Sing-Sing

Eine Frechheit!

Ich bin Vinylsammler seit über 30 Jahren, gehe jedes Jahr mehrmals auf Messen, zum Teuchtler und anderen Plattenläden in Wien. Ich bringe immer eine gute Mischung LPs zum Eintauschen oder Verkaufen mit. Da ich mich mit der Materie schon länger befasse, verwende ich natürlich auch Discogs um eine ungefähre Ahnung des aktuellen Werts zu haben. Nur ungefähr, denn es ist klar, dass wenn man die Platten in ein Geschäft bringt, niemals den Verkaufswert auf zB Discogs bekommt. Eher etwas weniger als die Hälfte, was auch ok ist, denn das Geschäft muss ja auch erst einmal einen Käufer finden.

Teuchtler, Schallter und Moses Records ziehen selbst Discogs heran um die Platten zu bewerten und bis jetzt wurde man sich immer einig und alle waren happy.

Nun wollte ich heute mal das Sing Sing ausprobieren. Ich habe vorher wie immer, eine gute LP Mischung zusammengestellt und auch auf Discogs wegen dem ungefähren Wert nachgeschaut. Bei den Platten handelte es sich ausschließlich um seltene Originalpressungen, teilweise mehrere hundert Euro wert. Insgesamter Wert nach heranziehen der jeweiligen Pressung und des Zustandes sowohl des Covers, als auch des Vinyls selbst, wäre ich auf 500-600 Euro gekommen, Tauschguthaben bzw. Geld hätten mir so ab 200 Euro gereicht.

Nun komme ich ins Sing Sing und eine übergewichtige Antifadame schaut sich die Platten in 30 Sekunden durch und bietet 20 Euro dafür an. HAHA! Selten so gelacht. :D Hab die LPs natürlich wieder mitgenommen und werde sie zu einem vertrauenswürdigen Geschäft bringen.

Also alle, die eher keine Ahnung haben, was ihre Plattensammlung wert ist, sollten keinesfalls zum Sing Sing gehen, denn dort wird man über den Tisch gezogen!

Raritäten auf Vinyl und CD
Solche Plattenläden liebe ich. Da gibt es sogar noch Vinyl Platten und eine große Auswahl an besondere Musik auf CDs. Da es ein Second Hand Laden ist, bekommt man Raritäten und auch allesviel günstiger. Hier kann man stöbern und staunen, was der Musikmarkt so alles zu bieten hatte.
Besonders schön finde ich die Cover der alten Schallplatten. Im Geschäft ist man ungestört und die in der Mitte des Raumes stehenden Boxen, die von Platten überquellen, vermitteln ein Gefühl der Fülle und des musikalischen Reichtums. Zeit für eine inspirierende Pause und sich einzulassen auf die Kreativität vieler heute gar nicht mehr geläufiger Musiker, weit ab vom Mainstream. Auch bekannte Namen finden sich hier, aber ich suche eher nach dem, was ich noch nicht kenne und was mich neugierig macht. Sehr erholsam und schräg. Solche Plattenläden sollte es mehr geben.

Schöné seltene Raritäten aber auch schöné Beliebtheiten, die sich doch eher auf der Linie der Qualität halten, findet der geneigte Tonträgerfreund beim Sing-​Sing in der Neustiftgasse.
Herrlich altmodisch angefärbelt, mit dem stilgerechten knallgelben Vauxhall-​Oldtimer davor, ist dieser sympathische Shop ganz und gar einladend.
Der bärtige Bertl spielt hier gern seine Rolling Stones-​Platten ab.
Doch findet man hier nicht nur Steinrock, sondern vielmehr eine Riesenspielwiese, auf der alle erdenklichen Musikgenres Ringelreihen tanzen.
Das Sing-​Sing ist ein Ort, an dem Plattensammlungen gegründet werden, gefüttert werden aber auch aufgelöst werden. Im letzteren Fall gibt es die Kohle gleich bar auf die Hand.
Wer 50 Euro locker hat, kann sich hier das White Album der Beatles unter den Nagel reißen. Beachtlich ist auch die Menge der CD-​Singles. Gibt’s nicht überall, leider — aber zum großen, großen Glück hier.
Oder die Proletenpassion der Schmetterlinge gefällig? — Ist hier auch zu haben, auf originalem Vinyl.
Ein Abhör-​Eck steht auch bereit. Darüber hinaus bietet der Bertl Umtausch oder Geld-​Zurück für seine Schätze an. Und bei so viel Service und so viel Auswahl kommt man immer wieder gerne ins Sing-​Sing und stöbert sich durch die musikalische Geschichte. Mit Stones im Ohr.