Süddeutsche Zeitung

Fährt man von weitem auf das — neue — Hochhaus der «Süddeutschen» zu, wirkt das Gebäude ein wenig einfallslos, fast wie so ein 70er-​Jahre Überbleibsel. Von nahem betrachtet schaut das ganz anders aus: Die Architektur mit mosaikartig schräg versetzten Fenstern ist durchaus interessant, das irre hohe Foyer des Glaskastens beeindruckt. Gewöhnungsbedürftig sind die hochmodernen Aufzüge. Springt man in einen gerade ankommenden hinein, sucht man drinnen verzweifelt die Knöpfe für die Etagen-​Auswahl. Die befinden sich nur draußen, und nach dem Drücken muss man dann auch den zugewiesenen Lift nehmen, wenn man keine Irrfahrt riskieren will — tricky, aber interessant!

Wer die Süddeutsche Zeitung verstehen will, muss deren Geschichte kennen. Ihren Kern hatte und hat sie in München, Bayern und Deutschland — in dieser Reihenfolge. Daher erscheint sie Einheimischen Münchnern als liberal; Bayern als links und Deutschen als links-​liberal.
Die Süddeutsche Zeitung, auch kurz Süddeutsche oder noch kürzer SZ genannt, erscheint heute (2014) in der klassischen Papierausgabe, als SZ-​Digital-​App, als Süddeutsche-​App und als Webseite. Der Umfang und die Aktualität variiert dabei sehr stark.
Die klassische Papierausgabe hat am wenigsten Inhalt und ist schon am Vorabend veraltet (Mark Twain lässt schön grüßen). Es gibt sie auch als e-​Paper, deren Vorteil erschließt sich mir aber nicht, da sie nur ein PDF-​Dokument ist.
Die SZ-​Digital-​App entspricht der Papierausgabe, hat aber mehr Fotos, eingebetete Videos, gestattet eine Kontaktaufnahme mit dem Autor via E-​Mail und kann Artikel speichern sowie via E-​Mail verschicken (umformatiert und ohne Bilder/​Videos).
Die Süddeutsche-​App ist die Webseite in App-​Darstellung (abhängig vom OS), aber mit der äußerst wichtigen Push-​Funktion für Sofortnachrichten. So bleibt der Nutzer immer auf dem Laufenden — der höchste Aktualitätsgrad. Der Umfang entspricht dem der Webseite, jedoch ohne Kommentar-​Funktion. Selbstverständlich können Artikel, gespeichert werden, versendet werden, gepostet werden…
Die Webseite hat den größten Inhalt. Die Aktualität ist minimal geringer als bei der Süddeutsche-​App, die hier händisch aktualisiert wird — persönlich habe ich das Gefühl, dass die Push-​Nachrichten noch vor der Aktualisierung der Webseiten verschickt werden (Info-​Junkies sollten also zur Süddeutsche-​App greifen).
Twitter, Facebook etc. verweisen nur auf Artikel auf der Webseite, daher bewerte ich sie nicht extra.
Die Kosten (Stand 4.2014) unterscheiden sich auch erheblich. Die Papierausgabe kostet einzeln von Mo-​Do 2,30 € und Fr sowie Sa 2,50 € (kein Abo). In der SZ-​Digital-​App kostet eine Ausgabe 1,79 €, das SZ Magazin (jeden Freitag Beilage der Papierausgabe) kostet einzeln 0,89 €. Webseite und Süddeutsche-​App sind kostenlos. Die SZ bietet auch Abo– und Kombi-​Modelle an, einfach auf deren Webseite vorbeischauen.
Betrachtet man die Kosten und den Nutzen (Umfang und Aktualität), ergibt sich folgende Platzierung 1. Süddeutsche-​App, 2. Webseite, 3. SZ-​Digital-​App, 4. Platz Papierausgabe.
Ich bin seit über 15 Jahren Abonnement. Mit dem Erscheinen der SZ-​Digital-​App habe ich die Papierausgabe gekündigt und lese heute nur noch digital in der SZ-​Digtal-​App als Abonnement sowie in den anderen digitalen Angeboten kostenlos.
Im Folgenden konzentriere ich mich auf die beiden Apps und die Webseite.
Die SZ-​Digital-​App-​Ausgabe erscheint am Vorabend und sollte nur via WLAN heruntergeladen werden, da sie ohne Probleme über 50 MB groß ist — Videos und Songs werden nur noch gestremmt, früher wurden sie geladen. Die Bedienung erfolgt mit Wisch– und Touch-​Gesten. Leider haben die Macher sich nicht vom Layout der Papierausgabe lösen können. Textphrasen wie «siehe linke Spalte» oder «siehe Bild oben» führen ins Leere. Der Textinhalt entspricht 1:1 dem der Papierausgabe. Für dieses Ignorieren der Möglichkeiten gibt es einen halben Stern Abzug.
Die Süddeutsche-​App gab es schon vor der SZ-​Digital-​App und unterstützt als einziges Angebot Sofortnachrichten. Die Macher haben es geschafft, sich vom Layout der Papierausgabe zu lösen und schreiben sogar die Texte um (minimal). Querverweise auf andere Spalten oder Seiten kommen nicht vor. Warum die Kommentar-​Funktion der Webseite (die Artikel sind identisch) nicht übernommen/​integriert wurde, ist nicht nachvollziehbar. Diese App bietet sich dafür geradezu an. Das Ignorieren kostet auch hier einen halben Stern.
Die Webseite unterscheidet sich von der Süddeutsche-​App nur in der fehlenden Sofortnachrichten-​Funktion (muss händisch aktualisiert werden) und der vorhandenen Kommentar-​Funktion. Wer letztere liest, versteht, warum die SZ links oder link-​liberal genannt wird.
Fazit: Papier verblasst, das Internet vergisst nicht. Die Auflagenentwicklung der Papierausgabe ist in den letzten Jahren negativ. Die Anzahl der App-​Leser steigt kontinuierlich (wenn auch auf niedrigem Niveau). Rein sachlich betrachtet spricht nichts für die Papierausgabe und vieles/​alles für die digitalen Versionen.
Ausblick: Demnächst (geplant ist Ende 2014) wird die SZ auf der Webseite den Inhalt nicht mehr uneingeschränkt kostenlos anbieten. Es wird einige Artikel nur noch gegen Bezahlung geben — Details folgen.

Ach ja, die SZ– ich mag sie einfach nicht mehr wissen. Und es gibt gute Gründe, warum ich sie doch schon bald 20 Jahre im Abo beziehe. Und dies, obwohl es ein paar Punkte gibt, die ich kritisch sehe:
— Der Preis: Ich weiß, es ist immer relativ, Preise von heute mit Preisen von früher zu vergleichen. Schließlich hat sich der ganze Zeitungsmarkt vollkommen anders entwickelt, der Siegeszug des Internets hat die Anzeigenerlöse erodieren lassen. Aber ich weiß noch gut, dass die SZ in Bayern (außerhalb Bayerns ist sie trotz weniger Inhalts übrigens teurer) nach der Euro-​Umstellung glatt 20 Euro im Monat gekostet hat– mittlerweile ist es mehr als das Doppelte…
— Die ständigen Warnstreiks: In den letzten Wochen und Monaten ist die SZ immer wieder mal von Warnstreiks geprägt. Dies bedeutet, dass es für das gleiche Geld deutlich weniger Zeitung gibt, manche Teile fehlen, andere zusammengelegt sind usw.
— Den Wegzug aus der Stadt: Ich weiß, so etwas liegt im Trend (und entsprechende Liegenschaften lassen sich gut versilbern), aber ich finde es einfach schade, dass die SZ ihr Stammdomizil in der Sendlinger Straße verlassen hat und ziemlich an den Stadtrand gezogen ist. Zeitung mitten in der Stadt– herrlich. Aber das war eher früher mal. Die Trends sind anders.
Ansonsten aber: Die SZ, die in den letzten Jahren mehr als eine schwierige Phase hatte, beweist immer wieder von neuem, dass ein von Rudolf Augstein überlieferter Ausspruch wahr ist. Nämlich der, dass die wichtigste Zeitung in Deutschland die FAZ, die beste aber die SZ sei. Recherchen der SZ waren bei mehr als einem Thema entscheidend für Enthüllungen. Und ich mag einfach ihre Ausrichtung und ihre Art. Eine in Bayern erscheinende Zeitung, die nicht nachhaltig CSU-​lastig ist, allein dies ist schon bemerkenswert. Und hier wird durchaus noch differenziert und rechtsstaatlich geschrieben und argumentiert. Artikeln eines Heribert Prantl merkt man an dass es zum Glück immer noch Verfechter des Rechtsstaats und der Grundrechte gibt.

Schreib ich jetzt über das Gebäude, oder über die Zeitung, oder einfach beides.
Gebäude, ist neu gebaut, das SZ Hochhaus in Berg am Laim im Münchner Osten, ragt es hoch, kubisch, modern mit viel Glas in den Münchner Himmel.
Vor dem Hochhaus, eine grosse Auffahrtsfläche, fast schon zu gross und zu «Betongrossflächig».
Innen modern und sehr schlicht gehalten, die Büros, meist Grossraumbüros, in denen je nach Redaktion Tag und Nacht gearbeitet wird.
Die Zeitung selbst, wer kennt Sie nicht.
Die einen sagen linksliberal, die anderen sagen, dies wäre Geschichte und sie ist unabhängig und liberal eingestellt.
Redaktionell auf höchstem Niveau, zu einem auch ganz stolzen Preis, der sich jedoch rechnet, wenn man es mit anderen Blättern aus München oder den 4 grossen Buchstaben vergleicht!

Für jeden angehenden Journalisten sind diese Hallen einfach die Heiligen! Das Non-​Plus-​Ultra das Gebäude der Süddeutschen Zeitung!
Ich war perplex, als ich das erste Mal einen Fuß in das Gebäude gesetzt habe! Heilige Hallen sind definitiv der richtige Ausdruck dafür.
Mit einem Blick über ganz München ist die Redaktion der SZ einfach einzigartig! Hier arbeiten wohl die Besten der Besten! Sie jonglieren mit den Wörtern und haben Spaß daran — schöner kann ein Job kaum sein!
Die Redakteure der SZ leben den eigenen Traum vor! An ihnen sollte man sich ein Beispiel nehmen, wenn man ganz nach oben will!
Zwar wirkt es auf den ersten Blick ein wenig steril, was das Arbeitsklima angeht — jedoch denke ich, dass so eine Arbeitsweise auch sehr wichtig sein kann und dass der erste Blick vielleicht trügt! Jeder muss sich hier selbst davon überzeugen!

Schon bevor ich nach München gekommen bin meine liebste Tageszeitung sowie die Startseite meines Internetbrowsers. München brüstet sich ja gerne mal mit allerlei Superlativen, bei dieser Zeitung allerdings zu Recht.
Die Artikel sind meistens so gut geschrieben, dass man sie mal eben runterlesen kann und sich trotzdem gut informiert fühlt. Einfach nicht so staubtrocken wie bei manchen anderen Überregionalen. Highlights sind das «Streiflicht» und der «Kasten» auf Seite eins (meistgelesenster Artikel Deutschlands wie ich neulich hörte).
Ist zwar eh schon die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands, aber für die, die sie noch nie ausprobiert haben: Einfach mal zwei Stunden Zeit nehmen und reinlesen. Am besten freitags, wenn das SZ-​Magazin beiliegt und dann die Kolumne von Axel Hacke lesen. Erwerben am besten an einem der türkisgrünen Zeitungskästen an jeder Wegesecke. Macht glücklich.

Da ich nicht wieder das selbe schreiben will wie Mike oder Franco gebe ich einfach noch meinen Tipp ab:
Der Immobilienmarkt in der Dienstags– und Samstagsausgabe.
Ich habe hier meine Wohnung gefunden. Ohne Provision und super schnell. Natürlich war das ein Glücksfall. Dennoch bin ich großer Fan dieser Beilage und kann jedem Suchenden die SZ wärmstens empfehlen.
So das wärs.
Über das SZ-​Magazin könnte ich jetzt auch noch mind. 1000 Worte schreiben.
Aber lest lieber 1000 Worte in der SZ als meine Huldigungen.

Das ist so eine von meinen typischen Kindheitserinnerungen…
Mein Vater liest die SZ in der früh zu seinem Kaffee seitdem ich denken kann.
Früher war dies das typische Bild meines Papis… im Laufe der Zeit kuckte ich dann auch ab und an mal rein… fand aber mit knapp 10 Jahren noch alles stinklangweilig was dort drin stand.
Irgendwann eines Tages, einige Jahre später, am Frühstückstisch erzählte mir mein Vater von einem interessanten Artikel den ich doch einmal lesen sollte.
Erst tat ich etwas genervt, weil ich mir dachte, ich interessiere mich doch nicht für Zeitungen. Typisches Teenie-​Gehabe eben. Widerwillig nahm ich den Münchenteil, den mein Vater mir reichte und begann zu lesen.
Der Artikel war widererwartend ziemlich interessant und ich dachte während des lesens kein einziges mal wie ätzend ich doch Zeitungen finde…
So kam das dann, dass mein Papa mir in der früh recht häufig den Münchenteil und manchmal auch die ganze SZ rüberreichte.
Ich finde auch die Beilage, dass SZ Magazin, welches immer freitags in der Zeitung liegt sehr gut. Besonders mag ich die kurzen Geschichten von Axel Hacke auf den ersten Seiten.

Die SZ ist aus meiner Sicht die beste Tageszeitung Deutschlands. Schön, dass die Nr. 1 mal wieder aus München kommt. Wir sind aber auch gut, verdammt noch mal. ;-)
Das Streiflicht auf der ersten Seite ist für mich ein Muss, wenn ich die SZ irgendwo rumliegen sehe. Das Streiflicht ist der kleine, tägliche journalistische Höhepunkt für Menschen, die sich auskennen — und das seit 1946. Alle Achtung. Aber auch der Sportteil und da vor allem die Analyse der Bayernspiele sucht seinesgleichen. Feuilleton und Politik können eigentlich auch mit der insgesamt großen Qualität mithalten.
Ein weiterer Höhepunkt ist der Fahrstuhl im neuen SZ-​Gebäude. So ein futuristisches Ding habe ich noch nie gesehen. Man fordert über einen verhältnismäßig großen Touchscreen einen Fahrstuhl an, indem man die Etage und den Gebäudeteil eingibt. Daraufhin wird einem einer der sechs Aufzüge zugeordnet und schon geht sie ab, die rasante Fahrt in einem glänzenden Metallkubus ohne Knöpfe, Tasten o.ä. Mir wurde ein wenig schlecht. Okay, das hat nichts mit der Zeitung zu tun, sollte aber mal erwähnt worden sein.

Erst war der Verlag in der Sendlinger Strasse. Was genau der Motivationsgrund war, wegzuziehen, ist mir nicht bekannt. Vielleicht Platzmangel?
Ich finde, München kann stolz sein, eine so gute Zeitung hervorzubringen. Seit über zehn Jahren bin ich treuer Leser der SZ. Besonders Samstagmorgens ist der Wochenendteil aus meinem Tagesablauf gar nicht weg zu denken. Die Autoren und Fotografen haben einen subtilen Humor. Und das Feuilleton ist im Vergleich zu anderen überregionalen Tageszeitungen ganz weit vorne.

Wir dürfen uns echt glücklich schätzen, die SZ zu haben, Dass es im schwazren Bayern eine linksliberale Tageszeitung zum Leitmedium #1 geschafft hat, ist wohl auch nur im ‘roten’ München möglich. Aprops Rot. Zu meiner Lieblingslektüre am Montag Morgen gehört der Sportteil. Keiner anlysiert die Spiele der Bayern treffender als die Sportjournalisten der Süddeutschen.
Aber auch der Rest hat es in sich, egal ob Feuilleton, Politik oder der München Teil. Ich greife regelmäßig und gern zur Süddeutschen oder auf ihren Onlineauftritt zurück, um am Ball zu und auf dem Laufenden zu bleiben, was in München, Deutschland und dem Rest der Welt so passiert.

Bis vor einigen Jahren meine Leib– und Magenzeitung. Erst täglich, dann (mangels Zeit) nur noch im Wochenend-​Abo. Und schließlich — als Zugeständnis für die Ehefrau — der Wechsel zur Konkurrenz aus der Bankenstadt Deutschlands.
Der Wochenendbeilage und dem SZ Magazin weine ich manchmal heimlich eine Träné hinterher. Mir persönlich hat der frische Schreibstil der Autoren, wenn es nicht nur über Tagesaktualitäten ging, sehr gut gefallen — war mir sympathischer als manche bildungsbürgerlich-​triefende Beiträge anderswo.
Naja, die Zeiten sind vorbei. Aber Zeit zum Lesen ist auch nicht mehr geworden.

Eigentlich hätte ich gedacht, dass die überregionale Zeitung meines Vertrauens im weltweiten Datennetz kompetenter agiert als das Westfalen-​Blatt, über das ich mich vor ein paar Monaten kritisch ausließ (, Kompetent im Netz’ (der Untertitel deiner Website) geht anders! (
)).
Pustekuchen.
Vorhin las ich in der gedruckten Version der Süddeutschen einen wunderbar nostalgischen Nachruf auf die VHS-​Kassette. (Für die Jüngeren unter uns: Das war eine Art dicke DVD, die man vor der Rückgabe in der Videothek zurückspulen musste.)
Diesen Artikel wollte ich online weiterempfehlen. Also gab ich im Suchfeld auf
den Begriff VHS ein. Bei jeder halbwegs intelligent programmierten Site-​Suche eines tagesaktuell produzierenden Medienbetriebs tauchen die neusten Artikel, die sich um das eingegebene Stichwort drehen, als erste auf.
Nicht bei der Süddeutschen. Der gewünschte Artikel wurde auf der ersten von fünf Ergebnisseiten nicht angezeigt. Anstatt auch noch die restlichen vier Seiten durchzuflöhen, probierte ich es mit einer neuen Suche diesmal mit dem Titel des Artikels (Und die Bänder stehen still).
Ebenfalls Fehlanzeige.
Als ich diese Headline bei Google eingab, erhielt ich als erstes Suchergebnis den SZ-​VHS-​Artikel (
) .
Peinlich, peinlich!
Wer sich als Medienmacher auch gern mal kritisch übers Phänomen Google äußert (wie zum Beispiel
–Chef Hans-​Jürgen Jakobs bei
(
)), sollte erst mal seine eigenen Hausaufgaben machen.