Ungefähr im Jahre 1000 wurde die Vorgängerin der heutigen Schaffhauser Stadtkirche St. Johann gebaut; ab 1049 die erste Klosteranlage von Allerheiligen errichtet. Und schon zwischen 1653 und 1655 ließ der Junker Hans Christoph von Waldkirch, Reichsvogt und Gerichtsherr von Marthalen, an Stelle der ehemaligen Häuser Zum Wolf und Zum Sittich den stattlichen Neubau Zum Sittich errichten. Das Patrizierhaus, nach Plänen des Architekten Heinrich Peyer gebaut, liegt direkt vis-à-vis der Kirche St. Johann. Über den Junker ist mir nichts bekannt, mit Ausnahme der Tatsache, dass er ein Schwager des Architekten war. Aber über Heinrich Peyer gibt es ausreichend Informationen. (Siehe Foto unten) Zart umhüllt vom Taubenschutz ruht der Löwe Heinrich Peyer muss wohl ein Hansdampf in allen Gassen gewesen sein. Er war erst Schüler des damals allseits bekannten Architekten Joseph Furtenbach in Ulm. Mit 35 Jahren wurde Peyer Infanteriehauptmann der Schaffhauser Truppen. Als Infanterist mit artilleristischen Aufgaben betreut, konnte er besonders seine Kenntnisse im indirekten Distanzmessen erweitern. 1659 ernannte der Rat der Stadt Schaffhausen den Artilleriehauptmann zum Feldzeugmeister. Damit war er verantwortlich für Geschütze, Schanzzeug, Munitionswagen und Munition. Mit diesen Kenntnissen ausgestattet, leitete er auch bei Festlichkeiten das Feuerwerk. Ganz so nebenbei war er aber Architekt und vor allem Kartograph. Neben dem berühmten Zürcher Hans Conrad Gyger( ) nahm er einen vornehmen Platz in dieser Zunft ein. (Siehe Foto unten) Nachdenklich blicken die Stützköpfe der Balustraden auf die Passanten Sein Allround-Wissen war so ausgeprägt, dass sich sein Freund und Zeitgenosse Johann Heinrich Rahn im Vorwort seiner 1659 erschienenen Teutschen Algebra zu folgenden Worten hinreißen ließ: Die schönen Burgerlichen Gebäu so er inventiert und ausgeführt; die wohlbedachten Fortificationsdesseings, so ER zu papeir gebracht; die sehr exacten Grundriss eines grossen stukk Lands, so ER in kurzer Zeit ab– und aufgetragen; die zierlichen Ernst– und Lust-Feuerwerk, so ER angeordnet; preisen ihne für einen perfecten Architectum, Ingenieur und Pyrotechnum; dieses alles hat billich ihme zu unvergessenem Ruhm allhier verzeichnet werden sollen. Rahns Hochachtung durch das großgeschriebene ER und durch die vielen Semikola erscheint mir auch heute noch verständlich. Wie auch immer, Heinrich Peyer wurde 1666 Stadt– und Oberbaumeister von Schaffhausen und das Haus Zum Sittich in der Folge zu dem Absteigequartier für die vornehmsten Besucher der Stadt. Im Dezember 1670 logierte der Churprinz Karl von der Pfalz in den exquisiten Mauern und 1672 Herzog Eberhard III. von Württemberg. Aus der Zeit wird wohl der prunkvolle Festsaal( ) stammen, der im Museum zu Allerheiligen originalgetreu wieder aufgebaut worden ist. (Siehe Foto unten) Unklar ist, woher der Name«Sittich» stammt. Der weiß es nicht 1870 erhielt das Haus Zum Sittich ein neues Kleid. Der junge Stadtbaumeister Johann Gottfried Meyer, der sich damals vieler Bauvorhaben in der Stadt Schaffhausen angenommen hatte unter anderem auch der Rhybadi( ) glänzte mit einer in der damaligen Zeit üblichen Neorenaissance-Fassade. Portal und Erker blieben allerdings erhalten. Diese Fassade ist auch heute noch bestimmend und verkleidet die Tatsache, dass das Haus Zum Sittich, zumindest heute, aus zwei Häusern besteht. Das ist an der Rückfront gut sichtbar. 1932 fand die nächste Außenrenovierung statt. Dabei wurden Teile des schadhaft gewordenen Erkers durch Kopien ersetzt. Auch 1975 werkelte man sorgsam am Erhalt des Gebäudes. 2009 erfolgte die nun vorläufig letzte Renovierung. Der Restaurator Rolf Zurfluh und der Steinbildhauer Jürg Stäheli erstellten, ganz wie es sich gehört, zuvor eine genaue Befundaufnahme. Mit dieser Analyse im Pflichtenheft entstand in Mitarbeit mit der Schaffhauser Denkmalpflegerin Flurina Pescatore und Stadtbaumeister Ulrich Witzig ein Restaurierungskonzept. Danach wurde aufwändig restauriert. Der aus Rorschacher Sandstein gefertigte Portalerker der Erggel, in Stein gehauene Figuren, Ornamente, Köpfe, Wappen, Fensterbänke, Rahmen und Säulen sind nun wieder so, wie der Traditionsbewusste es gerne sieht. Auch die so prächtigen Löwen über dem Rundportal blicken wieder majestätisch. Angenehm kontrastierend zum grauen Stein wurden Fassadenflächen in einem zurückhaltenden Rot gestrichen. Ungeklärt bleibt für mich die Herkunft des Namens Zum Sittich. Auch der noch so sorgfältige Beobachter findet unter der Figurenpracht noch nicht mal den Ansatz einer Vogelfigur. Außerdem würde das Altdeutsche dann Sittig oder Sikust sagen. (Siehe Foto unten) Im Sittich gibt es Fisch und andere Köstlichkeiten Kommen wir noch kurz zur heutigen Nutzung des Hauses Zum Sittich: Neben
Mnaard
Rating des Ortes: 3 Villingen-Schwenningen, Baden-Württemberg
Gemütliches Hotel Restaurant in SChaffhausen-city. In dem Wintergartenähnlichen anbau lässt es sich hervorragend verweilen und Speisen.