Golzheimer Friedhof

«Golzheimer Friedhof «
Baujahr 1805, Maximilian Weyhe. Vier Hektar groß.
Im Jahre 1982 unter Denkmalschutz gestellt.
Wie ich diesen Friedhof, oder die Grünanlage,
oder besser noch diesen Friedhofspark liebe.
Meine Besuche dort kann ich nicht mehr zählen.
Aber bei jedem Besuch überkommt mich das Grauen
wie in Düsseldorf mit dem Denkmalschutz umgegangen
wird. Es wird, wie bei dem Tausendfüßler, solange
gedreht und gewendet, bis man ein Schlupfloch gefunden
hat, um den Denkmalschutz zu umgehen.
Bürgerproteste werden einfach ignoriert, so nach dem
Motto, was will das normale Volk denn.
Also muss man dankbar werden, und sich an dem noch
vorhandenen Teil erfreuen.
Der auch Dank der Bürgerinitiative «Rettet den Golzheimer
Friedhof» noch vorhanden ist.
Es ist wunderschön, friedlich, verwunschen, und wie aus
einer anderen Zeit hier.
Es gibt Grabsteine die man nur hier sehen kann.
Überwuchert von Efeu, mit fast unlesbarer Inschrift.
Und es überkommt einen eine wunderbare Ruhe, wenn
man die langen Alleen langsam entlang wandert.
Historische Daten gibt es genug, aber das Gefühl, das
einem bei der Betrachtung der historischen Gräber
überkommt, an die zweiunddreißig Kindergräber, die hier
noch existieren, kann man nur bei einem Besuch erleben.

Umgeben von der Klever und der Fischer Straße, dem Oberlandesgericht, der Victoria Versicherung und der Robert-​Schumann-​Musikhochschule liegt ein geradezu magischer Ort der Ruhe, umgeben von Trubel, Geschäftigkeit, Straßenverkehr und Hektik: Der alte Golzheimer Friedhof.
1906 erlebte — in seiner doch sehr wechselvollen Geschichte — der alte Golzheimer Friedhof seine letzte Beerdigung. Zuvor wurden hier Stadtgrößen, deren Namen man heute nur noch von Düsseldorfer Straßen und Plätzen kennt, wie die Maler Friedrich Wilhelm von Schadow und Alfred Rethel, der Schriftsteller und Dramatiker Carl Leberecht Immermann und nicht zu letzt der geniale Gartenarchitekt Maximilian Friedrich Weyhe hier zu Grabe getragen. Für den Erhalt und die Pflege der ca. 350 Grabstätten sorgen heute ca. 60 Paten, zwei Vereine, die Stadt und nicht zuletzt die Victoria Versicherung, deren Verwaltungsneubau dem historischen Ort Licht und Wirkung nahm.
Ganz zu Anfang des 19. Jahrhunderts lag der Friedhof noch unmittelbar am Rhein und im Norden, noch vor der Stadt Düsseldorf, die damals gerade 16.000 Einwohner hatte
Für mich strahlt dieser Ort trotz der ihn umgebenden vielbefahrenen Straßen, seiner Teilung und urbanen Einengung eine morbide Sinnlichkeit und Erhabenheit aus. Dieser romantische und kaum besuchte Ort der Besinnung steht in interessantem Kontrast zu den kalten Fassaden und den dahinterliegenden Großraumbüros der Victoria: Das alte und das neue Düsseldorf, zwei Parallelwelten, die sich hier harmonisch ineinander zu fügen scheinen.

Erstmal muss ich meiner Vorrednerin auf jeden Fall beipflichten, was die Bebauung durch die Victoria– Versicherung angeht. Ich erinnere mich noch daran, wie enttäuscht ich war, als die Unterschriftensammlung scheiterte und klar war, dass der südliche Teil der Grünanlage zugebaut wird. Schon früher war ich immer sehr gerne auf diesem Friedhof unterwegs und konnte dabei wunderbar die Gedanken abschalten. Inzwischen habe ich diesen kleinen grünen Flecken fest in meine Laufstrecke integriert. (Nebenbei frage ich mich, ob es bedenklich ist, bei einer kleinen Joggingrunde frisch in den Tag zu starten, indem man über Tote läuftt?!) Auch wenn es vielleicht etwas seltsam ist, mag ich die Atmosphäre und die Ruhe, die man hier quasi mitten in der Stadt findet und habe schon in vielen Momenten den schaurig-​schönen Anblick der Grabmäler genossen. Hoffentlich wird dieses bedeutende Denkmal und auch die schöné Grünanlage den Düsseldorfer noch lange erhalten bleiben und nicht vollends im Schatten der Glas– und Betonkolosse verschwinden.

Einfach mit weitem Abstand eines der lauschigsten Fleckchen in ganz Düsseldorf. Ich habe mich so unendlich aufgeregt, als ich von den Bebauungsplänen der Viktoria gehört hatte, die Fläche direkt davor auch noch gebäudlich zu verschandeln. Leider hat ja auch der Bürgerentscheid nix genützt. Und dennoch: Den Charme dieses bedeutenden historischen Friedhofs hat es zwar ein winziges bisschen in Mitleidenschaft gezogen, aber nicht grundsätzlich geschmälert.
Hier durch zu wandern, die Einschusslöcher aus dem Weltkrieg in den Grabmälern zu sehen, dem Efeu beim sich um die Vergänglichkeit ranken zuzuschauen, die alten, gediegenen, Düsseldorfer Familiennamen zu lesen, unter den großen, uralten Bäumen zu picknicken, die tausenden Narzissen & Krokusse im Frühling einzuschnüffeln — all das lässt diesen garnicht morbiden, sondern wundervoll friedvollen und ruhigen Ort zu einem echten Lieblingsplatz werden. Auch gut, um mal mit seinem Lunchpaket zwischendrin abzuschalten. Und immer noch ein echter Geheimtipp, seltsamerweise — oft bin ich hier ganz alleine.

