviewen hatte, fragte sie beflissen: Und was ist da jetzt so drin? Wasserstoff?
Adolf Buddha Krämer aber, ein weiland bedeutsam-​progressiv-​vollbärtiger, pilotenbrillentragender Mann mit sahnigem Bariton und gusseiserner Selbstgefälligkeit ausgestattet, war aber noch einen Tick besser bzw. grottenblöder. Er blieb mir auf ewig unvergessen durch einen Radio-​Kommentar zu Bob Marleys klassischem, gleichsam unter Tränen lächelnden Song No woman no cry!, den ich gerade hörte. Ich bin kein Snob: Niemandem ist vorzuwerfen, das spezielle kreolische Patois der farbigen Jamaikaner nicht so gut zu beherrschen (obwohl es kaum eine Sprache gibt, die leichter zu verstehen ist!), aber diesen Trost-​Song, den Marley für seine Frau Rita schrieb und darüber hinaus für alle Frauen in den Ghettos von Kingston, die über ihre Lage zu verzweifeln drohten (Nein, Frau, nicht weinen!), mit der verdolmetschenden Wortgirlande… tja, liebe Hörer, das können wir Männer wohl alle mal unterschreiben: Keine Frauen, kein Ärger!’ zu umhäkeln, grenzte schon an eine gewisse diabolische Strunzdoofheit vulgo eine über bloße sprachliche Unbildung weit hinausgehende, einsichtsabweisende und blickdichte Grundignoranz
Gleichviel, Fremdsprachenkenntnisse zu erwerben ist ein vielfach bewährter Schritt, mit den eigenen, intern herrschenden Hirnfinsternissen und sperrholzigen Vernageltheiten aufzuräumen, um auf dem Dachboden mal etwas Licht und Welt-​Luft hineinzulassen. Es muß ja nicht immer Englisch sein. Warum nicht mal Türkisch lernen, um zu verstehen, was in der Bahn oder in der Nachbarschaft so geredet wird? (Meistens darüber, daß das neue Auto araba bald geliefert wird, und wo man günstig eine Hochzeit ausrichten düğün yapmak kann.) Oder man erprobt sich mal im melodiösen Sinsang des Mandarin! Oder, anderes Beispiel, für Intellektuelle: Ungarisch! Keine Weltsprache, gewiß, enthält aber dafür mein Lieblingswort: legeslegmegvesztegethetetlenebbeknek (der Allerunbestechlichste) herrlich läßt sich mit so etwas das Hirn trainieren! Ungarische Kreuzworträtsel, quadratmetergroß, müssen effektiver sein als Sudoku!
Wen ich überzeugt habe: Fremdsprachenunterricht muß nicht teuer sein! Bei der VHS gibt es dafür preiswerte Kurse, geleitet von guten, zumeist muttersprachlichen Dozenten, und, vom Vergnügen abgesehen, ist es für fast jeden bezahlbar, wenn man nicht gleich alle angebotenen Sprachkurse gleichzeitig belegt.
Mein Traum für lange gemütliche Winterabende: Mit lieben Menschen bei einem Humpen Schwarze Mädchentraube am Ofen sitzen, Internet-​Radio hören und dabei zusammen eine Partie Scrabble auf Ungarisch spielen, um sich gegenseitig den Horizont zu erweitern das wäre doch Alzheimer-​Prävention pur!