Jahrzehnte ließ ich das Siegerland links liegen zu sanft, wenig anspruchsvolle Wanderungen, dachte ich! Ich tat der Gegend bitter Unrecht. Bin in den letzten beiden Jahren schon einige Male hier gewandert und mit dem Gefährlichen Bergpfad ab Dattenfeld an meine heutigen Grenzen gestoßen. Seit diesem Jahr verbindet mich mit der Gegend um Wissen/Sieg etwas Besonderes: ich fand heraus, dass ein Familienzweig meiner Ahnen aus dieser Gegend stammt(die Kirchenbuch-Aufzeichnungen beginnen 1730). Um eine Beziehung zu den längst Verstorbenen herzustellen, laufe ich mit meiner neuen Wanderkarte durchs Wissener Land. Meine Sippe kommt aus einem kleinen Ort oben auf dem Berg. Geschickt wurden die fünf Anwesen in eine Mulde gebaut das schütze wenigstens etwas vor den kalten Winden des Westerwaldes. In dieser Gegend wurde überall unter Tage Erz abgebaut. Ob mein Ahn dort als Schlosser gearbeitet hat oder in der Dorfschmiede? Bei meiner Wanderung kam ich in Dorfnähe an hübschen Wiesen vorbei. Wow, ein neuartiger Swin-Golfplatz?! Der Eichenhof hat den Sprung in die moderne Zeit geschafft. Es gibt außer Swin-Golf, ein Scheunen-Café, Heuhotel und Ferienwohnungen. Bedächtig gehe ich über die schmale, sich windende Dorfstraße. Der Ort ist immer noch winzig. Hühner und Enten sehe ich bei den Häusern, auf den Weiden stehen Kühe und Pferde. Die Vorgärten sind mit Blumen und Hecken bestückt, ganz wie sich ein Stadtmensch eine Dorfidylle vorstellt. Auf einem Schild las ich: um 1800 wurde eine Schule eingerichtet. Jeder Hofpächter war verpflichtet, monatlich eine Stube zur Verfügung zu stellen(Wanderschule). Ab 1828 gab es elektrisches Licht, ab 1835 Wasserleitungen. Ich hatte einiges zu überdenken. . Meine vorbereitete Wanderstrecke führte genau über die Alte Poststraße. Alle Fuhrwerke, Reisenden oder Händler nahmen diese Strecke durch den Wald. Heute sah ich einige Waldarbeiter, zwei Wandersleute, und einen Einheimischen lernte ich kennen. Und das kam so: Ein großer Traktor kam hinter mir angebraust. Ich trete zur Seite, aber er fährt nicht vorbei. Er hält an, ist auf ein Schwätzchen aus. Das kam mir sooo recht! Habe ihn nach früher ausgefragt. Er fand es toll, dass ich mich für die alten Geschichten interessiere. Hochzufrieden zog dann jeder seines Weges. Auf einer entfernten Berghöhe sah ich durchs Fernglas Honigsessen liegen(ich musste mich erst einmal erkundigen, wie man diesen Ort ausspricht!) Bis dorthin musste mein Vorfahre durch den Wald ins Tal und wieder hinauf laufen, wenn er um sein Mädchen werben wollte. Sie hat ihn erhört, wurde meine Ahnfrau!