Es war ein wenig auf den letzten Drücker, der letzte Tag in Sizilien, noch wenige Stunden bis zum Abflug, der Regen peitschte kräftig, um uns den Abschied zu erleichtern. Wir trieben windverweht durch die nassglitschige Stadt und landeten schließlich an dem Punkt der in puncto Rauhheit am ehesten zu dieser Witterung passte. Das Castello Maniace auf dem südlichen Ende der Ortygia-Insel gelegen, der Keimzelle der Stadt, die wegen ihrer strategisch guten Lage immer schon eine begehrte Festung war und oftmals Wehranlagen getragen hatte. Der Name löste Befremden bei mir aus, ich dachte Maniace sei die Entprechung des englischen Maniac und erwartete eine Geschichte von wilden oder gar durchgedrehten Menschen(Staufer? Ungeheuer? Regenschirmverkäufer?). Es war aber alles ganz anders wenn auch nicht gerade zahm: Das Castello Maniace stammt aus der Stauferzeit, die schwere Festung wurde in der Zeit Friedrichs II. von 1232 bis 1240 errichtet. Davor stand an diesem Ort eine ebenfalls sehr voluminöse Festung des byzantinischen Heerführers Georg Maniakes dieser ist merkwürdigerweise für die heutige Benennung verantwortlich. Ihm gelang im Jahre 1038 die Rückeroberung von Syrakus für die Normannenherrscher, von denen er für den Kriegszug tatsächlich honorarmäßig bezahlt wurde. Syrakus war zuvor lange in arabischer Hand gewesen. Im Jahre 1704 explodierte in der Festung übrigens eine Pulverkammer, dabei wurden große Teile der Innenräume zerstört daher beschränkt sich das Erhaltene auf die äußere Gebäudesubstanz. Äußerlich ist die Festung fast unveränderlich erhalten geblieben, im 17. Jahrhundert wurden jedoch die Obergeschosse abgetragen. Steile Mauern aus bunten Sandsteinen ragen schier auf. Darüber ein grüner Leuchtturm, winzig erscheinend. Unten tost das Meer. Einzelne Gebäude hinter einem riesigen Innenhof, Arkadenbögen, die von Metallklammern zusammengehalten werden, keine Innenausstattung, nur noch feuchte Mauern, Gänge, Türme und Bastionen. Hier gibt es in einem Seitenraum eine kleine Ausstellung mit neuen Repliken der antiken Widderfiguren(ein Original steht in Palermo) aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., die in der Antike die Stadt Siracusa um die Insel herum in den vier Windrichtungen bewachten ein verlorener Museumswärter schleicht erst lange im Sturm herum, dann entschließt er sich, dass das rauhe Klima nach menschlicher Wärme ruft er kommt heran und erzählt freundlich und lang über blutrünstige Geschichten, unter anderem, dass die berühmten Widder einst als Buße nach Palermo geschickt werden mussten, nachdem ein General hier bei einem eigentlich friedlich geplanten Treffen ermordet worden war. Unwirtlich wirkt der äußerste Teil der Festung, die Spitze, die scharf und hoch in den Ozean ragt. Ein wenig erinnert es an die Fortaleza in Sagres, auch wenn der Wind hier vermutlich nie so heftig wie am Atlantik wird. Dennoch wachsen in djedem Windschatten erstaunliche Pflanzen, die die Feuchtigkeit der See aufzusaugen scheinen, dazwischen die hellen Kiesel der Küste(Review Nr. 2011, 28. Nov. 2012, text and photographs by mostro)