Wenn man von Kunst keine Ahnung hat, findet man die Dokumenta in Kassel sehr gut. Und ich fand sie sehr gut. Auch die letzte fand ich schon sehr gut. Erinnern kann ich an das Mohnfeld. Nun was hatte es mit dem Mohnfeld auf sich. Diese Gedanken konnte sich jeder selbst machen, aber wenn man davon ausgeht, daß die Künstlerin aus dem ehemaligen Jugoslawien kam, kann man da schon mehr wissen, aber auch wenn man das nicht wußte, ist da soviel zum Nachdenken und Mitdenken und Vordenken dabei. Dieses Mal war sehr viel in der Aue ausgestellt. Eingehen möchte ich mal auf die lila Skulptur. Sie zeigt einen weiblichen Körper und sollte eine Bienenkönigin darstellen. Der Kopf zierte, wenn man das so sagen kann, einen lebendigen Bienenstock. Aus diesem Grund sollte man ja auch nicht in den Platz gehen, sondern eben nur am Rand stehen bleiben. Ein herrenloser Hund, der am Fuß auch sein lila Band hatte, durfte und konnte dort hin und hergehen. Der Rand war bepflanzt mit lila Blumen, die es überall auf Müllhalden oder auf Böden gibt, die nicht so gedüngt werden. Na ja und heutzutage gibt es ja in der Tat nur noch sehr wenig Bienen und soviel ich weiß, gibt es auch hierzulande keine wilden Bienenstöcke. Die Kuratorin Carolyn Christov-Bakargiev legte besonders viel Wert auf die Geschichte von Kassel. Jeder kennt die Wilhelmshöhe, aber fast keiner kennt die Gedenkstätte Breitenau. Die Gedenkstätte Breitenau hat bei der Dokumenta 13 eine wesentliche Rolle gespielt, weil die KünstlerInnen die Auflage bekamen, sich diese Gedenkstätte anzuschauen und jede/r sollte jeden Tag daran denken, daß es so etwas nie mehr geben sollte. Wir sind aber schon wieder mehr und mehr auf dem Weg dahin, wobei es sogar Journalisten gibt, die meinen: Vergeßt Ausschwitz und sogar Bücher darüber schreiben, dieselben meinen sicherauch: Vergeßt Breitenau! Und gerade das sollte man nicht tun und Carolyn Christov-Bakargiev tat das nicht, sondern im Gegenteil nahm diese Gedenkstätte in ihr Konzept mit auf. Bei Breitenau handelt es sich um ein sehr frühes Konzentrationslager in dem hauptsächlich für die Rüstungsindustrie gearbeitet wurde und auch heutzutage sollte man diesbezüglich genauer hinschauen, was in Kassel produziert wird?! Diese Einrichtung ist aber nach dem Zweiten Weltkrieg ein Mädchenerziehungsheim geworden, weil die Mädchen wahrscheinlich ihre Pubertät ausgelebt hatten und dann hat man sie halt weggesperrt. Heutzutage ist die Pubertät ja das Hauptgeschäft der Psychologen. Die verdienen damit ja auch ihr Geld und sollen es auch. Keiner hat was dagegen. Blos könnte man sich ja auch erinnern, abgesehen von der biologischen Reifung eines Menschen: Gibt es eigentlich eine Pubertät? Wenn es gute Ganztagsschulen gibt, gute Ausbildungsplätze ein gutes InderWeltsein hat man doch diese Probleme mit der Pubertät gar nicht, sondern man wird ganz einfach erwachsen ohne gleich ein/e Erwachsene/r zu sein. Ach ja, dieses Heim wurde dann auch aufgelöst unter anderem hat auch Ulrike Meinhof dazu beigetragen und ein Buch Bambule darüber veröffentlicht. Sie hat auch einen Film gedreht, der aber erst in den 90er Jahren vom WDR ausgestrahlt wurde. Die Dokumenta ist sehenswert und läuft noch bis Mitte September. Die Gedenkstätte Breitenau ist aber ganzjährig geöffnet und sollte unbedingt auch mal angeschaut werden, damit diese Greueltaten nicht mehr vorkommen. Beitrag veröffentlichen( )
Kube
Rating des Ortes: 5 Berlin
niemand hat gesagt, dass zeitgenössischen Kunst einfach oder schön ist. Nach einem Tag Documenta maße ich mir kein Urteil an, ich kann lediglich sagen, dass ich gestern Abend Kassel bereichert und begeistert wieder verlassen habe, und es war auch nicht meine ‘Erste’, wenngleich ich 1979 noch im Bauch meiner Mutter schwamm.(zum vorherigen Beitrag).
Andreas D.
Rating des Ortes: 1 Hamburg
1979 war ich das erste Mal auf der Documenta in Kassel. Joseph Beuys installierte seine Honigpumpe und diskutierte mit dem Publikum. Das war für mich eine Erweckung. Dagegen ist die Dokumenta 12 zum Einschlafen. Das soll die Spitze der internationalen Kunst sein? Wo sind die Visionen? Wo ist das Neue? Was ich sehe sind angestrengte Objekte mit ausufernden politischen Botschaften, die sich nur durch umfangreiches Wissen ansatzweise dechiffrieren lassen. Und dann einfach nur zum Gähnen sind. Aber immerhin hat es mich angeregt, meine ganz private Documenta zu schaffen. Praktisch nebenbei. Getreu dem alten Beuys-Motto: «Jeder ist ein Künstler». Unterwegs findet man genug Kurioses, dem man eine inhaltsschwere Bedeutung«andichten» kann. Siehe Fotodokumentation und finde die entsprechenden Abbildungen zu den folgenden Titeln. Zu gewinnen gibt es ein handsigniertes Kunstwerk: 0. «1000 Chinesen» 1. «Besuch aus Mexiko», Guntershausen, Fulda 2. «Die Meisterjäger», Herbsleben, Unstrut 3. «Kalis Schanze».(Große Landschaftsinstallation in weiß, antipodisch zu Ayers Rock in rot), Philippssthal, Werra 4. «Des Pudels Wahn», Bad Hersfeld, Fulda 5. «Nazareth», auf Stefans Oberarm, Langenbieber 6. «Gitterbild 83», Milseburg-Tunnel 7. «Unter der Schale ist das X ein U», Altschwambach 8. «Baumkasten», bei Melzdorf 9. «Dreier-Chance», Altengotten, Unstrut 10. «Langer Federweg», Jena, Saale 11. «Wunderwald», Havelberg, Elbe 12. «Stumpfe Landung», auf dem Weg nach Manacor 13. «Vier eingelocht», auf dem Weg nach Porto Colom 14. Greif an Los gehts. Welche«bleischweren Bedeutungen» lassen sich diesen beiläufig gewählten Werken aufbürden? Nur los! Erfindet Bedeutungen. Das ist doch keine Kunst. Übrigens: Herr Musmann vom gleichnamigen Gästehaus in Hann. Münden erzählt von Journalisten, die angesichts der inhaltsschwachen Documenta lieber über eine seltene Pflanze in seinem Garten schrieben, den: «Taschentuchbaum».