Looshaus

Michaelerplatz exemplifies the political power and language of architecture. Franz Josef’s white-​knuckled grasping onto a glorified past is shown in the Neo-​Rococo Hofburg and the Hercules statues. Across the platz, facing Franz Josef’s desperate clinging onto old times is plain Jane anti-​Historicist Loos House, Vienna’s first modern building. Way to go, Loos! The Emperor was angered by this celebration of the common man in the face of old ideas like absolutism and divine right, excuses to uphold tyranny. He hated this building so much that he avoided Michaelerplatz As Loos worked, new ideas were circulating in Vienna, and change was imminent. Sady, the Loos House is now again a symbol of imperialism, housing another version of divine monarchy and blue bloodedness: the bank.

Was dem späten 18. Jahrhundert Hetzendorfs Palais Pallavicini am Josefsplatz, das dem frühen 20. Loosens Haus am Michaelerplatz. Aufschreie wider Prunk– und Schmucklosigkeit hier wie dort. Die Angst vor dem Nichts, vor der Leere vielleicht. Denn die wäre ja bekanntlich mit Eigenkreation zu befüllen, eine schwierige Sache. Soviel denn auch passierte im Laufe der Jahre, so wenig änderte sich der Mensch. Eine nicht unwesentliche Erkenntnis. Doch kommen wir zum hiesigen Kandidaten, bevor auch die letzten Felle davonschwimmen im Strom der Zeit.
Seine Prominenz im Wiener Kulturgedächtnis gründet im Wesentlichen in der scheinbaren Unvereinbarkeit von Lage und Beschaffenheit. Der zentrale, hof– und damit kaisernahe Michaelerplatz mit seiner spätbarocken, Tradition und Geschichtsbewusstsein überhöhenden Schaufront auf der einen, die (vorgeblich) traditions– und geschichtslose Sachlichkeit des heutigen Looshauses auf der anderen Seite. Die Widersprüchlichkeit ist allenfalls eine oberflächliche. Keinen Bruch mit der Tradition vollzog der Architekt, nein, eine konsequente Weiterentwicklung stand ihm im Sinn. Gut, die oberen vier Geschoße sind kahl, weiß und ungegliedert. Nichts Alltägliches im Wien der Jahrhundertwende. «Ornament und Verbrechen» hatte Loss 1908 getitelt, der Scheinarchitektur des Historismus war ein Ende zu setzen. Und das tat er. Heraus kam, so Zeitgenossen, ein Schandfleck für Wien, ein gemeiner Kornspeicher. Kollegen intrigierten, die Zeitungen polemisierten und mutmaßten, der Kronprinz hätte die Vorhänge seiner hofburgischen Gemächer zugezogen, um dem ästhetischen Unglück zu entgehen. Und mehrmals schritt die Baubehörde ein, forderte Schmuck und gesteigerte Opulenz. Loos suchte den Ausgleich, rechtfertigte sich im berühmt gewordenen Vortrag im Sophiensaal und stimmte schließlich marginalen Veränderungen an der Fassade in Form bronzener Blumentröge zu.
In Wahrheit hatte der Bau die Errungenschaften vergangener Epochen von Beginn an nie verleugnet. Die Gliederung der Fassade in Geschäfts– und Wohnbereich, kostbarer griechischer Marmor im Erdgeschoss, klassische Säulenordnungen. Traditionslosigkeit sähe anders aus. Neuerung auf Grundlage bewährter Formen und Funktionen. Das war es, was Loos hier verwirklichte. In Form des erstmals in größerem Maßstab umgesetzten «Raumplans» etwa, der Höhendifferenzierung von Räumen unter Beachtung ihrer Bestimmung. Der Stahlbetonbauweise des Gebäudes mit variabler Innenaufteilung. Der zweckmäßigen und zur gleichen Zeit repräsentativen Innengestaltung von Büro– und Geschäftsflächen, die, das ist der Witz an der Sache, dem Herrenausstatter Goldman & Salatsch dienten, einem kaiserlichen Hoflieferanten.
Das Ende naht und unser Arbeitgeber, ja der will Ergebnisse sehen. Wir beugen uns dem Druck und schreiten ein letztes Mal die Siegerlisten ab. Furchtlos und unerschrocken gehen wir dem Schlussstein entgegen, zwischen ihm und uns nichts als zwanzig maßgebliche Werke modernen Architekturschaffens in Wien. Unter ihnen, so muss es sein, das wunderbare Looshaus am Michaelerplatz. Noch einmal sammeln wir Sachverstand und Urteilsgabe, weisen ihm, integer und unbestechlich wie eh und je, den ganz zweifellos hochverdienten vierten Platz im Ranking zu, gratulieren herzlich und sagen Servus. Leise, wie es sein muss in Wien. Schön war’s, liebe Freunde, Kollegen, Wieneroberer, schön.
(Dieser Beitrag ist Teil der Serie «Wo in Wiens mit modernen Baukunststücken ausgiebig behübschten Straßen finde ich die beeindruckendsten, bahnbrechendsten und überhaupt maßgeblichsten Profanbauten der Moderne?». Nähere Infos und Hintergründe unter
).

