Gedenkstätte Andreasstraße

Mehr als 5.000 politische Häftlinge waren während der DDR-​Zeit in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit inhaftiert. Und trotzdem steht dieser Ort auch für einen Akt der Freiheit: Am 04.12.1989 besetzten mutige Erfurter Bürgerinnen und Bürger die Bezirksverwaltung des MfS in der Andreasstraße, Der abgebaute Kubus ist der friedlichen Revolution in Thüringen gewidmet. Die Dauerausstellung setzt sich mit der SED-​Diktatrur in Thüringen auseinander.
Wir kamen durch Zufall an einem Sonntag kurz vor 14.00 Uhr dort an, zahlten pro Person 2,00 € Eintritt und genossen eine sehr gute 90-​minütige Führung, die jeden Sonntag um 14.00 Uhr dort stattfindet. Ich kann sie nur jedem empfehlen.

Dass hier, direkt angrenzend an das Landgericht, einst eine Haftanstalt war, war mir klar, als ich 2012 mal vor einem Termin Blicke aus dem Fenster in dem Flur, in dem «mein» Sitzungssaal war, in den Hof werfen konnte. Welche Geschichte dieses Gebäude über Jahrzehnte hatte — dies ahnte ich damals nicht. Es war Lars, der mich auf diese neue Gedenkstätte aufmerksam gemacht hat. Und der Besuch hat sich gelohnt.
Nachdem man einen sehr überschaubaren Obolus entrichtet hat — Vollzahler werden mit 2 Euro zur Kasse gebeten -, geht es dann los in die Ausstellung. Den Rundgang beginnt man am besten im 2. Stock im Bereich «Haft». Hier, in einem Gang des Zellenbaus, wird man mit Zellen und Haftbedingungen der Stasi-​Haft konfrontiert. Man muss es auf sich wirken lassen. Und ganz anders wurde mir bei dem Gedanken, dass das Gefängnis in der Andreasstraße noch bis zum Beginn dieses Jahrtausends für Häftlinge verwendet wurde.
Im 1. Stock findet man eine aus meiner Sicht sehr gelungene kompakte und nicht relativierende Darstellung zum SED-​Staat. Es gab ja vor ein paar Monaten eine Debatte, ob man die DDR einen Unrechtsstaat nennen kann oder muss. Seit ich weiß, wo dieser Begriff herkommt und worauf er ursprünglich bezogen war, habe ich da meine eigene Meinung. Ein Rechtsstaat war sie jedenfalls nicht. Hier bekommt man wirklich eine gut gemachte Darstellung, die natürlich nicht alle Details eines Staatssystems widerspiegeln kann. Aber sie ist vor allem für diejenigen, die die DDR nicht mehr aus eigener Erinnerung kennen, ein wirklich sehr guter Einstieg in dieses Kapital deutscher Nachkriegsgeschichte.
Im Erdgeschoss (eher Hochparterre) geht es dann um die Friedliche Revolution von ¹⁹⁸⁹⁄₉₀. Erfurt hatte dort ja auch ein Highlight gesetzt, indem hier erstmals eine Stasi-​Bezirksverwaltung nebst Stasi-​Haftanstalt (exakt dieser Ort) besetzt worden war. Auch die Wende wird hier angemessen und kompakt dargestellt– ich kann mich ja noch gut an diese Zeit erinnern. Zumal bei uns ohnehin damals eine DDR-​Klassenfahrt anstand und alles in der Zeitung zum Thema DDR zu verfolgen war.
Aus meiner Sicht ein angemessenes Gedenken und Erinnern an Schattenseiten deutscher Geschichte. Und dies am historischen, authentischen Ort. Besser geht es nicht. Gerne vergebe ich hier die Bestbewertung und kann jedem den Besuch nur empfehlen.

Alle Erfurter müssten diesen Ort direkt am Domplatz, im Zentrum von Erfurt kennen. Umso erstaunter macht es mich, warum dieser Ort hier bei Unilocal noch nicht und auch nicht auf Wikipedia auftaucht. Es ist ein Ort der Entzweiung der Menschen. Die einen hassen diesen Ort, den anderen ist er suspekt.
Das Gebäude hier wurde um 1879 erbaut und diente schon immer als Haftanstalt, zuerst als Gerichtsgefängnis.
Im Kaiserreich, Weimarer Republik und zur NS-​zeit wurde das Gebäude als Gefängnis weiter genutzt. Die Nazis nutzen es nicht, für politische Gefangene, so die Überlieferung. Nach dem 2. Weltkrieg nutzten die Russischen Truppen in der DDR das Gebäude von 1945 – 1948 als Magazin/​Lager.
Von 1948 bis 1952 wurde das Gelände durch die Thüringer Justiz und Polizei genutzt.
Ab 1952 wurde das Gebäude durch die Staatssicherheit als Zentralgefängnis für den gesamten Bezirk Erfurt genutzt. Ein rechtsstaatliches Gefängnis wurde zum Stasi-​Knast für politische Gefangene.
Baulich wurde der Knast mit der Stasi-​Verwaltung verbunden. Bis zum Jahre 1989 waren das Gebäude berüchtigt und ein Ort der Angst und des Schreckens!
Nach der Wende und Ende der DDR, wurde das Gefängnis noch bis 2001 genutzt. Viele sprachen dafür, den Schreckensort abzureißen. Die Diskussion 2005 gewannen wohl die, die Erinnern wollen, an dass was hier mal war. Es wurde eine Gedenkstätte geplant und im Jahre 2013 hier eröffnet.
Es entstand ein Ort gegen das Vergessen, zur Erinnerung an die Verbrechen gegen die Menschenwürde, belegt durch Zeitzeugen und Dokumente.
Leider haben viele Menschen schon vergessen, was damals Geschehen ist, in der DDR… oder Sie wollen es nicht hören, sich nicht informieren…
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