Buchbinderei Kittler & Jäger

Bücher sind wie Freunde: Sie vertreiben uns die Zeit mit angenehmer Unterhaltung, geben Rat und Inspiration, und man kann sie sehr liebgewinnen. Und wie Freunde altern sie, werden faltig und schrumpeln in der Badewanne. (Metaphern übrigens sind wie Krüge, die zum Brunnen gehen…)
Meine Lieblingsbücher müssen hart im Nehmen sein. Sie gehen mit auf Wanderschaft, leiden unter Nervosität in Wartezimmern und kennen alle meine Rucksäcke von innen. Ihre Einbände sind manchmal wettergegerbt. Was nun tun, wenn sich die Bindungen lösen? Wenn die Hülle so gar nicht mehr zum schönen Inhalt passen will? Neu kaufen? Geht nicht mehr. Und kommt sowieso nicht in Frage.
In Saarbrücken kann ich meine kranken Bücher zu Herrn Kittler bringen. Die Buchbinderei Kittler & Jäger ist, etwas ab vom Schuß, in Richtung Rußhütte gelegen, direkt an der Haltestelle Ludwigsberg (Linie 125).
Herr Kittler mag Bücher. In seiner nüchternen Werkstatt liegen sie stapelweise, fadenscheinig gewordene Leinenausgaben, alte wurmstichige Lederbände, Fachzeitschriften, Familienpapiere. Sie warten hier auf ihre behutsame Restaurierung, den ersten Einband oder auf die Rundum-​Erneuerung.
Der Buchblock wird mit enormen Gewichten gepreßt und neu beschnitten. Dann erhält er einen modernen, farblich und vom Material her passenden Einband, oder es werden die alten Buchdeckel gerettet, mit einem neuen Rücken verleimt und stabilisiert. Man hat die Wahl zwischen «wie neu» und «ach, dich kenn ich doch».
Herr Kittler erklärt genau, was er mit den «Patienten» vorhat, zeigt Werkzeuge und Maschinen; es ist sein Handwerk. «Ein sterbendes Handwerk», sagt er.
Der Preis berechnet sich nach Aufwand; er liegt wohl in den meisten Fällen über dem, was ein neues Buch kosten würde. Aber so ist das eben — was tut man nicht für alte Freunde.