Die Verdienste Kermits für die Reputation der Amphibien sind kaum zu überschätzen. Wie sehr sich unser Verhältnis zu den kleinen Hüpfern verbessert hat, macht ein Besuch des Fröschemuseums in Estavayer-le-Lac bewußt. Die Sammlung bildet die Hauptattraktion dieses winzigen Städtchens, hoch über dem Neuenburger See /Lac de Neuchâtal und war Grund unseres Besuchs. Nach einer beschaulichen Fahrt mit dem Zug von Biel /Bienne und einem kurzen Spaziergang durch malerische Gassen erreicht der Gast das historische Museum, in dem die Amphibienkollektion zu finden ist. Fragt dieser am Eingang allzu neugierig nach dieser Sehenswürdigkeit, verdüstert sich die Miene der Billett-Verkäuferin für ein paar Sekunden, so als habe man einen unsittlichen Antrag gestellt. Streng weist sie dann darauf hin, dass es im Haus noch andere Dinge zu beschauen gäbe: Gegenstände und Waffen aus der Bronze– und Pfahlbauerzeit etwa, sowie eine umfangreiche Sammlung von Signalschildern der Schweizer Eisenbahn von 1880 bis heute. Natürlich verdienen auch diese Kuriositäten ein gewisses Augenmerk, doch sie erwecken viel weniger Verwunderung und Nachdenklichkeit als die putzigen gelbgrünen Tierchen: Ein ehemaliger Offizier der Garde Napoleons fischte in der Mitte des 19. Jahrhunderts insgesamt 108 Frösche aus dem See, füllte sie mit Sand und arrangierte sie zu verschiedenen Alltagszenen: Man sieht sie beim Kartenspiel, in der Brasserie, beim Barbier, als Soldaten, in der Schule … Kinder, die in ökologisch-korrekten Haushalten aufwachsen, werden sicher Mitleid mit den präparierten Tierchen haben. Ältere werden diesen Schmerz zwar teilen, erinnern sich möglicherweise aber auch an alte Disney-Naturfilme, in denen Tiere vermenschlicht wurden. Oder ihnen kommt das Wildschweinfell im Jagdzimmer ihres Onkels in den Sinn, mit dem sie in der Jugend ganz ohne Skrupel gespielt haben. Für sie lohnt sich die Besichtigung des Froschmuseums doppelt: Einmal im Hinblick auf diese weltweit einzigartige Kollektion, anderseits um zu spüren, wie sehr sich ihr Naturverständnis in den letzten Jahren weiterentwickelt hat. Alle Kermits werden vor Dankbarkeit aufquaken. Und wir gehen anschließend lecker in der kleinen Konditorei an der Hauptstraße von Estervayer eine Torte essen, die auch Miss Piggy schmecken würde.