Alte Mälzerei

Die «Alte Maelzerei» ist ein sehr schönes Gebäude.
Wenn man in der Gegend ist kann man kurz vorbei,…extra hin ist aber nur für echte «Gebäude» Fans etwas ;-)

Zu den raren Teilen der selten gut erhaltenen alten Bausubstanz am Düsseldorfer Hafen gehört auf jeden Fall die denkmalgeschützte Alte Mälzerei. Der wunderschöné rot und gelb verklinkerte Industriebau liegt zwischen dem stillen Maki-​Solitär und dem grellen Colorium. Nur durch die Speditionstraße getrennt direkt am Hafenbecken. Der 60 Meter lange und 30 Meter breite Ziegelbau mit seiner reich gestalteten Fassade wurde 1897 vom Kölner Architekten August Grimm als Malzfabrik für die Firma Friedrich Küppers entworfen.
Nun sollte man sich vielleicht noch kurz in Erinnerung rufen was Malz ist: Malz ist durch Mälzung gekeimtes und getrocknetes Getreide (meist Gerste, auch Weizen, Roggen oder Dinkel). Für die Herstellung von Malz werden spezielle Getreidesorten, sogenannte Braugersten (meist zweizeilige Sommergersten, aber auch Wintergersten) oder Brauweizen eingesetzt. Diese sind in der Regel auf einen geringen Eiweißgehalt (wegen der höheren Ausbeute und der dunkleren Farbe) und eine hohe Keimfähigkeit bei gleichmäßigem Keimverhalten gezüchtet. Das gereinigte Getreide wird in Wasser eingeweicht und zur Keimung gebracht. Dadurch steigt der Wassergehalt auf ca. 40% an. Die Temperatur im Keimkasten wird bei ca. 15 °C gehalten. Im Mehlkörper (Endosperm) werden dadurch verstärkt Enzyme zum Eiweißabbau (Proteinasen), Stärkeabbau (Amylasen), des Weiteren Cellulasen und Pentosanasen gebildet. Diese Enzyme führen die Reservestoffe des Mehlkörpers in lösliche Stoffe über, die dem Keimling zum Wachstum dienen. Nach ca. 57 Tagen wird die Keimung durch schonendes Trocknen (Darren) beendet, der herausgewachsene Keimling entfernt. Das Malz ist danach lagerfähig. Für die Weiterverwendung wird es geschrotet oder vermahlen. (Wikipedia) Die bekanntesten Verwender für Malz sind Bierbrauereien, aber auch Whiskybrennereien und natürlich die Hersteller von Malzkaffee. Muckefuck.
In der Küpperschen Mälzerei also wurden das fröhliche Getreide gereinigt, gewässert, zur Keimung gebracht, getrocknet und wohl auch geschrotet und vermahlen. Später nahm sich die Dortmunder Union Kronen-​Brauerei der keimenden Sache an. Nach der Denkmalbehörde Düsseldorf wurde das Gebäude auf jeden Fall mehrfach geänderten Produktionsabläufen angepasst. 1942 erlitt das Gebäude sogar einen Kriegsschaden, dessen Folgen im Mauerwerk aber sorgfältig unter Verwendung ähnlichen Ziegelmaterials beseitigt wurden. Zum Ende der letzten Jahrtausendwende hin versank die Alte Mälzerei in einen Dornmälzchenschlaf und stand fünfzehn Jahre leer.
Im Jahre 2000 war Änderung in Sicht. Nach Plänen des Düsseldorfer Architekturbüros Dr. Bob Gansfort sollte die Alte Mälzerei zu einem modernen Büro– und Galeriegebäude mit großzügigen Lofts umgebaut werden. Das war gar nicht so einfach. Als Grundlage der Planung konnten lediglich zwei aus damaliger Zeit vorhandene Ansichten herangezogen werden, so Dipl.-Ing. Architektin Claudia Quambusch, die betreuende Kraft. Der Statiker musste den Status quo neu berechnen. Bei diesem als Mälzerei betriebenen Bauwerk mit seinen riesigen Einbauten eine schwierige, wenngleich vorrangige Aufgabe, um das geplante Umnutzungskonzept zum modernen Bürogebäude realisieren zu können. Im Innenbereich war deshalb eine behutsame Entkernung notwendig. Mälzereispezifische, über mehrere Etagen reichende Einbauten sowie diverse störende Treppenhäuser wurden entfernt. Auch eine Darre zur Malztrocknung störte. In Abstimmung mit der Denkmalpflege konnte die Darre entfernt und gegen eine in der Formgebung korrespondierende Glasstahlfassade ausgetauscht werden, so Architektin Quambusch. Die Räume hätten wegen Raumhöhe und unzureichender Lichtzufuhr sonst kaum umgenutzt werden können. Das Wichtigste aber, die kunstvoll strukturierte Ziegelfassade des Industriedenkmals, blieb natürlich erhalten, wurde aber gereinigt und ausgebessert. Der größte Teil der Dachsilhouette blieb unangetastet. Auch zwei der drei für den Mälzereibetrieb so typischen Schornsteine mit dem großen Schaftdurchmesser überstanden die Veränderung. 2002 wurde das schöné Industriedenkmal seiner neuen Bestimmung zugeführt. Da war Bob Gansfort nicht mehr.
Nun ist die Alte Mälzerei beinahe schöner als zuvor. Zumindest außen. Innen stehen satte 7.800 Quadratmeter moderne Büroraumfläche zur Verfügung. Ergänzt um 500 Quadratmeter Restaurantfläche. Die frische Hafenluft macht hungrig.