Die Wasserträgerin

Betritt man vom Joseph-​Beuys-​Ufer aus das Rheingärtchen,
eine entzückende kleine Parkanlage, der man leider immer
noch die durch den Orkan «Ela» angerichteten Schäden
ansieht, gerät sie sofort ins Blickfeld. Die fast lebensgroße
Bronzeskulptur mit der Bezeichnung «Die Wasserträgerin»,
bereits in ihrem Entstehungsjahr 1925 von der Stadt gekauft
und 1928 in dem für sie gebauten ovalen Wasserbecken
aufgestellt.
Die Figur stellt eine unbekleidete Nubierin in schreitender
Form dar. Auf ihrem Kopf trägt sie einen großen Krug, der
durch eine Art Ring gehalten wird. Die Nubierin hält sich
beim Schreiten sehr aufrecht. Die Arme sind angewinkelt.
Die im Handgelenk abgewinkelten Hände sind mit ihren
Außenflächen auf den Hüften abgestützt. Die Beine wirken
muskulös. Die Front– und Seitenansicht des Kopfes weisen
eindeutig (ich gebrauche hier ausnahmsweise einmal diese,
wegen ihrer Verbindung zum Rassismus oft umstrittene
Bezeichnung) negroide Züge auf. Verstärkt wird dieser
Eindruck noch durch die langen, gekräuselten Haare.
Für mich strahlt diese Skulptur einfach nur natürliche
und ungekünstelte Schönheit aus. Natürlichkeit in reiner
Form.
Von den Nationalsozialisten wurde diese Skulptur als
«entartet» diffamiert. Wohl nicht nur, weil sie nicht
dem (nicht vorhandenen) Kunstverständnis der Nazis
entsprach, sondern wohl auch, weil der Erschaffer der
Wasserträgerin, Bernhard Sopher (1879 – 1949) jüdischer
Abstammung war. Außerdem war Bernhard Sopher Mitglied
der Künstlervereinigung «Junges Rheinland», um die
Galeristin, Mäzenin und guten Geist der Düsseldorfer
Künstler, Johanna Ey. Und das «Junge Rheinland» und
«Mutter Ey waren den Nazis von Anfang an suspekt.
Bereits im Jahre 1934 mit Berufsverbot belegt, emigrierte
Sopher 1935 in die USA.
1838 sollte die «Wasserträgerin» abgebaut und danach
eingeschmolzen werden. Die Ehefrau Sophers rettete die
Skulptur vor der Vernichtung. Sie kaufte die Nubierin,
indem sie der Stadt Düsseldorf das an ihren Mann
gezahlte Künstlerhonorar zurückerstattete. Nach dem
Ende des II. Weltkrieges stellte sie die Skulptur dem
Kunstmuseum Düsseldorf zur Verfügung. Und seit 1954
kann die Wasserträgerin wieder an ihrem alten Platz, in
dem Wasserbecken im Rheingärtchen, von den Betrachtern
bewundert werden.
Welch eine Schönheit wäre uns da verlorengegangen.