Sankt Kunibert, St. Kunibert, Pütz

Tja, Köln und seine Kirchen. Kunibert selber war beim Bau der Kunibertskirche bereits 600 Jahre tot — doch zu seinen Lebzeiten vollbrachte er bereits anständige Dinge. Er entstammte einer reichen moselländischen Familie und war bereits in jungen Jahren am Metzer Königshof aktiv. Er übernahm für die Könige die Regierungsgeschäfte und gilt als einer der umsichtigsten Herrscher seiner Zeit, Mitte des siebten Jahrhunderts etwa. Daneben hat er das ripuarische (deutschfränkische) Recht formuliert und war eben auch noch ein bisschen Bischof. Ein Tausendsassa also, der auch den Saufang, jene im Matsch versunkene Glocke Sankt Cäciliens geweiht haben soll, die ein Schwein im Morast fand und die nach der Moorpackung wunderbar klang. Soviele himmlische und weltliche Ehren führen in Köln selbst bei einem im vierzigsten Lebensjahr verstorbenen fast zwangsläufig zur Namensgebung eines Sakralbaus. Der Bau der Kunibertskirche wurde im 13. Jahrhundert begonnen — und wurde erst 1993 nach den Reparaturen durch im zweiten Weltkrieg entstandene Beschädigungen in seiner heutigen Verfassung fertiggestellt. Zugegeben: Von auss wirkt er weit weniger beeindruckend als Gross Sankt Martin oder der Dom, aber für das normal kölsche Pänz hat Sankt Kunibert es in sich — oder besser unter sich: Den Pütz, den angeblichen Brunnen alles kölschen, ach watt sach isch — des weltweiten Lebens, denn hierher kommen die Kinder. Alle Kinder. Eine etwas merkwürdige Sage, die sich auch nicht ganz begreifen lässt (so geht es mir), aber früher hiess es tatsächlich, dass aus dem in 17 Meter Tiefe unter dem Chor gelegenen Brunnen die Kinder kommen und die Fruchtbarkeit der Damen durch einen kräftigen Schluck aus demselbigen gefördert werden könne. Die romanischen, bunten Fenster erzählen unter anderem Kuniberts Lebensgeschichte, die sicherlich spannend war.

In dieser Kirche ist die Sage um ihren Inhalt älter als die Kirche und ihre Vorgänger selbst. Man kann den Raum nicht betreten, aber man kann sein oberes Ende sehen. Ein Pütz ist Kölsch und heißt Brunnen. Der Sage nach werden in Köln die Kinder nicht vom Storch gebracht sondern stammen aus dem Untergrund, denn da unten in 17 Meter tiefe spielt die Muttergottes mit den Seelen der ungeborenen Kinder. Da ich vom Storch gebracht wurde, weiß ich nur aus Erzählungen, dass es da unten nicht kalt und feucht sein soll, sondern hell frisch. Gemunkelt wird auch, dass ach so erfolglose Frauen, beim einem Schlückchen Wasser aus dem Brunnen bei Vollmond «sofort» in die Schwangerschaft über gehen… Zu finden ist der kleine Brunnen in der Krypta von St. Kunibert, die jüngste aller romanischen Kirchen Stadt.