Normalerweise habe ich kaum Gelegenheit, vorweihnachtliche Gefühle zu entwickeln. Mein Arbeitspensum wächst in diesen Wochen stetig und mein Inmichkehren passiert sonntags in der Zwitschersauna, wenn ich für vielleicht zehn Minuten zu Träumen anfange. Gestern war anders. Der Hamburger GrooveChor gab das zweite Weihnachtskonzert im Schmidts Tivoli. Habe die letztes Jahr in der Markthalle gesehen, es war wunderschön. Und das war es dies Jahr auch. 50 Sänger, genauer 18 Mann und 32 Frauen singen in der ersten Hälfte des Abends Funkiges von Earth Wind and Fire und anderen Größen, um im zweiten Teil englisch– und deutschsprachiges Weihnachtsliedgut in ungewöhnlichen Versionen und fast tanzbar zu bringen. So gibt es eine afrikanisierte Fassung von«Vom Himmel hoch, da komm ich her» und ein köstliches«Oh, Tannebaum», dass man teils mit Gänsehaut und meist mit einem Lächeln zusieht und hört. Der Chor ist sehr erfolgreich, gewann zuletzt 2006 im Deutschen Chorwettbewerb den 1. Preis in der Kategorie«Jazz Vocal» und erfreut sich vieler Fans. Letztes Jahr nahm Regy Clasen als Solointerpretin teil. Geleitet wird die Truppe von Martin Carbow, bisschen der Typ Götz Alsmann, der an seinem weißen Flügel durch das Programm führt. Er ist lustig und scheint besessen, mir mitunter vielleicht einen Hauch zu selbstverliebt, aber sympathisch. Außerdem hilft gelegentlich der Percussionist Conny Sommer. Dezent. Außerdem singt eine sehr liebenswerte Kollegin von mir mit. Ein sehr schöner Abend, auch für Menschen, die wie ich Weihnachten mit nicht ganz eindeutigem Gefühl entgegensehen. Für dieses Jahr war es das letzte Konzert hier, am Freitag könnten Reiselustige noch in der St. Petri Kirche zu Lübeck ihre letzte Chance nutzen. Oder nächstes Jahr. Merry X-Mas. Video link: