Ich sitze im Stadtpalast mit einer Katze und beobachte ein Mädel mit Glitzerperücke und einem Kleid aus Schlipsen, das zu Retro-Discomucke tanzt. Diese Einleitung steht ja wohl für sich… Wie meine(seit Qype leider weniger zahlreichen) Leser wissen, fahre ich zum feiern meistens nach Rostock(wer das Lübecker Nacht“leben” kennt, wird wissen warum). Nun also der mindestens vierte Erfahrungsbericht aus der Rostocker Clubkultur. Stadtpalast klingt erst mal ziemlich nach pseudoschickimicki und frustrierten Frisösen in Lackstiefeln(siehe Stadtpalast Bielefeld). Ich packe also brav meine weiße Hose und mein Spießeroberteil ein und meine Lieblingsrostockerin fragt bei der Anprobe: «Wie, du hast né weiße Hose, wo zieht man denn so etwas an?» «Naja Stadtpalast klingt so…» «Née, also eigentlich heißt das Helgas Stadtpalast» «Das klingt ja gleich ganz anders, dann kann ich meine Chucks ja auch anlassen»(Aufatmen) «Was haste denn von mir erwartet wo ich dich hinschleppe?!» «Naja vielleicht willste die Band unbedingt sehen…» OK, inzwischen stehen wir vor dem«Palast», welcher aussieht wie ein in den 70gern in der DDR gebautes Univerwaltungsgebäude(vielleicht war es das ja auch mal). Wir sind recht früh, es ist maximal 11, und wenn ein Konzert um 10 beginnt, tritt die Band frühestens um 12 auf, kenn ich aus Lübeck genauso. Eintritt 8 €, das ist schon West-Niveau, es gibt eine Garderobe für 1 €, was uns im Winter sehr erfreut. Der Laden ist zwar ein bisschen ranzig aber sehr liebevoll gestaltet mit Vögelchentapete aufm Klo und den inzwischen für einen Hipsterladen fast schon obligatorischen Hirschköppen an der Wand(man hoffe, sie sind nicht echt). Der Konzertraum auch sehr retro, wir waren uns einig dass er uns an die Tanzschule unseres gemeinsamen Heimatkaffs erinnert, in der wir uns in unserer frühen Jugend am Foxtrott abgemüht haben um Sonntags in die Teeniedisco baggern zu gehen. War schon verrückt irgendwie. Der DJ konnte nicht wirklich auflegen(was ist ein Übergang?), bemühte sich tanzbare Musik zu spielen, aber noch tanze mensch nicht. Getränkepreise für hier normal, Flaschenbier 2,50, großes Rostocker vom Fass 3 €(wurde hier tatsächlich auch von den Hipstern getrunken, daher war ich denn auch mal so frei anfangs ein gezapftes 0,5 zu bestellen, was ich normalerweise in einem Club eher deplatziert fände.) Es gab auch eine kleine Cocktailkarte: Mojito 6 € Caipi 6 € Katze 4,50 € Ipanema(alkoholfrei) 4 € Finde den Fehler. Ich bestellte selbstverständlich Katze(mich fragend, ob es das im Mau-Club auch gibt) und was war es: Vodka, Ginger Ale und Gurke. Klar, Hipstergurkencocktail, was sonst. Wo der Name herkommt ist mir unklar, meine Katzen mögen weder Gurke noch Ginger Ale und Vodka kriegen sie nicht. Ich saß dann also mit der Katze …(siehe oben) Langsam wurde auch getanzt, irgendwann trat die Band halt auf, die derart Geschmackssache war, dass ich hier nicht drauf eingehen werde, die Stimmung war witzig und stressfrei, Das ganze ging stark in Richtung«Bad Taste», daher waren Perücken und Pailetten angesagt(bei uns nicht). Ich denke, die Flirtchancen sind ganz gut in dem Laden, habe selten so viele wild knutschenden Pärchen gesehen, teilweise dachte ich, die ziehen sich hier gleich aus. Ansonsten.es gibt einen Raucherraum, den man zu hochfrequentierten Zeiten als Nichtraucher wirklich(!) meiden sollte, bei größeren Partys wohl auch noch einen zweiten Raum, den ich nicht kennengelernt habe, die Toiletten sind trotz der schicken Vogeltapete nicht ganz optimal, mal fehlt Klopapier, ein Waschbecken ist kaputt, aber es gibt wirklich schlimmere Clubklos. Guter Rostocker Club mit nettem Programm und hübschem Retrocharme, ein wenig teurer als die anderen, kann man hingehen, hat aber viel Konkurrenz.