So etwas mache ich wirklich nicht gerne. Aber auch das muss sein, darum schreibe ich hier, alle meine Eindrücke sollen schließlich realitätsgetreu wiedergegeben werden. Nun denn. Am vergangenen Samstag Abend beschlossen wir, in dieses nett aussehende Lokal mit dem eigentümlichen Namen zu gehen. Als wir die Gaststube(Raucherbereich) betraten, saß ein einziger Mann an der Bar, der Kellner begrüßte uns, ich wollte in den Nichtraucherbereich. Wir wurden von ihm in einen hübschen gewölbeartigen Raum geführt und waren allein. Naja, nicht ganz, zwei Räume weiter fand eine größere Geburtstagsfeier statt, zum Glück spielte dort drinnen angenehme Oldie-Musik, sonst wäre es totenstill gewesen, denn Gäste kamen keine mehr nach. Nach ein paar Minuten des Begutachtens der Speisekarte war mir klar, dass ich mich für den Weißburgunder entscheiden würde. Mein Freund bestellte einen Gelben Muskateller. Beides kam mit — oho, Überraschung — einem Glas Leitungswasser dazu. Leider war das Wasser zu warm, so etwas kann ich überhaupt nicht leiden. Die Weine waren in Ordnung, nicht mehr und nicht weniger. Meine Suppe mit Kräuterfrittaten schmeckte sehr gut, kräftig rindfleischig — vernichtet durch Fertig-Trocken-Petersilienstückchen. Ich bin erklärter Feind von diesem Zeug und meine Laune sank. Ich wollte an diesem Abend mageres Fleisch, etwas Sauce und eine nette Beilage, weshalb mir die Schweinemedaillons mit Pfeffersauce und Kroketten ins Auge fielen. Das Dreierlei von den Kartoffelpuffern interessierte meinen Freund und wir bestellten alles beim etwas traurig dreinblickenden Kellner. Er wirkte irgendwie müde und kraftlos. Als die Schweinemedaillons serviert wurden, traute ich meinen Augen kaum. Auf den ersten Blick sah das Ganze gar nicht mal so schlecht aus, doch was war das? Fertig-Trocken-Petersilie überall!!! Die Medaillons waren ziemlich dick geschnitten und nicht geputzt, das heißt, die Fettschwarte war an den Filets noch drauf. So darf meiner Meinung nach kein Schweinsfilet-Medaillonstück aussehen, oh nein, Herr Koch! Macht nix, dachte ich mir — der Hund freute sich auch über die etwas fettigeren Stücke. Die Kroketten sahen eine aus wie die andere, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie entweder ausm Sackerl oder Packerl kommen und so schmeckten sie auch, das hätte ich zuhause im Backrohr auch zusammengebracht, wenn ich denn diesen Fertigmüll kaufen würde. Die Pfeffersauce war fad, lind, hatte keine Schärfe. Die Kartoffelpuffer irritierten mich sehr. Puffer bestehen für mich aus geschabten Kartoffeln, oder irre ich mich? Sie sahen alle drei gleich platt aus, hatten dieselbe Füllung wie die Kroketten(Packerl-Sackerl???) und der intensive Knoblauchgeruch zerstörte einfach alles. Mein Freund aß ein Stück, den Lachs überträufelte er mit der Zitrone und den Speck überließ er unserem brav unterm Tisch ausharrenden Vierbeiner — der Rest ging retour, es schmeckte einfach alles nur noch nach Knoblauch. Bei meinem Essen war übrigens auch eine Zitrone dabei. Ich habe einen guten Freund, der ist langjähriger erfolgreicher Gastronom. Er erklärte mir mal, dass alles auf dem Teller essbar sein muss — also habe ich mich gefragt, was die Zitrone bei meinen Medaillons zu suchen hatte. Vielleicht ist mir hier eine kulinarische Neuheit entgangen? Oder hatte der Koch an diesem Tag so wahnsinnig viele Schnitzel aus der Küche geschickt, dass er auf allen Tellern gleich überall dieselbe Garnitur draufgeklatscht hat? Das werde ich — zum Glück — wohl nie erfahren. Als unser Essen abserviert wurde, war das Glas meines Freundes leer. Der Kellner fragte nicht, ob er noch etwas trinken möchte. Dann ging er nochmal vorbei, schaute auf unseren Tisch, reagierte wieder nicht. Beim dritten Mal vorbeigehen hat ihn dann mein Freund aufgehalten und noch etwas bestellt, von selber wäre er ja nicht draufgekommen. Die Depri-Aura des Kellners hatte sich an diesem Abend voll auf mich übertragen. Und noch etwas muss ich unbedingt loswerden: Wir haben Anfang Februar und die Weihnachtsdekoration sollte schon längst verschwunden sein. Ein Gastronom hat die Verpflichtung, seine Gaststuben von oben bis unten zu pflegen und instand zu halten. An den Bildern, Flaschen, Lampen — überall war eine Staubschicht zu erkennen. Ich war dann schon ziemlich froh, als wir gingen, denn mittlerweile war ich so frustriert, dass wir fast 40,00 für ein Essen samt mittelmäßigem Wein bezahlt hatten, das ich zuhause mindestens doppelt so gut hinbekommen hätte.