Museum Eckernförde

Auch Eckernförde, das 2002 700 Jahre seit der ersten zweifelsfreien Erwähnung als Stadt feiern konnte, hat (s)eine Geschichte. Möchte man etwas über die Geschichte Eckernfördes erfahren, dann bietet sich ein Besuch im Museum im Alten Rathaus, direkt am Rathausmarkt, selbstverständlich an.
Auch wenn das Museum mittlerweile offiziell Museum und nicht mehr Heimatmuseum (wie es jedoch immer noch ein Schild neben dem Eingang aussagt) heißt– es ist ein, was jetzt wirklich nicht despektierlich klingen soll, Heimatmuseum. Man bekommt hier also nicht die große Weltgeschichte geboten. Sondern eher Episoden aus der Geschichte Eckernfördes.
Von einem Fotografierverbot habe ich hier nichts mitbekommen– ebenso auch während meines Rundgangs im Haus keine einzige Aufsicht.
Man muss hier sicherlich unterscheiden zwischen dem, was gezeigt wird, und wie es gezeigt wird. Denn es ist natürlich beeindruckend, das eine oder andere Exponat rund um die heute noch bestehenden Gilden zu sehen. Oder etwa die Einrichtung eines alten Kaufmannsladens. Exponate rund um die Fischerei und Räucherei. Originale mit Bezug zum «Tag von Eckerförde». Einen alten Strandkiosk. Aber mir fehlt hier ein bisschen Linie– und vor allem ein bisschen moderne Präsentation. Ich erwarte ja in einer Kleinstadt wie Eckernförde nicht unbedingt ein Museum, das natürlicher Kandidat für den Europäischen Museumspreis ist– aber z.B. den Bereich mit Ecken zu Personen mit besonderem Bezug zu Eckernförde wie etwa Lorenz von Stein, Wilhelm Lehmann und natürlich auch dem Grafen von St. Germain muss man heutzutage einfach anders gestalten. Hier wird man zu sehr auf sich selbst gestellt — auch bei den alten Einrichtungen.
Besser wird es im Bereich Nationalsozialismus und Flüchtlinge– diese Ecke ist eindeutig neueren Datums. Und von der Präsentation her auch viel «barrierefreier».
Alles in allem– ich bin ganz ehrlich, ich hatte es eher besser in Erinnerung. Und war etwas enttäuscht, dass man hier nicht auf dem Weg ist, das Museum zu einem natürlichen Anziehungspunkt zu machen. Das geht eigentlich selbst in Heimatmuseum.
Ebenso eher deplatziert fand ich, dass eine Mitarbeiterin offensichtlich die ganze Zeit über mit einer anderen Frau am Schnacken war– sorry, Klönschnack am Arbeitsplatz, wo auch mal zahlende Kunden (der Eintritt ist vertret– und verschmerzbar, mit Ostsee-​Card gibt es auch eine kleine Ermäßigung) kommen, sind eher retro als up to date.
So sehr ich gerne in Museen gehe, diesem Museum muss ich die gelbe Karte zeigen und ein Downgrade auf drei Sterne verpassen. Denn diese Präsentation lockt im 21. Jahrhundert niemanden (mehr) groß hinter dem Ofen hervor.

Eine sehr nette Ausstellung, vor allem für alte Eckernförder, die durch die Ausstellungstücke an die «gute alte Zeit» erinnert werden. Diese können sie dann durch Geschichten angereichert, an die Kinder oder Enkelkinder weitergeben.
Eine wunderbarer Ort der Tradition.

Große Kunst darf man nicht erwarten, aber liebevoll aufbereitete Bürgerzimmer ab Ende des 19. Jahrhunderts. Der Nazi-​Zeit ist ein ganzer Raum gewidmet, u.a. mit einer typischen Flüchtlingsstube. Fischerei und Bade-​Tourismus dürfen natürlich auch nicht fehlen. Als Höhepunkt kann man eine eher skurrile Sammlung von altem Elektro-​Installationsmaterial bestaunen, die ich sonst wirklich noch nirgends gesehen habe. Was aber absolut nervt: während die meisten Museen inzwischen eingesehen haben, dass die Fotos von «dem Vaddi seine Frau und Kinder im Museum» dem Museum nicht schaden, herrscht in Eckernförde ein eisern und streng überwachtes Fotografierverbot. Durch die Zahlung von 5 Euro lässt sich das beheben — aber das finde ich für ein Provinzmuseum ohne besondere Höhepunkte nicht angemessen. Für fünf Euro kann ich z.B. in allen Museum im Dresdener Zwinger fotografieren. Da lohnt sich eher die Fahrt ins 30 km entfernte Schleswig, dort gibt es mehr zu sehen und man darf (in allen Museen, auch im Stadtmuseum) seine Bilder machen.