Die Geburt der Venus Uffizien

Kleiner Tipp:
Verschen einen Platz auf der Bank davor zu bekommen und das Bild in Ruhe auf sich wirken lassen, dazu braucht man allerdings viel Geduld und Zeit, da es immer total voll dort ist!
Ganz wichtig, genau hinschauen und sich die Details ansehen, so gut sieht man die nie wieder!

Diesen Beitrag widme ich einer lieben Qyperin, ich denke, sie weiss, warum.
Florenz, Uffizien.
Hunderte von Menschen stehen hier schon manchmal am frühen Morgen Schlange, um die großen Meister der italienischen Renaissance zu bewundern.
Sie sind angereist aus Japan, den Usa, England und Deutschland, um den eigenwilligen Kopf Federico da Montefeltros zu bestaunen,
oder Leonardos grandiose Verkündigung.
Florenz ist die Wiege der italienischen Renaissance, die Wiedergeburt antiker Ideale und Aufbruch zu geistiger und religiöser Erneuerung.
In der Malerei kennzeichnet sich diese Erneuerung durch revolutionäre Entdeckungen:
Das Sfumato (verraucht) bewirkt mit der verschwommenen, dunstigen Darstellung des Hintergrundes eine räumliche Tiefe, das haben wir Altmeister Da Vinci zu verdanken. Auch die Entdeckung der Perspektive durch einen Fluchtpunkt bewirkte erstmals eine zweidimensionale Ansicht.
Erinnern uns die Meister der Gotik doch noch an unsere eigenen Kinderbilder, dessen Hauptszenen sich am unteren Rand des Bildes abspielten.
Einer der vielen Meister der Renaissance war Sandro Botticelli, florentiner Maler und einer der berühmtesten Künstler der Frührenaissance.
Und ihm verdanken wir unter anderem das Highlight der Uffizien:
Die Geburt der Venus (La nascita di Venere), jeder kennt es, sei es durch die obligatorischen Toscana-​Reise oder nur durch den Besuch seiner Stammpizzeria um die Ecke.
Dort steht sie besonders gerne auf dem Thresen, allerdings aus Gips und schlecht kopiert.
Auftraggeber war einst sein Mäzen Pierfrancesco de Medici.
(Siehe Foto unten)
Das Bild zeigt eine junge hübsche Frau, sie steht in keuscher Pose auf einer Muschel und wird vom Westwind Zephir an die Insel Kypros (heute Zypern) ans Ufer getrieben. Ihre keusche Haltung ist an Statuen der klassischen Antike angelehnt.
In Zephirs Arm die Göttin der Morgenbrise Aura.
Venus wird erwartet von ein einer Hore, die ihr einen wärmenden, blumenbestickten Umhang reicht.
Botticelli selbst hielt sich wohl an den Homerischen Hymnus an Aphrodite, und das Gemälde wird auch Venus aus dem Meeresschaum betitelt.
Aphrodite wurde also aus dem Meeresschaum geboren und
das Interessante daran ist, dass dieser Schaum, man höre und staune, aus dem Glied des entmannten Ouranos stammte, welches abgetrennt im Ozean umhertrieb. Welch Vorstellung.
Dafür war sein eigener Sohn, der Titan Chronos (Die Zeit) verantwortlich.
Die Venus entspricht dem Schönheitsideal der damaligen Zeit und ist für viele auch heute noch eine klassische Schönheit.
Das Aufkommen der Nacktheit in der Kunst ist ebenfalls mit den Erneuerunden der Renaissance verbunden.
Die Muschel, die Venus an das Ufer trägt, ist keine Venusmuschel, sondern wahrscheinlich eine große Herzmuschel, die in der Natur allerdings höchstens 10 cm gross werden kann. Demnach hätte Venus hier nur eine Körpergrösse von ca.15 Zentimetern erreicht.
Das berühmte Gemälde hat im Laufe der Jahrhunderte viele Nachahmer gefunden, bleibt aber doch, zumindest für mich der Inbegriff der Venus überhaupt.
Man findet es in den Uffizien dort, wo die Ansammlung der Menschen aus aller Welt am grössten ist und vielleicht hat der Besucher das Glück, zumindest für ein paar Sekunden dort zu verweilen.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!