Les Trois Maillets

Dieses charmante Chambre d’Haute kann eigentlich nur im Tal der Schlösser stehen.
Nur zwei Zimmer bietet die aparte Madame von Schramm ihrem liebevoll selbst restaurierten 500 Jahre alten Haus an, im zweiten und dritten Stock.
Hinauf führt eine hölzerne Wendeltreppe von Ausmaßen, die mich zwingen, meine Handtasche vor’m Bauch zu tragen statt über die Schulter.
Hingebungsvoll eingerichtet und dekoriert ist unser Zimmer, unmöglich, all die Lieblichkeiten aufzuzählen.
Das Zimmer ist extrem gemütlich durch den Holzfußboden sowie die unverputzten Dachbalken, hier und da ein kleiner Kelim.
Dominiert wird das Zimmer durch ein für Frankreich ungewöhnlich großes Himmelbett mit hölzernen Pfosten. Korsagenträgerinnen könnten sich hier trefflich festhalten, während die Schnüre festgezurrt und die Luft abgeschnürt werden.
Dazu gesellt sich eine coole Ottomane auf gläsernen Aschenbechern ruhend, um keine Mulden im Parkett zu hinterlassen sowie ein weiteres Einzelbett. Auch mit Himmel versteht sich.
Den großen Waschtisch trennt eine hölzerne Pergola vom Rest des Zimmers, versehen mit Haken für die Handtücher. Die romantisch geschliffenen Zahnputzgläser stehen auf einem Silbertablett, der Föhn steckt in einem Gazebeutelchen usw usw usw. Allerliebst alles.
Die kleine, aber doch Regenwalddusche wurde mit meeresfarbenen Mosaiken ausgekleidet und ein winziges Bänkchen eingebaut.
Gar nicht so recht zu dieser Loireschloss-​Romantik passen will der kleine Flachbildschirm mit Tastatur. Immerhin vorhanden.
Als Staubalergiker ahnte ich ob dieser Opulenz an Stoffbahnen und Himmelbetten Böses: mitnichten. Auch die gemeine Hausspinne haben wir nicht entdeckt, von der wir gedacht hätten, sie fühlt sich hier wohl. Offenbar zieht sie den romantischen Garten vor.
Als wir am Abend zum Essen ins Zentrum ziehen und aus unserem Zimmer treten, sind sämtliche Etagen gemütlich beleuchtet, Lounge-​Musik klingt durchs ganze Haus und im Parterre knistert ein einladendes Kaminfeuer. Schöner als jede Hotel-​Lobby!
Unsere Frühstückswünsche wurden direkt beim «Einchecken» abgefragt und so finden wir uns anderntags in einem unheimlich geräumigen Wohnzimmer wieder, wo eine Bücherwand, ein elektronisches Klavier und zwei ergonomisch geformte Liegen eine große Herausforderung darstellen, nicht doch noch zu bleiben.
Wir hatten uns Croissants und Baguette gewünscht, dazu Café au Lait. Der Café wurde frisch am Tisch gebrüht (ich sag nur: Bodrum) und dazu gab es frischen Orangensaft, Konfitüre und statt Zucker Honig.
Serviert alles in süßem Flohmarktgeschirr und Mamas Burgenland Blau hätte sich hier auch gut gemacht.
Ein quasi verwunschener Ort, der dazu auffordert, auch zu verweilen und nicht nur auf Stadtbesichtigung zu gehen.
Liebevoll das Interieur, sympatisch die «Schloss“herrin!
Es könnte mehr Sterne geben.