Multatuli Museum

Ihr lieben Neugierigen, Ihr seid ein wunderbares Volk der Interessierten und so traue ich mich Euch zu später Stunde einen Besonderen vorzustellen. Eigentlich gehörte der in die Rubrik/​Gruppe Bücher, aber ich bitte Euch, wer liest denn noch nach einer Buchmesse mit rund hunderttausend Neuerscheinungen einen Autor, der 1887 nach siebenjährigem zurückgezogenem Aufenthalt in Ingelheim starb? (Wo es eine Multatuligesellschaft gibt.) Seufzend möchte ich bekennen: ich. Aber dann glaubt Ihr womöglich, ich sei ein Relikt aus dem Jahre 1887… Lasst Euch berichten, dass Multatuli ein Künstlername ist. Dieser Mensch schrieb frech und mutig und in solchen Fällen braucht mensch einen Künsternamen, sicher dann, wenn man wie dieser Eduard Douwes Dekker ein Kolonialbeamter der niederländischen Regierung ist/​war. Also, dieser Mann wurde 1820 in Amsterdam geboren, genau dort, wo sich heute das gleichnamige Museum befindet. Er war um 1900 ein vielgelesener Autor und sowohl Sigmund Freud als auch Hermann Hesse zählten ihn zu ihren Lieblingsautoren.
Auf dem Fußweg vom Dam zur Prinsengracht kommt Ihr an seinem Denkmal vorbei. Ach, was heißt Denkmal, Wanderer, überquerst du die Brücke, die eine Gracht mit der anderen verbindet, dann findest du dort eine Bank zum Ausruhen oder ein Café zum Träumen, und dann ist Multatuli nicht der Schlechteste…
Ich zitiere: «Multatuli Woutertje Pieterse. Eduard Douwes Dekker, (1820 – 1887) bekannt unter dem Pseudonym Multatuli erregte 1860 mit seinem kolonialkritischen Roman „Max Havelaar“ Aufsehen. … Der Entwicklungsroman von Woutertje ist ein Teil seiner Ideen und wurde 1890 posthum als zusammenhängender Roman veröffentlicht.» Aus: «Jüdisches Städtebild Amsterdam», Jüdischer Verlag Frankurt am Main, ISBN 3−633−54 080 – 6
Also, ich wusste nicht, dass dieser Schreiber so viele Jahre in Deutschland gelebt hat, 17 Jahre… das ist eine lange Zeit.
Ich bin ihm in Amsterdam begegnet. Woutertje, das ist ein Kosename, wie die Holländer so gerne alles lieb klein machen, vrouwtje = Frauchen, hoertje = kleine Hure, mannetje = kleiner Mann, huisje = Häuschen und Woutertje = klein Walter.
Wouter ist die altholländische Form des wunderschönen männlichen Vornamens Walter.
Multatuli schrieb ein gesellschaftskritisches Werk das hieß: «Max Havelaar oder die Kaffeeversteigerung». Darin prangert er mutig und gesellschaftskritisch die damaligen Missstände an. Kein Wunder, dass er ein Pseudonym brauchte.
Und ich trau michs kaum zu sagen, dass dieser Kolonialbeamte von damals unglaublich spannend schreibt. In einer Feinheit und mit einem Humor, der mich beim Vorlesen fesselte. Prachtvoll, wie dieser Schreiber mit Worten zeichnen konnte. Und ja, auch dem Übersetzer gebührt ein Lob.
Also, nix wie hin in das Museum und auch nach Wiesbaden und nach Ingelheim.
Ach, ich hätte noch so viel von ihm zu zitieren…
Und last but not least
meine Frage an Euch. Der Kaffee, den wir hier kaufen und bei dem die Erzeuger einen gerechten Preis bekommen, wie heißt der noch gleich? In den Niederlanden heißt er Max-​Havelaar-​Koffie.
Genug für heute.
Herzliche Grüße,
Hexje