Falter

Zum Falter-​Liebhaber zu werden fällt einem bei dieser Art von Falter nicht schwer. Der Falter ist die nämlich die absolut empfehlenswerteste Stadtzeitung Nr. 1 in Wien. Nicht nur, aber auch wegen seinem detaillierten Wochenprogramm, das über die aktuellen Veranstaltungen in Kulturbereich (Kino, Theater, Lesungen, Vorträge.) und Nachtleben berichtet. Wenn man für die nächste Woche inspiriert und weggehtechnisch gerüstet sein möchte, ist man mit dem Falter bestens beraten.
Aber der Falter kann noch viel mehr. Er bietet neben Artikeln, die die neuesten Entwicklungen im Stadtleben Wiens kommentieren, auch gut recherchierte Berichte über politische und gesellschaftlichen Belange, die Österreich und /​oder die Stadt Wien betreffen. In den letzten Jahren hat der Falter dabei auch einiges an Enthüllungsjournalismus zutage gebracht.
Nicht zuletzt ist der Falter eine äußerst sympathisch gemachte, gut gelayoutete Zeitung, die es dem Leser schnell ermöglicht, sich auf die verschiedenen Rubriken und jeweiligen Journalisten einzustellen.
Nach regelmäßigem Falter-​Lesen, das mehr Belohnung als Pflicht ist, glaubt man, manche dieser Journalisten oder Kolumnisten schon fast persönlich zu kennen.

«Womit fängst du an beim Falter?». Die Beantwortung dieser einfachen Frage sagt nicht wenig aus über den Zugang, den der jeweilige Falter-​Leser zu seiner Stadt (und darüber hinaus) hat. Ich oute mich mal: je nach Grundstimmung, mit Klenk oder Holzer. Je nachdem, ob ich feindlich oder friedlich Wien und Österreich gegenüberstehe. Dann kommt Nüchtern, später Thurnher. Selten Knecht, denn die Bobo-​Selbstgefälligkeit finde ich langsam ermüdend, echte Selbstironie blitzt hier schon lange nicht mehr auf. Das trifft übrigens nicht nur auf Knechts Kolumne zu.
Dennoch ist der Falter mehr, viel mehr als nur das offizielle Organ der Wiener oder der steirischen Bobos. Er ist die perfekte Balance zwischen Stadtzeitung und linkem kritischem Blatt. Sehr wienerisch, aber gleichzeitig sehr darum bemüht, über Wien und Österreich hinauszublicken. Durch seinen weitläufigen Blick hat der Falter bereits zwei Generationen von Wienern gelehrt, offen-​urban zu sein und unabhängig zu denken. Wenn abhängig, dann vom Falter selbst. Das ist übrigens schon ein ernstes Thema, weil diese Zeitung wie keine andere — nicht nur in Österreich — Geschmack und Lebensstil seiner Leser geprägt hat und noch immer prägt. Vogue ist — in seinem Segment — nichts dagegen.
Als Nicht-​Österreicherin ist für mich der Falter das einzig große Licht in der trüben (eigentlich beschämenden) hiesigen Medienlandschaft. Das andere Licht stellt der Standard dar. Ja, denn bei aller Kritik an seiner APA-​Abhängigkeit verdient diese Zeitung Anerkennung für die enormen Anstrengungen, die sie in den letzten Jahren unternommen hat, um ihr Niveau qualitativ und quantitativ zu erhöhen.
Die Frage, mit welcher Zeitung ich am Mittwoch anfange, beantwortet sich allerdings von selbst.

Als überzeugter Linker kommt einem bei Österreichs Medien ja oft das Kotzen: Volksblödende Boulevardzeitungen auf der einen, unterfinanzierte «Qualitätszeitungen», die den Großteil ihrer Artikel direkt von den Agenturen übernehmen auf der anderen Seite. Journalistische Ideale und Werte wirken wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten, hochgehalten von wenigen, unter anderem aber von der Wiener Stadtzeitung Falter.
Der aus der Bewegung um die Arena-​Besetzung hervorgegangene Falter ist die wohl beste Wochenzeitung Österreichs. Zugegeben, dieser Markt mag nicht so beackert sein wie in anderen Ländern, aber: Zieht man das vergleichsweise verschwindend geringe Budget der Zeitung in Betracht, so ist es immer wieder erstaunlich von welch hoher Qualität der Inhalt Woche für Woche ist.
Der Falter hat sich in den letzten Jahren als Top-​Institution für Aufdecker-​Journalismus entwickelt und damit dem etablierten Wochenmagazin Profil langsam aber sicher den Rang abgelaufen. Gerade seit dem Relaunch vor nunmehr fast eineinhalb Jahren steigt auch die Auflage kontinuierlich an.
Inhaltlich gibt’s viel Lokales über Wien und die Steiermark, aber auch über den Tellerrand Österreichs wird durchaus hinausgeblickt. Sehr spannend auch stets der Medienteil, der mir persönlich immer etwas zu kurz kommt. Das Feuilleton gehört ebenfalls zu den besten. Über die Beilage Falter: Woche wurde schon viel gesagt, nur so viel: Wenn ich keine Ahnung hab, was ich an einem freien Abend machen soll, lese ich hier nach. Ich wurde noch nie enttäuscht.

