Stall – stube Maur

Schon seit wir vor einigen Jahren in die Nähe von Fällanden gezogen sind, wollten wir in die Stall-​Stube in Maur gehen — wenn man so am See entlang fährt, ist es eh schon kaum möglich, dran vorbei zu fahren, so einladend liegt sie da oberhalb des Greifensees.
Jetzt hat es endlich mal geklappt und wir sind mit einer fröhlichen Gruppe von acht Leuten dort eingefallen. Einer von uns war extra für den Abend aus dem Tessin rauf gefahren und musste schon schwer lachen, als er das Schild vor dem Stall sah, auf dem drauf stand, dass es in der Stall-​Stube grad Tessiner Woche hat. Aber er nahm es mit Humor.
Sie war gut besucht, die Stube, und es ist genau so, wie man es sich vorstellt, wenn man den Namen liest — man sitzt tatsächlich dort, wo einst Tülpli und Rösli und ihre Gefährtinnen einst geduldig wiederkäuten und sich melken ließen — die Namen der Kühe und die Daten, wann sie kalbten, stehen immer noch dort, wo sie standen, als es ein Kuhstall war.
Es versteht sich von selbst, dass es nicht mehr nach Kuhstall duftet — allenfalls ein wenig nach Heu, und ansonsten nach richtig köstlichem Essen. Die Bedienung ist sehr aufmerksam, freundlich und hilfsbereit — man ist wirklich gut aufgehoben, und die Atmosphäre ist entspannt bis fröhlich, man kann sich so richtig wohl fühlen.
Die Stall-​Stube ist eine Besenbeiz, und natürlich erwartet man eher etwas zünftigere Mahlzeiten — aber das, was wir an diesem Abend serviert bekamen, war sicher nicht als «einfach» zu bezeichnen. Man kocht hier richtig gut und gibt sich bei den Zutaten sehr grosse Mühe.
Der Nüsslisalat mit Rauchlachsstreifen und Balsamicosauce mag sich nach einem wenig originellen Standardgericht anhören — wäre es nicht ein hausgeräucherter, überaus köstlicher Lachs. Überhaupt wird hier viel selbst hergestellt, das gilt auch für den Süssmost und diverse Schnäpse. Schüblig und Speck sind hausgeräuchert, das Rindfleisch kommt vom eigenen Hof. Selbst die Weine werden selbst angebaut, und sowohl der weisse als auch der rote sind wirklich fein.
Die Tessiner Pastagerichte waren absolut köstlich. Die Spaghetti ai funghi waren so, wie sie eben sein müssen — mit reichlich guten Pilzen eben, in einer passend gewürzten Sahnesauce. Auch bei der Spaghetti-​Variante Padrone (mit Chili und Knoblauch in Olivenöl) kam Freude auf. Die Frage, ob man gern scharf esse, sollte man nur dann mit ja beantworten, wenn man auch etwas verträgt. Denn scharf war sie wirklich, und beim Knoblauch wurde auch nicht gespart. Richtig gut, das kann man nicht anders sagen.
Das Risotto al limone landete gleich drei mal auf unserem Tisch und man sah nur zufriedene Gesichter. Schön cremig, nicht zu zitronig, einfach fein.
Eigentlich wollte ich gar keinen Dessert mehr, aber hey, ein Eiskaffee, das geht doch noch. Gut, mit Sahne und Bailey’s, aber ich dachte mir, das ist ja nicht so viel. Dachte ich. Was kam war ein wirklich grosser Becher, in dem definitiv mehr Eis als Kaffee war. Üppig, köstlich, und auch ein wenig herausfordernd nach einer guten Portion Spaghetti. Aber ich habe es geschafft. Der Eiskaffee hatte keine Chance gegen mich.
Preislich liegt man in der Stall-​Stube bei dem, was einem geboten wird, in einem wirklich sehr erfreulichen Bereich. Der Chef des Hauses besucht einen auch mal am Tisch und erkundigt sich, ob alles recht ist — wie gesagt, man ist wirklich sehr gut aufgehoben.
Und als wir dann schliesslich die Beiz verliessen, sangen die Mitarbeiter in der Küche schon beim Aufräumen und Putzen — man hat selten so fröhliches Personal erlebt wie in der Stall-​Stube, und das ist wirklich ein Kompliment.
Da gehen wir wieder hin. Ich freue mich schon auf den Sommer, wenn wir dann draussen sitzen können. Das wird fein.

Bei einem Sonntags-​Spaziergang am Greifensee fand ich letzten Herbst per Zufall zur Besenbeiz. Erst dachte ich ja, das sei ein normaler Stall, aber nein, da sassen tatsächlich Leute draussen. Der Hunger trieb uns ebenfalls an einen der freien Tische im Garten. Das Angebot auf der Karte und die günstigen Preise überzeugten uns und wir bestellten etwas zu Essen. Ich entschied mich für die hausgemachten Spätzli und Salat. Beides war super lecker.
Seither fahren wir öfters spontan in die Besenbeiz. Reservieren mussten wir bis anhin noch nie, für eine grössere Gruppe ist das aber sicher zu empfehlen.
Auch das Mistkratzerli mit Pommes (Schweizer Fleisch) oder das Steak (mit Fleisch vom Hof) ist super. Die Aussicht auf See oder Kühe lässt mich den Alltagsstress für ein paar Stunden vergessen.