Eisenbahnfans sind ja eine eigene Spezies für sich. Sie können begeistert tagelang über Spurbreiten, Kesseldruck, Ventile, Speisewagen und alte Fahrpläné und deren Vorteile diskutieren, wo andere nach wenigen Minuten ihre eigenen Schürsenkel interessanter finden. Ich bekenne mich dazu, nicht zu dieser Spezies zu gehören aber dennoch schätze ich den Charme historischer Schienenfahrzeuge, denn sie haben oft eine ganz eigene Ästhetik und erinnern uns an gute alte Zeiten, in denen Zeit noch eine Dimension war, an der man nicht dauernd optimieren musste. In der diese Dimension noch unangreifbar schien und allenfalls von Genies wie Einstein manipuliert und nicht wie heute von skrupellosen Managern mit Mückenhirn und Elefantengehalt zum Wirtschaftelement(time is money) verbogen werden durfte. Und hier in Wiesmoor wird einem so richtig nett klar gemacht, was denn eine gute alte Bummelbahn ist. Stolze sechs(6,0) Stundenkilometer bringt die historische Torfmoorbahn aufs Parkett. Sie transportierte im 20. Jahrhundert die frisch gestochenen Torfballen aus den Mooren zu den weiterführenden Transportmitteln, z.B. Kanalschiffen. Und netterweise hat man zwei kleine Züge(eine Lok und einen Waggon) dieser Schmalspurbahn erhalten und ein netter Mitarbeiter des Torf– und Siedlungsmuseums Wiesmoor(der im Privatleben Reisebusse chauffiert) fährt die Besucher gegen ein lächerliches Entgelt von 1 Euro die 750 Meter von der Straße zum Museumseingang. Der Fahrtwind raubt einem den Atem, die Birken rasen schier vorbei, zwei Rennschnecken zeigen ihre Rücklichter aber wie gesagt ist das ratternde und tuckernde Ungetüm genau das Richtige um den Zeitbegriff wieder einmal heilsam zu relativieren. Und Kinder lieben das Ganze sowieso