Heinrich Heine-Monument

Heinrich Heine und Düsseldorf — das ist wie Öl und Wasser. Kreative Freigeister, noch dazu welche, die an Obrigkeitsstrukturen rütteln, zu Randgruppen zählen und unangepasst sind, erfreuen sich weder heute noch zu Heines Zeit großer Beliebtheit. So wundert es nicht, dass die Stadt ihren großen Sohn Jahrhunderte hindurch missachtete. Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich dass öffentliche Meinungsbild zu dem Querdenker und –sager gewandelt und nun gibt es gleich mehrere Denkmäler (sogar eines von Hitlers Lieblingsbildhauer und Kaiserswerther Arno Breker — steht heute vor dem NRW-​Forum) von Heine in der Landeshauptstadt und sogar eine Uni, eine Allee, ein Institut usw. wurden Heine gewidmet bzw nach ihm benannt.
Aber sprechen möchte ich weniger von Heine. Das kann man bei Interesse alles bei Wikipedia oder in einschlägigen Büchern bzw. bei Klaus-​Dieter nachlesen, sondern von dem m.E. genialen düsseldorfer Bildhauer Bert Gerresheim. Beim Heine-​Monument ist dem Meisterschüler der düsseldorfer Kunsthochschule und Franziskaner etwas Einmaliges gelungen: Das Leiden, Leben und die Zerrissenheit des lange geschmähten Dichters in einer Plastik festzuhalten. Mehr noch, das Monument weist auf Geschehnisse in Heines Leben und dem geschichtlichen Kontext hin und sprengt damit die sonst üblichen Beurteilungsmaßstäbe von Bildhauerarbeiten. Mit diesem Werk und u.a. dem später entstandenen «Monument zur Stadterhebung» (1988) reiht sich dieser bildende Künstler für mich zu den ganz Großen seiner Zunft ein. Hier offenbart sich ein weiterer großer Sohn der Stadt, dessen Kunst — Gott sei dank– schon zu Lebzeiten weit mehr Beachtung findet als sein Motiv am Schwanenmarkt!

«Ich hatte einst ein Vaterland.
Der Eichenbaum
Wuchs dort so hoch, die Veilchen nickten sanft.
Es war ein Traum.»
(Aus: «In der Fremde»)
Heinrich Heine, 1797 in Düsseldorf geboren, war einer der letzten
Dichter der Romantik, trug aber gleichzeitig zur Überwindung
der Romantik bei. Als erster Autor setzte er sich mit der, wie
er es nannte, «großen Suppenfrage», den sozialen Verwerfungen
seiner Zeit auseinander. Weil Heine in vielen seiner Werke auch
politisch eindeutig Stellung bezog fielen viele seiner Werke der
Zensur zum Opfer. Darum, und auch weil er von antisemitischen
Nationalisten angefeindet wurde, emigrierte Heinrich Heine
1831 nach Frankreich. Nur zweimal kehrte er kurz nach Deutschland
zurück. 1856 starb er in Paris und wurde auf dem Friedhof
Montmartre beigesetzt.
Wie in ganz Deutschland, so tat man sich auch in Düsseldorf
schwer, diesem großen Deutschen ein Denkmal zu setzen.
Ein erster Versuch wurde 1888 unternommen, ausgerechnet
von der österreichischen Kaiserin Elisabeth, der Sissy, die
eine glühende Verehrerin Heines war und einen großen
Betrag für ein Denkmal stiftete. Im preußisch regierten
Düsseldorf unmöglich zu realisieren. Ein zweiter Versuch
scheiterte 1932 an der Hetze der Nazis.
Letztendlich gelang es erst 1981 ein zentrales Denkmal für
Heine zu errichten. Entworfen wurde es von Bert Gerresheim.
Am 17.02.1981 wurde es enthüllt, am 125. Todestag Heines.
Wie umstritten Heine immer noch ist, zeigte sich schon vor
der Enthüllung des Denkmals. Es kam zu hitzigen, bitteren
Diskussionen. Und das es dabei nicht nur um einen Disput
wegen der unkonventionellen Darstellung des Monumentes
ging, erwies sich bei der Enthüllung des Denkmals. Es kam
dabei zu Protesten, in deren Gefolge Transparente aufgestellt
wurden, mit Aufschriften wie «Schrottplatz», «Schandmal»
und «Lazarus mit übertriebener Judennase».
Das Heinrich-​Heine-​Monument belegt eine Fläche von
ca. acht mal fünf Meter. Das verwendete Material besteht
aus Beton und patinierter Bronze.
Es zeigt die gespaltene und zerstückelte Totenmaske Heines,
umgeben von Gegenständen, die im Leben Heines von Bedeutung
waren, beispielsweise eine Schere, eine Trommel und eine Art
Tuch, mit Buchstaben bedeckt.
Die zerstückelte Totenmaske soll wohl die innere Zerrissenheit
Heines symbolisieren, der im Exil lebte, sich wohl aber immer
nach Deutschland sehnte. Ebenso kann sie aber auch ein Symbol
dafür sein, wie gespalten, wie zerrissen das Verhältnis der Deutschen
zu einem ihrer größten Dichter ist. Die Schere ist das Werkzeug des
Zensors. Das mit Buchstaben bedeckte Tuch könnte die von Heine
so bezeichnete «Matratzengruft» sein, sein Krankenlager, auf dem
er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte. Und die Trommel?
Vielleicht ist sie eine Anspielung auf einen Traum, den Heine im
Hofgarten gehabt haben will, und in dem er den Freiheitstrommler
Le Grand gesehen haben will. «Ideen. Das Buch Le Grand», so
hat Heine den Band mit seinen Erinnerungen betitelt.
Genauso so gut kann man die Trommel aber auch als Anspielung
darauf verstehen, daß Heine selbst ein Trommler für die Freiheit
war, in seinen Werken heute noch ist.
Auf einem Gedenkstein werden Spender, Künstler und die
wichtigsten Lebensdaten Heines angegeben. Bert Gerresheim
bezeichnet hier das Monument als eine «physiognomische
Vexierlandschaft», einem Begriff, mit dem ich leider nicht sehr viel
anfangen, und den ich hier auch nicht vom Terminus «Vexierbild»
ableiten kann.
Mir gefällt dieses Denkmal. Mir gefallen die Gedanken und Ideen
die hinter diesem Entwurf und seiner Ausführung stehen.
Mit diesem Denkmal kann ich was anfangen.

Auf dem Schwanenmarkt (das ist der kleine Park gegenüber vom Schwanenspiegel) befindet sich ein Denkmal, das an Heinrich Heine erinnern soll. Auf den ersten Blick hab ich gar nicht erkannt, dass dieses Monument auf Heine hinweisen soll. Die Skulptur wirkt aufgesprengt und deutet mit vielen Symbolen auf Heines Leben und seine Werke. 1981 wurde es zum 125. Todestag aufgestellt und zieht seitdem höchstens einige Penner und Hundespaziergänger an, die sich in der Nähe des Parkes aufhalten. Mir persönlich gefällt dieses Denkmal nicht so wirklich. Beim Gedanken an Heine wäre mir eine Bronzestatue seines Abbildes, da man so wenigstens erkennt um wen es sich handelt, lieber gewesen. Trotzdem bekommt das Heinrich Heine-​Monument von mir fünf Sterne, da Kunst viele Blickwinkel hat.