Rating des Ortes: 4 Wachtendonk, Nordrhein-Westfalen
Den richtigen Platz auf der Karte zu finden, ist sehr schwer, da nicht alle Sträßchen eingezeichnet sind — also kann ich nur eine ca — Angabe machen. Der Monte San Michele in der Nähe von Sagrado — als mein Onkel mich das erste Mal dorthin fuhr, war ich noch ein junges Mädchen. Wir fuhren über Ronchi, den Fluhafen von Triest über eine große Straße an Redipuglia vorbei, einem Monument und Mahnmal über das ich gesondert berichten werde, in das wunderschöné Tal des Isonzo. Irgendwann sagte mein Onkel, hier müssen wir hoch und wir bogen von der großen Straße ab in eine sehr kleine, enge Straße, die mich an einen etwas breiteren Waldweg erinnerte und waren in einer anderen Welt. Die Straße führt in vielen engen Kurven und durch dichten Wald steil nach oben. Der Monte San Michele ist mit seinen 275 m über dem Meeresspiegel schon recht hoch für die friulanische Ebene. Dies ist auch der Grund für seine in Kriegszeiten strategisch günstige Lage. Das ganze Isonzotal kann man von hier aus überblicken — bis im Osten nach Gorizia und im Norden zu den Alpen. Ich war wirklich überwältigt von der wunderbaren Aussicht. Erst die militärischen ‘Gerätschaften’, Kanonen, etc. erinnerten mich an die grausige Geschichte dieses Berges. Mittelpunkt der Isonzo-Schlachten während des ersten Weltkrieges. Die Österreicher und Ungarn hatten sich hier auf dem Berg verschanzt und Höhlen in den Berg hineingesprengt, wo sie sich verstecken und von wo aus sie durch kleine Luken auf das Tal hinunterschauen und vor allem schießen konnten. Am 7. August 1916 gelang es nach schrecklichen Kämpfen den Italienern den Berg zu erobern. Obwohl oder gerade weil diese schreckliche Geschichte über allem schwebt, zieht mich dieser Ort immer wieder an. Auch meinen Kindern habe ich den Berg gezeigt und die Geschichte erzählt und auch sie sind davon fasziniert. Es ist ein Stück lebendige Geschichte. Man kann sich real vorstellen, wie hier gekämpft wurde. Vielleicht geben die Fotos ein wenig davon wieder. Wenn man durch die Kasematten geht, überfällt mich immer wieder ein bedrückendes Gefühl — es ist dunkel, still und unheimlich — es riecht immer noch nach Kampf; manche Ecken sind so dunkel, dass man ohne Taschenlampe nichts sieht — interessant, bedrückend, beängstigend, obwohl alles so lange schon her ist — man glaubt, Menschen schreien und stöhnen zu hören —(vielleicht liegt das auch an meiner spirituellen ‘Ader’ — und man ist wie befreit, wenn man am anderen Ende heraus geht und den blauen Himmel sieht. So als hätte man den Krieg hinter sich gelassen. Und hier auf der ‘anderen Seite’ steht man mitten im kargen Karst, geht über steinige Wege — auf jeden Schritt achtend, denn es gibt hier Vipern — und bestaunt die wieder gewachsene Natur, die in jeder Jahreszeit ihre Reize hat. Meine Aufnahmen sind im Herbst gemacht mit seiner wunderbaren Farbenpracht. Zurückgehend zum Auto schaut man auf eine aus Granatsplittern geformte große Flamme — ein Mahnmal, das zum Himmel schreit — hört auf mit dem Krieg!