Der Falter ist für mich die Hochburg des österreichischen Journalismus. Wenn ich noch einer Zeitung vertraue, ist das diese Wochenzeitung. Der Medienteil ist für einen Publizistikstudenten unabdingbar, die kritischen Kommentare erweitern meinen Horizont um Sichtweisen der anderen Seite und kleinere Spielereien wie «Welt im Zitat — Fehlleistungsschau» zaubern öftermal ein Schmunzeln in mein Gesicht.
Leider ist der Umfang für eine Woche nicht ausreichend. An Qualität mangelt es zwar nicht, im Normalfall bin ich aber nach spätestens zwei Tagen mit dem Blatt durch. Eine zweite Ausgabe in der Woche würde mir gefallen, ohne mich in deren Publikationspolitik einzumischen.

Der gute Falter. Was wäre Wien, was wäre der hiesige Autor nur ohne ihn? Man mag nicht daran denken.
Mitte der siebziger Jahre dem Umfeld der Studentenbewegung entsprungen, wird dem Falter für Wien heute in Ansätzen jene Rolle zuteil, der Karl Krausens wunderbare Fackel gut hundert Jahre früher zustrebte. Zwar ist vom Gründerkollektiv der streitbare Armin Thurnher alleine auf uns gekommen, doch an der Zielsetzung des Blattes hat sich wenig geändert: Man berichte kritisch und unabhängig. Gebe jenen Raum im öffentlichen Diskurs, die ihn anderswo nicht finden. Man informiere. Über Wien, über Österreich, über die Welt. Und das versucht der gute Falter nun, seit dreißig Jahren. Woche für Woche. Mit zunehmendem wirtschaftlichem Erfolg, wie sich zeigt.
Und lesen kann man ihn ja, den Falter. Nicht selten mit Vergnügen sogar. Den Gründervater Thurnher zum Beispiel. Den Alleskönner Nüchtern. Den Sommelier Holzer. Den Aufdecker Klenk. Oder den großen Österreicher Phettberg. Sie alle sind konkurrenzlos in Wien. Im Übrigen bin ich der Meinung, Herr Thurnher täte gut daran, dem hiesigen Autor eine Festanstellung im Kulturressort des Falter anzubieten.

«Hol mich hier raus, Falter!».
Der Werbespruch der Wochenzeitschrift «Falter» trifft so ziemlich genau die Tristesse der österreichischen Medienlandschaft. Während unsere deutschsprachigen Nachbarn sich verschiedenste qualitativ hochwertige Zeitungen gönnen, begnügt man sich bei uns in dieser Hinsicht mit einer handvoll guten Zeitungen. Und der Falter ist eine davon.
Die Wiener Stadtzeitung (inklusive Steiermark-​Teil) strahlt Jugendlichkeit und Urbanität aus, große Themengebiete sind Politik, Kultur und Medien.
Aufgepasst liebe Temporär-​Wiener/​innen: Falls Ihnen das normale Touristenprogramm Ring — Schönbrunn — Grinzing zu langweilig ist, oder sie noch ein bisschen Zeit haben, machen sie einen Blick in die Falter Beilage «Falter:Woche». Sämtliche Veranstaltungen vom aktuellen Kinoprogramm, Ausstellungen bis zu den besten Clubbings in Wien werden hier aufgelistet.
Aus Erfahrung weiß ich, dass es als Tourist schwierig ist, Kulturangebote abseits des «Mainstream» wahrzunehmen. Diese Beilage verbindet beides, sie finden Informationen über die nächste Ausstellung der Albertina, wie auch einen Bericht über das DJ-​Programm vieler Szenelokale. Lassen sie sich nicht von der Unübersichtlichkeit abschrecken, es lohnt sich absolut einen Blick hinein zu werfen!
Sie fragen sich, warum schreibt der Typ denn nur über die Zeitungsbeilage und nicht über die Zeitung selbst?
Nun ja, ich will ganz und gar nicht die journalistische Kompetenz der Redaktion in Frage stellen, mir persönlich gefällt der Falter sehr gut, und ich bin seit Jahren Abonnent. Da jedoch viele Artikel einen direkten Bezug zum gesellschaftlichen Treiben in Wien (respektive Stmk.) haben, wird ein gewisses «Insiderwissen», welches man als Nichtwiener logischerweise nicht besitzt, in den Texten vorausgesetzt. Deswegen würde ich nicht jedem/​jeder den Falter vorbehaltlos empfehlen, obwohl es natürlich auch eine Vielzahl von Artikeln gibt, die nichts mit lokalen Gegebenheiten und Ereignissen zu tun haben.
Zu kaufen gibt’s den Falter eigentlich in jeder Trafik oder beim Zeitungsverkäufer, manche Supermarktketten verkaufen die Zeitung ebenfalls.