Hahnwald

Welche Bewertung gibt man einem sozialen Ghetto dieser Kategorie?
Ein Stern, dann heisst es das ist der reine Sozialneid der
5 Sterne, dann heisst es man ist ein Bonzenliebling
Nun mal ganz objektiv:
Hahnwald hat keinerlei nennenswerte Infrastruktur: kein Bäcker, kein Metzger, kein Kiosk, kein gar nix
Hahnwald liegt in der Nähe der Autobahn und damit hat man ein schönes Grundrauschen.
Und ausserdem liegt es direkt neben der Gasabfacklung in Godorf (ggü. IDEKA) und das stinkt ziemlich häufig, ziemlich erbärmlich.
Die Häuser dort sind schön. Wahre Wohnträume. Man darf halt nicht vor die Tür gehen, wie bei allen Ghettos. Dann wird halt es unangenehm.

Der Hahnwald ist DIE Luxuswohngegend Kölns. Aber leider gibt aus außer riesigen Villen hinter noch riesigereren Zäunen, nicht viel mehr zu sehen und vor allem zu tun. Erstaunlicher Weise fährt der sogenannte IKEA-​Bus (Linie 135), der von Rodenkirchen nach Godorf fährt und dabei von der U-​Bahn ins Godorfer Industriegebiet alle Studenten und IKEA-​Besucher ohne Auto in das schwedische Möbelhaus transportiert, durch Hahnwald und hält dort sogar das ein oder andere Mal. Zu gerne hätte ich mal tatsächlich gesehen, wie jemand dort ein– oder aussteigt, aber es liegt nahe, dass jeder der in Hahnwald wohnt, sich auch ein Auto leisten kann. Wenn man bedenkt, dass der Stadtteil über keinen Supermarkt verfügt, und etwas abgelegen liegt (nur umzingelt von Autobahn und Industriegebiet), ist ein Auto aber sicherlich auf Lange sicht betrachtet ohnehin unabkömmlich.

Der Hahnwald ist wohl eines der teuersten aber auch gesichtslosesten Viertel in Köln. Ich hatte ein, zwei Mal das «Vergnügen» dort auf Einladung verweilen zu dürfen. Beim ersten Mal wurde die Anreise in einem alten Golf vollzogen, was auch prompt den Wachdienst auf uns aufmerksam machte. Eieiei, man ist wirklich vorsichtig. Dabei stellt sich für mich die Frage ob das gerechtfertigt ist oder ob sich viele gerne einreden potentielles Entführungsopfer zu sein?! Die gelangweilte Prozac Hausfrau des reichen Unternehmers findet das vielleicht aufregend oder so. Allgemein umgibt der Hahnwald bei Kölnern ein wenig die Aura der Neureichen und nicht ganz Stilsicheren. In Lindenthal etc. wohnt man schöner mit einer Portion mehr Understatement.
Steht man aber eher auf das Arrangement: «Villa hinter Zaun mit Pool und Wachschutz» ist man im Hahnwald an der Richtigen Adresse. Diese Siedlung verfügt nämlich doch über ein Paar imposante Häuser, die man aber eher nicht von innen sehen wird.

Der Hahnwald ist das Luxusveedel in Köln. Hier gibt es nichts außer Reichtum hinter schön gepflegten Hecken und Mauern. Hier haben die Bewohner ihre Ruhe, denn es gibt keinerlei Geschäfte. Nur ein alter Bauernhof und eine Gärtnerei. Grundstücke müssen mindestens 2000 Quadratmeter umfassen, damit auch genug Platz für den Pool ist. Hier wohnen dann auch viele Prominente, die dem ständigen Erkanntwerden in ihrem Privatleben entfliehen wollen. Für die Sicherheit sorgen die Securitydienste. Ob TV-​Moderatoren, Künstler oder Fußballstars — die Liste der Berühmten ist lang. Auf Klingelschilder verzichten die meisten, denn die Postboten kennen sich hier gut aus.
Exklusivität wird auch auf der Internetseite des Hahnwalds gewahrt. Hier haben nur die Hahnwäldler Zutritt, die zudem Mitglied in der Interessengemeinschaft Hahnwald sein müssen. Was hinter den virtuellen Mauern passiert, ist mir nicht bekannt… Aber angeblich sorgt die IG auch für Gemeinschaft und Spaß, z.B. durch ein Straßenfest oder — oh Wunder —
durch einen Karnevalsverein!