Einer der schönsten Friedhöfe in Düsseldorf in einer stimmungsvollen Parklandschaft. Ein Ort der Stille, Besinnlichkeit und des Andenkens.

Der Golzheimer Friedhof ist, wie der Name schon klar macht, ein Friedhof im Düsseldorfer Stadtteil Golzheim. Ein ehemaliger Friedhof, genauer gesagt, und nahe zum Rhein hin. Nun ballt sich ein gewaltiger Sturm zusammen und Winde fegen durch die prächtigen Baumkronen der Linden, Eichen und Pappeln. Auch durch die Gemüter braver Düsseldorfer Bürger. Denn der Friedhof, zurzeit im Eigentum der Stadt, soll verkauft werden. An die Victoria, respektive an die Ergo-​Versicherungsgruppe, zu der auch die Victoria gehört. Die Victoria hat sich im Umfeld des schönen Friedhofs schon mach interessantes Filetstück gesichert und ihr Hauptgebäude ragt weit in den Düsseldorfer Himmel.
Oberbürgermeister Erwin von der CDU und Frau Strack-​Zimmerman von der FDP sehen in dem geplanten Geschäft gar eine Dringlichkeitssituation: Die Victoria-​Versicherung AG will nach eigenen Angaben so kurzfristig wie möglich ihre firmenstrategischen Überlegungen bezüglich des Sitzes ihrer Hauptverwaltung mit dem Erwerb des hier in Rede stehenden Grundstücks absichern. Ein schnellstmöglicher Abschluss eines Kaufvertrages ist notwendig. Da der schöné Golzheimer Friedhof unter Denkmalschutz steht, und nicht nur deshalb, hat sich die Bürgerinitiative Rettet den Golzheimer Friedhof gebildet. Am 17.02.2008 kommt es zum Bürgerentscheid. Was danach kommt ist noch unklar. Derweil beschwichtigt die Victoria und gibt an, nur den danebenliegenden Parkplatz bebauen zu wollen und die Grünanlage zu pflegen. Täuschung? Herrgott Sack, eine vertrackte Situation.
Fakt ist, dass der Golzheimer Friedhof ein wunderschönes Juwel in der Düsseldorfer Parklandschaft ist, aber auch ein Dornröschendasein fristet. Mir hat das immer gefallen, so wie es war. Durch die langen Alleen vorbei an den moosbewachsenen Gräbern streifte kaum ein Mensch. Die nahe Fischerstraße mit ihren Verkehrslawinen war kaum spürbar. Man war allein mit sich, der prächtigen Natur und einigen unbekannten Seelen, die in tiefem Schlafe waren. Schon 1805 wurde die so genannte Golzheimer Insel für Beisetzungen genutzt. Der königliche Gartenbaurat Maximilian Friedrich Weyhe sorgte 1816 für eine Erweiterung und gärtnerische Gestaltung des Friedhofs. Er gliederte das um das Dreifache vergrößerte Areal durch Längs– und Querwege in acht Begräbnisfelder. Das Zentrum des Friedhofs markierte Weyhe mit einem Baumrondell und einem ehrwürdigen Friedhofskreuz in der Mitte. Dies ist beinahe alles noch erhalten. 1939 wurden noch 668 Grabmäler gezählt, heute sind es noch knapp 350. 1897 wurde der Friedhof für neue Begräbnisse geschlossen und er ist seitdem ein fantastischer Park.
Nicht zum letzten Mal fuhr ich in der Vorweihnachtszeit dahin. Das Gelände lag einsam und verlassen da, so wie es für einen unvergleichlichen Eindruck nötig ist. Die fahle Wintersonne schien durch die nackten Baumverästelungen und legte ihre karge Wärme sanft auf die verwitterten und vom Moos grün eingefärbten Sandsteine. Ich habe mir sagen lassen, dass Johann Friedrich Benzenberg da ruhen soll, ein Physiker. Elisabeth Grube, eine Poetin. Dann die Maler Johann Peter Hasenclever und Theodor Hildebrandt. Der Schriftsteller und Dramatiker Carl Leberecht Immermann. Der Bildhauer Dietrich Meinardus. Weitere Maler wie Christian Köhler, Alfred Rethel, Friedrich Wilhelm von Schadow, Christian Sell und August Weber. Und natürlich unser Gartenarchitekt Maximilian Friedrich Weyhe, in seinem eigenen Totenhaus. Viele Namen sollten Düsseldorfer Bürgern geläufig sein, aus dem Stadtplan. Übrigens, Jim Morrison ist nicht da. Der ruht in Paris, auf dem Friedhof Cimetière du Père Lachaise.
So also streifte ich herum in der winterlichen Kälte und versuchte das eine oder andere Detail auf den Grabsteinen zu erkunden; die antiken Symbole zu entziffern, die mit christlichen Bildwelten eigentlich nichts zu tun haben. Ich entdeckte wundersame Schmetterlinge, verwitterte Lorbeerkränze, geheimnisvolle Schlafmohnkapseln, abgebrochene Säulen oder verlöschende Fackeln. Viele Grabmäler in klassizistischem, neugotischem oder neuromanischem Stil. Schöné Schlussstriche unter erfüllte Leben.
Der Initiative Rettet den Golzheimer Friedhof werde ich mich wohl anschließen. Das bin ich meinem Golzheimer Friedhof schuldig. Und falls er unter Glas und Beton begraben wird, gibt es ja noch die Fotos von diesem winterlichen Tag. Besser als nichts.