Düsseldorfer Jonges

«Tradition ist nicht das Bewachen der Asche,
sondern das Schüren der Flamme.»
Jean Jaurés (1858 – 1914), französischer Philosoph und Politiker
«N’ovend leeve Jonges»! So begrüßt der Vorsitzende die anwesenden
Mitglieder dieses Heimatvereins bei ihren regelmäßigen, dienstags
stattfindenden Treffen. Nur heißt der Vorsitzende hier nicht Vorsitzender.
Bei den Jonges heißt er «Baas», ein aus dem niederdeutschen
stammender Ausdruck für Meister oder Chef. In den Niederlanden
wird dieser Begriff teilweise heute noch verwendet. Und aus der
Verballhornung dieses Wortes entstand das englisch-​amerikanische
«Boss».
Gegründet wurde dieser Heimatverein bereits 1932. Heute hat er
mehr als 2600 Mitglieder. Die Mitglieder sind wiederum in 50
Tischgemeinschaften organisiert, die für fremde Ohren seltsame
Namen tragen. Namen wie: Blootwosch-​Galerie, Geeßer Jongen,
Us d’r Lamäng oder Retematäng. Retematäng ist beispielsweise
eine Verballhornung von «Rue de Matin». Als Napoleons Truppen
Düsseldorf besetzten, wurde die Ratinger Straße in «Rue de Matin»
umbenannt. Bei den Düsseldorfern, die kein französisch konnten,
hieß die Straße schnell «Retematäng.»
An der Spitze einer jeden Tischgemeinschaft steht der sogenannte
Tischbaas. Die Tischgemeinschaften sind die Säulen des Vereins.
Die Düsseldorfer Jonges fühlen sich der Heimatgeschichte, dem
Brauchtum, der Mundart, der Pflege des Stadtbildes, der Baukultur,
den Denkmälern, den kulturellen und sozialen Aufgaben verpflichtet.
Bei all diesen Themen melden sich die Jonges zu Wort, wenn es
um die Interessen der Stadt geht. Heute demonstrierten sie zum
Beispiel am Kö-​Bögen. Thema: der geplante Abbau der alten und
sehr schönen Gaslaternen in der Altstadt.
Zu den Veranstaltungen der Jonges werden in– und ausländische
Fachleute mit großer Reputation in ihren jeweiligen Fachgebieten
eingeladen, egal, ob es sich um kulturelle, politische, wirtschaftliche
oder kirchliche Themen handelt.
Darüberhinaus kooperiert dieser Heimatverein mit den Düsseldorfer
Hochschulen. Er vergibt Förderpreise für Wissenschaft, für Architektur,
Stadtplanung und –entwicklung, bildende Kunst und Musik.
In der monatlich erscheinenden Vereinszeitschrift «Das Tor» werden
Artikel zur Stadtgeschichte, Stadtentwicklung, Denkmalpflege,
Brauchtum und Kultur abgehandelt.
Jeder kann Mitglied werden. Er braucht nur zwei Jonges, die seine
Mitgliedschaft befürworten.
Ohne die Düsseldorfer Jonges wäre Düsseldorf nicht Düsseldorf.
Ihr Engagement und ihr finanzieller Einsatz hat viel für Düsseldorf
erreicht. Einige Denkmäler würde es ohne sie nicht geben, andere
würden längst keinen schönen und erfreulichen Anblick mehr bieten,
weil es nämlich die Jonges sind, die für ihre Pflege sorgen.