Die Ritter Der Laden fürs Mittelalter

Mittelaltermärkte, mittelalterliche Weihnachtsmärkte, Ritterspiele sind mittlerweile weit verbreitet. Leider sind die Preise dort meist sehr hoch.
Etwas preiswerter geht es in einem festen Ladengeschäft in der Thalkirchener Straße in München. Der Ritter bietet: Rüstungsteile und Waffen, Gewänder für Sie und Ihn, Gewandfibeln, Schmuck, Gürtel, Ringe, Essgeschirr und Trinkgefäße…
Mich hat es in dieses Geschäft gezogen, da es im Schaufenster einige kleine Fläschchen gab. Kleine schlanke, dickbäuchige, liegend mit hochstehendem Hals, eckige, runde — auch moderne Burgfräulein können solche Fläschchen durchaus gebrauchen. Man möchte ja gut riechen.
Der Laden ist furchtbar klein. Einmal umdrehen und alles liegt am Boden, zumindest wenn man etwas fülliger ist wie ich. Der Verkäufer oder Inhaber ist definitiv Mittelalterfan, aber Leuten gegenüber etwas unsicher. Trotzdem fühlte ich mich willkommen. Ich durfte nämlich ohne aufdringlich beäugt zu werden nach Herzenslust stöbern. So kam auch noch ein Trunkhorn für einen Freund zu meinen Fläschchen hinzu.
Zusätzlich anzumerken: Parkplätze gibt es in der Nähe kaum, für Behinderte dürfte es auch etwas schwieriger sein (die Tür ist doch arg schmal). Der Laden ist aber gut mit der U-​Bahn (Sendlingertor) und einem kleinen Fußmarsch zu erreichen.

Mit mir als zumindest kritischem Pazifisten und Rollenspielskeptiker (um nicht zu sagen: Sarkast), hat es ein Laden für Schwerter und anderes mittelalterliches Zeitreisenzubehör natürlich schwer. Nu isses aber so, dass ein mir nahestehender Herr genau am anderen Ende der Skala angesiedelt ist, und ich mich als offenherzige und tolerante Erdenbürgerin auf einmal einmal mitten zwischen samtenen Gewändern, Trinkkelchen und Dolchen hinter Glas in dem etwa vier Quadratmeter grossen Laden wiederfand.
Und siehe da, es wurde ein sehr lustiger Nachmittag, der sich über ein paar Stunden hinzog. Die Dame hinter der Theke (wenn mich nicht alles täuscht, die Mutter des Eigentümers) ist ein Original, angefüllt mit Fachwissen und Anekdoten. Hinter ihr an der Wand blitzen Schwerter und Fechtzubehör aller Art, und sie kann zu jedem Stück und dessen Schmied eine Geschichte erzählen. Der Detailreichtum der ebenfalls von der Decke hängenden Bekleidungs– und Schuhstücke nötigt mir Respekt ab. Außerdem gibts Helme und Zubehör, das so liebevoll gemacht und echt aussieht, dass mir die Faszination von Ritterspielen plötzlich klar wird.
Nicht zuletzt ist es natürlich faszinierend, die Menschen zu beobachten, die hier einkaufen, und mit fast soviel Kennerschaft und Geschichten auftrumpfen wie die Dame hinter der Theke. Bei mir reichts jetzt zwar wieder fürn paar Jahre mit dem Mittelalter «in echt», aber es war ein lohnenswerter Enblick in eine Subkultur — und anscheinend ein wirklich renommierter Laden für alle, die sich ernsthaft mit solcherlei beschäftigen.

Hier sieht man eine positive Folge der freien Marktwirtschaft: es werden auch nischen bedient, und je größer diese Nischen sind, desto mehr Erfolg hat man damit. Eine gnz große Marktlücke ist immer noch das Bedienen der Interessen der Ritter. Kaltenberg, Mittelalterfest im Olympiapark und irgendwelche geheimen Treffen in den Wäldern rund um München zeugen von riesigem Interesse an Schwertern, Burgfräuleinklamotten und Lanzenstechen.
Da kommt das Lädchen «Die Ritter» in der Thalkirchnerstraße gerade richtig. Seit Jahren schon verkauft jemand, der laut ausgehängten Zeitungsberichten hauptberuflich als schwarzer Ritter und ähnliches auf Turnieren fungiert, in einem winzigen Raum Schwerter, Samtroben, Zaubererumhänge, Dolche, Morgensterne, Kettenhemden undundund… der Großteil handgeschmiedet und handgenäht, mit dementsprechenden Preisen, aber alles wunderschöné Unikate. Und der laden läuft, denn warum nicht auch einmal eine enge dunkelrote Robe mit passender Schärpe in die Oper anziehen?
Vor allem, wenn der Ladeninhaber so begeistert von seinem Hobby ist, dass es ihm nicht schwerfällt, den einen oder anderen Interessenten sofort damit anzustecken.