Das Loos Haus am Michaelerplatz ist jedem ein Begriff. Zwar vielleicht nicht vom Namen her, aber rein optisch hat es jeder Wiener mindestens schon 20 Mal gesehen. Jeder Tourist mindestens 3 Mal. Das verdankt es natürlich seiner prominenten Lage am Michaelerplatz. Direkt gegenüber der Hofburg fällt es, ob man in sein Blickfeld will oder nicht,
Heute profitiert das Haus von seiner Lage. Damals war das eher weniger. Als Adolf Loos das Haus zwischen 1909 und 1911 erbaute florierte wie vielleicht bekannt gerade der Jugendstil und die Wiener Sezession. Aber Vorsicht, Adolf Loos ist beziehungsweise war kein Vertreter des Jugendstils. Obwohl er die Ansicht der Künstler durchaus teilte, neue Wege einzuschlagen. Moderne Architektur für den modernen Menschen zu schaffen. Weg von Historismus und der Wiederbelebung der alten Stile. Das sieht man auch auf einen Blick und vielleicht wird genau mit diesem ersten Blick auch klar, warum es das Loos Haus zu Anfang nicht leicht hatte.
Der Michaelerplatz nahm schon damals, Anfang des 20. Jahrhunderts eine ganz besondere Stellung für die Wiener ein. Da stand immerhin die Hofburg, da waren der Stephansplatz, der Graben und die Ringstraßen nicht weit. Außerdem war er zentral, erfreute sich besonderer Frequentation. Hier war also wichtig, was das Pendant zur Hofburg bilden sollte. Hier waren die alten Stile hochgeschätzt, es sollte ein einheitliches Bild entstehen. Nun ja, und dann kam das Loos Haus.
Mit seiner glatten Fassade, seiner neuen Bauweise (Skelettbau), seinen kaum dekorierten Fenster, die eher aus der Wand geschnitten aussehen als geschickt und aufwändig in Rahmung gebracht. Sein flaches Dach, seine schmucklose Form. Das löste einen Skandal aus. Man wollte es nicht, man fand es passé hier nicht her. Überall anders ja, von mir aus, aber hier nicht. So war die gängige Meinung.
Loos hatte das aber nicht beabsichtig und musste daher umso geschockter gewesen sein. Er hat sich durchaus Gedanken gemacht, was man bei näherer Betrachtung auch merkt. Er versuchte die Traditionen einfach weiterzuentwickeln. Klassische Säulen in der hohen Sockelzone, die Teilung von Geschäfts– und Wohnbau in zwei außen sichtbare Zonen, dazu das flache Dach, das auch durchaus typisch für Wien ist. Dazu die prachtvolle Einrichtung.
Trotz dem Spott, der Kritik, der Karikaturen, die seit der Eröffnung im Umkreis war, hat es sich aber gehalten. Noch immer steht es stolz an seinem Platz, trotzt Wind und Wetter und dem Spott der Leute. Der ist übrigens heute eigentlich nicht mehr da. Heute liebt man das Loos Haus. Auch ich, obwohl es vom Stil her eigentlich nicht so meinem Geschmack entspricht. Aber es gehört zu Wien, es hat Geschichte. Es strahlt Eleganz und zugleich Kühle aus. Es ist eine Mischung, die aufmerksam macht, die neugierig macht und manche auch ins Innere lockt. Vor allem als Kunde der Raiffeisenbank trifft sich das ganz gut. Verstholen druckt man dann schnell einen Kontoauszug aus und sieht sich um. Spätestens dann wird man beeindruckt sein.