Poseidon

Allgemein
Eigentlich halte ich es gerne damit, lieber nichts über ein Restaurant zu schreiben, wenn es nichts Nettes zu schreiben gibt. Das ist nach meinem heutigen Erlebnis aber leider auch keine Option für mich, weil ich die geringe Hoffnung habe, dass der eine oder andere Gastronom sich auch einmal zu Herzen nimmt, wie Gäste den Besuch in seinem Restaurant empfunden haben.
Vor etwa einem halben Jahr eröffnete in der Landsberger Straße direkt neben dem großen Bürogebäude Central Tower eine Dependance des in München vermutlich relativ bekannten Restaurants Poseidon. Nun ist es so, dass die Erwartungshaltung beim Besuch eines Poseidon-​Restaurants ohnehin nicht vollkommen überzogen ist und man über Kleinigkeiten wie beispielsweise einen zur Vorspeise eines Mittagsmenüs vergessenen Salates, der dann jedoch zum Dessert angeboten — und verständlicherweise dann seitens des Gastes auch nicht mehr verlangt wird — wohlwollend hinwegsehen kann, zumal dies durch einen Espresso aufs Haus — nein, den Ouzo fand ich mittags auch nicht ganz das richtige Getränk — ausgeglichen werden konnte. Soviel zu meinem ersten Besuch.
Mein zweiter Besuch fand dann vor einigen Wochen abends — in einem nahezu leeren Restaurant — statt und war ebenfalls durch einige kleinere, jedoch nicht unbedingt entsetzliche Pannen gekennzeichnet. Es ist natürlich nicht schön, wenn die Vorspeise vor den Getränken kommt und der Kellner, der deutschen Sprache leider nicht wirklich mächtig und mit einem schier unumstößlichen Selbstbewusstsein ausgestattet, offenbar Konzentrationsstörungen seinen Beruf betreffend aufweist. Wie gesagt: Auch hierüber konnte ich angesichts der wirklich leckeren Knoblauchpita nebst Taramas und dem an sich ordentlich zubereiteten Hauptgang hinwegsehen, zumal mir auch freundlicherweise eine Mitnahmebox angeboten wurde, da ich der sehr mächtigen Portion nicht Herrin werden konnte. Nett, soweit!
Nochmal: Ich erwarte bei Poseidon weder Sterneküche noch einen sterneverdächtigen Service, da innerhalb des Preisgefüges weder von großartigen Zutaten noch von geschultem Personal ausgegangen werden kann. Dennoch möchte ich eine Lanze brechen für Poseidon in Nymphenburg, wo die Herren im Service ebenfalls mit einem gesunden Ego ausgestattet dennoch mit ihrer südländisch charmanten Art zu einem gelungenen Abend durchaus beitragen können, was das zumeist brechend volle Lokal bestätigt.
Nun aber zu meinem heutigen Besuch. Mein Freund und ich haben bereits beim Eintreten höflich nachgefragt, ob es möglich sei, auch nur eine Vorspeise zu essen, was seitens des Kellners — derselbe übrigens, wie bei meinen beiden ersten Besuchen — mit den Worten quittiert wurde, Platz sei ja genug da. Wir bestellten eine Weinschorle, ein Weißbier, ein Taramas und zweimal Knoblauchpita. Die Getränke wurden schnell serviert und schon nach kurzer Wartezeit kam ebenfalls die georderte Vorspeise. Im Lokal befanden sich etwa 10 Gäste, von denen jedoch vier als Freunde des Hauses erkennbar waren. Wir saßen in einer Ecke, von der aus wir beobachten konnten, wie der Spielautomat hinter der Schwingtür einen neuen Münzbehälter eingesetzt bekam. Ebenfalls nicht entgangen ist uns hierbei auch, dass der Herr, der diese Tätigkeit vornahm, eine Zigarette rauchte. Da mein Freund und ich selbst Raucher sind, ist das für uns eigentlich kein Problem, wobei es doch einen kleinen unangenehmen Beigeschmack beinhaltete. Was ich jedoch am schlimmsten fand, war der Kellner, der jede seiner Bewegungen durch das Lokal mit lautem Fingerschnipsen begleitete. Es fehlte eigentlich nur noch, dass er dazu «Oppah» rief. Unmittelbar nach der Vorspeise bestellten wir die Rechnung, da wir nach Hause wollten, um unseren eigenen Hauptgang — Lammfilet mit Gemüse — zu genießen. Der Kellner fand zwar, wir könnten doch noch bleiben, setzte sich aber dennoch Richtung Kasse in Bewegung, wo er sogleich von seinem Kollegen in ein offenbar sehr interessantes Gespräch verwickelt wurde. Erst, als er 10 Minuten später — mittlerweile waren bereits 12 Gäste anwesend — wieder in unsere Richtung kam, sah er mir ins Gesicht und da muss ihm gedämmert haben, dass da ja noch was war. Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte — hier muss ich sagen: Ein Kellner rennt niemals im Beisein seiner Gäste! Egal, er kam zurück und legte die Rechnung ohne ein weiteres Wort vor uns hin. Aufgrund des Fehlens einer Rechnungsmappe sowie eines Tellers für die Rechnung, war mir nun nicht klar, wie es weiter gehen sollte, weshalb ich aufstand und mich Richtung Kasse bewegte, um zu zahlen. Zu diesem Zeitpunkt war ich so sauer, dass ich keinerlei Lust mehr auf den angebotenen Ouzo oder einen Kaffee hatte. Ich wollte nur noch gehen und ließ mich beim Verlassen des Lokals dazu hinreißen, anzuregen, dass ein bisschen weniger Fingerschnipsen und ein bisschen mehr Konzentration für die Zukunft eventuell eine bedenkenswerte Änderung darstellten. Dies wurde seitens seines Kollegen, ebenfalls mit nicht enden wollendem Männlichkeits-​Habitus…

Beim Namen waren die Betreiber des erst kürzlich eröffneten Griechen in der Landsberger Straße nicht sehr einfallsreich das Mittagsangebot aber umso interessanter. Bei einem Durchschnittspreis zwischen 4 und 9 Euro, wobei 4 Salat und 9 Rindersteak bedeutet, liegt das Poseidon im annehmbaren Bereich für Businesslunch. Schön ist das es Plätze draußen gibt auch wenn die Straße etwas stört, aber dafür gibt es vor und nach dem Essen ein Gratis Uzo oder Espresso aufs Haus. Wir hatten den Athen Teller (7,95) und die Babykalamari (6,95) und waren von Qualität und Menge her sehr zufrieden (siehe Bilder). War sicher nicht das letzte Mal Poseidon.