Zum Guten Hirten

Zum Lokal:
An der Verbindungstraße L150 von Himberg kommend Richtung Velm vernehmen wir Lady Tomtom’s Stimme: «Jetzt rechts abbiegen, sie haben ihr Ziel erreicht». Vor uns präsentiert sich ein in gelbem Gemäuer rechteckiger Hof mit unübersehbarer Aufschrift «Gasthof Zum Guten Hirten». Ein Gasthof im eigentlichen Sinne, der neben Essen & Trinken heimischer Küche auch Beherbergung und Seminarräume anbietet. Auch einen Heurigen soll es geben, wie ich später vom Kellner erfahre. Der große Innenhof bietet für die Sommermonate einen Gastgarten, bzw. ist mir eine Grillstation im hinteren Bereich aufgefallen.
So bot sich uns das Bild bei meinem ersten Besuch am 14.03.2015 an. Mittlerweile war ich öfter dort, und es könnte tatsächlich sein, dass mich hier etwas magisch anzieht immer wieder zu kommen. Was nur? Aber der Reihe nach.
Zum ersten ist es das schöné Ambiente. Ein ehemailger Gutshof, der nun im Dienste der Gastronomie steht mit ländlich gemütlichem Flair. Der Innenhof ist ruhig und nett gestaltet, auch für Kinder wird gesorgt, dass sie sich wohl fühlen. Die Schankstube bildet (noch) die Räucherkammer, für diejenigen die weiterhin noch Tribut an den Staat und ihre eigene Gesundheit zollen. Nicht weiter schlimm, er ist Gott sei Dank gut entlüftet.
Für die Feinde der Rauchmusik geht es an der Schankstube vorbei in einen etwas kahl wirkenden zweiten Raum. Die meisten sitzen aber lieber vorne. warum wohl? Na, weil da eben mehr los ist. Das echte Wirthausgeschehen spielt sich immer bei der Schank ab, so ist’s und so bleibt’s. Linkerhand gibt es noch ein Jägerstüberl, etwas abgeschieden.
Der Service:
Sie, die Chefin nennt sich «Die Hirtin» und das wahrlich zu Recht. Als Gastronomin glaube ich ist sie Quereinsteiger und betreibt den Gasthof nun seit ca. 2 Saisonen. Details kann man diesbezüglich ihrer HP entnehmen, ich schildere ein paar Details, die man dort nicht finden wird.
Ich habe selten eine so beherzt auftretende Wirtin gesehen, der das Wohl ihrer Gäste ein Herzensanliegen ist. Sie kämpft für ihr Lokal, tritt unfairen Kritikern mutig entgegen, ist aber dankbar für jede konstruktive Kritik. Man wird es nicht glauben, aber aufgrund einer von mir geäußerten Kritik hat sie die Zubereitung des Bauern-Cordon-Bleu’s tatsächlich abgeändert. Hut ab!
Gäste werden persönlich begrüßt, setzt sich zu Stammgästen gerne am Tisch dazu um ein wenig über Gott und die Welt zu philosophieren. Und nicht nur die Hirtin, auch der Hirte und die amtierenden Kellner sind für mich ein Musterbeispiel an Freundlichkeit und Aufmerksamkeit bei der Betreuung der Gäste. Man wird nicht bloß versorgt sondern voll umsorgt, Das nenne ich Hirtencharakter.
Speisen & Getränke:
Originell präsentiert sich die Speisekarte im «Lederhosenlook». Das Durchblättern zeigt einen Querschnitt durch unsere heimische Küche, Seite 2 enthält die Wochenkarte mit Tagesteller von Mo — Fr mit oder ohne Suppe. Biere kommen von Gösser bzw. Reininghaus. Die Schankweinauswahl fällt mit Veltliner und Zweigelt oder einigen sonstigen guten Tröpferln aus, die am besten an Ort und Stelle aktuell zu erfragen sind.
Die Kochkunst darf man durchaus auf hohem Niveau ansiedeln. Natürliche Grundzutaten und hohe Fleischqualität versprechen anständige österreichische Suppen aus Rindfleisch, Hauptspeisen, wie man sie sich herzhaft vorstellt und Nachspeisen zum Verlieben. Dabei wird auch auf individuelle Wünsche eingegangen, soweit es natürlich in deren Machtbereich zu liegen kommt.
Beispielsweise wurden mir anstatt frittierten Bratkartoffeln richtige Bratkartoffeln, also solche, die in ihrem Leben auch das gute Bratpfanderl vor ihrem Verscheiden noch sehen durften, serviert.
Oder beim Zwiebelrotbraten wurden die Röstzwiebel tatsächlich geröstet, nicht schwimmend im Fett frittiert um dann weißlich, zäh wie Gummi und tonnenweise am Rostbratl überschüttet zu werden, Nein, braun bis dunkelbraun, im Geschmack hervorragend. Übrigens ist auch die Fleischqualität des ZRB eine butterzarte Sensation.
Wieso das geht? Ganz einfach, weil Hirt & Hirtin eben mit den Leuten reden und durch’s Reden kommen bekanntlich d’Leut z’samm. Das ist schlicht und ergreifend das ganze, eigentlich banale Geheimnis. Und wenn man eine berechtigte Beanstandung vorzubringen hat, kannst zua’schaun wie d’Hirtin wie eine Dampflok Richtung Küche abschwirrt, um dort gehörig Dampf abzulassen, soll heißen, um nach dem Rechten zu sehen. Würden nur mehr Wirtsleut derartige Binsenweisheit kapieren.
In Summe gibt’s immer ein wenig Luft nach oben für die Küche, denn nobody is pefekt. Aber das gefällt mir an den Hirten im besonderen Maße, dass sie sich mit Leib und Seele gerne weiterentwickeln wollen. So kann in Zukunft deren Leberknöderlsupperl, Schnitzerl, Schweinsbraterl, Zwiebelrostbraterl, und die gutan Nachspeiserln net zu vergessen nur noch besser werden.
Lust auf die Hirtin bekommen? Wirklich? War doch Absicht :-)
Euer Helmuth
P. S. an die Wirtsleut’:
Psalm 23 möge euer Leitmotiv für’s ganze Leben sein!