Normalerweise bin ich jetzt nicht der Typ, der sich gerne auf Mittelaltermärkten rumtreibt und zuhause laut In Extremo hört.
Aber vor ein paar Jahren war ich mit meiner Mutter mal bei der Landshuter Hochzeit.
Die vielen schöné Kostüme und die großartige Stimmung bei diesem einmaligen Fest, dass nur alle 4 Jahre stattfindet, hat mich dann doch angesteckt.
Die ganze Stadt macht mit.
Die Burschen lassen sich die Haare lang wachsen und die Mädchen arbeiten schon Monate davor an ihren feinen Roben.
Einzige Bedingung um mitmachen zu können ist, dass man in Landshut geboren wurde.
Leider bin ich kein gebürtiger Landhuter und kann daher nie bei der Hochzeit mitwirken.
Als ich letztens an dem merkwürdigen Geschäft ‘Die Ritter’ im Glockenbachviertel vorbeimarschierte, hab ich mich gleich an die Hochzeit erinnert gefühlt und mich wieder ein bisschen geärgert, dass ich bei der nächsten nicht mitspielen darf.
Denn wo ich meine Mittelalterutensilien kaufen würde, liegt bei diesem Laden ja praktisch auf der Hand.

Ritter — wer Söhne hat, kommt an diesem Thema nicht vorbei. Als mein Sohn nicht mehr mit Schaumstoffausführungen abzuspeisen war, und Holz auch nicht mehr überzeugt hat, musste ich «Echtes» bieten. Also gingen wir in den «Laden für’s Mittelalter». Wenigstens anschauen gehen — wenn schon nicht kaufen. Und hier gibt’s wirklich was zu sehen, einfach alles, was das Ritterherz begehrt.
Schwerter, Messer, Lanzen und Morgensterne, alles was wehtut macht leuchtende Augen. Mit kleinen Jungs diesen Laden zu betreten, muss man sich gut überlegen.
Mein Sohn war kaum zu bremsen — ich stieg enorm im Ansehen. Leider nur bis wir drinnen waren. Ich hatte die Hoffnung, mit der Auflage «Aber nur was bis 15 Euro.» Davon zu kommen. Aber natürlich fand er ein schartiges Messer, das erschwinglich war.
Ich versuchte ihn für einen Lederbeutel zu begeistern. «Mmh, neee!!!» war die immer trostloser werdende Antwort auf meine gefahrlosen Vorschläge. Die Panzerhandschuhe, Kettenhemden und Helme waren zu teuer und glücklicher Weise zu groß, die Äxte zu gefährlich, und die ungefährlichen Kleineren Dinge, wie Becher, Ringe, oder kleine Dosen, zu langweilig.
Die Verkäuferin war zum Glück mit einem «großen» Kunden beschäftigt. Als der ging, hat sie sich Mühe gegeben ein paar Sachen zu empfehlen. Aber mein Sohn war sicher nicht der erste kleine Junge, der versuchte seine Mutter zum Kauf eines Henkersschwerts zu bewegen und ihr war schon klar, dass da kein großes Geschäft zu machen war.
Bei meinem Sohn bin ich in den Keller gerutscht. Er strafte mich mit Gleichgültigkeit. Am Ende gingen wir mit 4 alten großen Nägeln für ein paar Euro aus dem Laden, die ich als Garderobenhaken für die Jungs in die Wand geschlagen hab. Das kam dann doch noch ganz gut an, aber ich kann den Laden für Männer unter 1,60 m nicht empfehlen. Alle anderen sollten ihre Mütter zuhause lassen und shoppen gehen — denn der Laden hat für große Ritter und Ritterfräulein echt was zu bieten.