Beim ersten Besuch müffelte es nach Klebstoff und Schweiss. Der Meister sass an einer voluminösen hölzernen Arbeitsplatte und ass sein Lunchbrot mit Mettwurst. Spieglein, Spieglein an der Wand –Ich bin die schönste im ganzen Land! Eigentlich wollte ich ja nur meinen billigen 90er Jahre Spiegel entsorgen und ihn durch ein Modell des Rokoko ersetzen. Vintage bedeutet mir in den heutigen Tagen tiefster Finsternis und Bitternis alles. «Glaserei, Glasbau, Spiegel –Eugen Hechler» –ein Name den man sich als Prinzessin merken muss. Wo, wenn nicht hier wurde meine Geschichte geschrieben?! René Müller, der Inhaber(der mit dem Wurstbrot am Holztisch) kreierte mir den glamourösesten Spiegel seit dem Mittelalter: voluminöser Goldrahmen, Kristall… mit allem Schnick Schnack. Heute sehe ich mich anders. Denn: Der Spiegel trügt NIE! Ich wollte die leicht matte, abgedämpfte Variante –die mich auch im Winter samt meiner weissen, nordischen Haut am Morgen wie am Abend schön aussehen lässt. Man kann natürlich auch seine alten Unikate anliefern oder abholen lassen und restaurieren lassen. Aber wer will schon den Spiegel von Oma? Na ja, jedenfalls gebe ich nur ungern diesen Geheimtipp aus der Hand. Nun ist der arme Bursche dabei mein neues Spiegel-Dusch-Zimmer einzurichten. Der Preis ist heiss… aber vielleicht bekomme ich den Preis ja noch durch tatkräftiges mitarbeiten oder anpacken etwas gedrückt. Erst einmal bin ich schön. Und nur das zählt heute. Und morgen. Danke René!