Hotel Teneguia Princess

Früher waren die Kanaren eine Art Garantie für stabiles Wetter über das ganze Jahr, zuverlässiger als ein Schweizer Nummernkonto — hier konnte man immer milde Wärme und üppige Vegetation geniessen, egal ob in Mitteleuropa Schnee, Matsch oder einfache Sommersonne dominierten. Der Klimawandel macht sich hier mittlerweile bemerkbar — und ich war vor einiger Zeit Opfer desselben, als ein kompletter Urlaub von Stürmen überdeckt wurde, die statt angenehmer Wärme und netten Strandttagen für Regenschauer und verwüstete Papayaplantagen sorgten. Und für eine Nacht in diesem Hotelkomplex.
Aber der Reihe nach. Wer nach La Palma kommt, ist (überwiegend) kein Tourist der Neckermannklasse sondern einer, der die Natur liebt, wandert, klettert, badet — und die Wildnis immer schöner findet als die Spuren der Zivilisation, die Inseln wie Teneriffa bereits teilweise zerstört und zersetzt haben (wer braucht da eine riesige Autobahn?). Der echte La Palma-​Urlauber hat im Gepäck Wanderführer, Pflanzenführer, Gebirhsschuhe, Badesachen und spricht ein paar Brocken Spanisch. Und er liebt kleine Häuser im Hang, am besten bei Privatleuten, oder vielleicht ein nettes Appartement am Meer, wo er unabhängig ist. Er kauft auf dem lokalen Markt ein, kocht gern selbst frisches mit viel Gemüse und Fisch oder geht in eine abgelegene Taverne mit Meerblick zum Abend. Er sucht den Kontakt mit den Einheimischen, probiert deren Spezialitäten und liebt Barranco, Caldera und die rote Vulkanerde des San Antonio.
Und daher passt dieses Hotel auf die Insel wie ein eiternder Splitter in meine Fußsohle. Hier hat man eine riesige Anlage an ein Ende der Insel gewürgt, die vorher aus abgelegenen Bananenplantagen bestand und eine schöné morbide Ruhe ausstrahlte, die sich am Ende derStraße in Salinen und Leuchttürmen manifestierte. Jetzt ist hier eine All Inclusive-​Anlage wie aus dem Musterkatalog. Positiv ist allerhöchstens anzumerken, dass die Gebäude versuchsweise bunt und im alten kanarischen Stil gestaltet wurden, also keine Betonburg. Dazu recht bequeme Appartements und ein umfangreiches Abendbuffet, dafür gibt es formal ein paar Sterne von mir — aber alles unter dem Vorbehalt, dass dieses Hotel nicht auf die Insel passt und auf Dauer vielleicht sogar den einzigartigen Charakter La Palmas gefährden lönnte. das sagen übrigens auch viele Einwohner der Insel, die die Ruhe und die individuellen Touristen lieben.
Wie kam ich nun hierher. Die eingangs erwähnten Stürme sorgten dafür, dass mein Flugzeug nicht flog, ebenso wie 20 andere an jenem Tag. Und da auf La Palma eher ruhige (stoische, narkoleptische, phlegmatische) Leute leben, waren die Reisegesellschaften katastrophal überfordert. Anstatt alle Leute in ihre Quartiere zurück zu schicken (da ja auch keiner neu auf die Insel kommen konnte, war ja eh alles frei geblieben), ließen sie etwa 1000 Passagiere auf dem Flughafen zusammengepfercht warten und immer wieder vertrösten, bevor sie am frühen Abend endlich einsahen, dass nichts fliegt.
Die Konsequenz war aber irrsinnig. Die Wartenden wurden nicht auf ihre alten Quartiere oder etwa (der Logik folgend) nach Maschinen in neue Unterkünfte verteilt sondern einfach irgendwie irgendwohin –was am nächsten Tag die Folge hatte, dass alle 1000 wieder gleichzeitig auf dem Flughafen auftauchen mussten, eine neues Chaos ohnegleichen.
Aber so kam ich wie gesagt in diese Hotel, das ich sost nicht mit der Zange angefasst hätte. Das Personal dort war mit Hunderten Eintreffender absolut überfordert, aber anstelle mit den Reiseleitungen ein Pauschalabkommen zu treffen und alle Namen zu notieren, benahmen sie sich im (hübschen) Empfangsgebäude schlimmer als an einem Grenzübergang zwischen Nord– und Süd-​Vietnam: Jeder einzelne Gast musste mit komplettem Formular einchecken, jeder Pass wurde minutiös kopiert, und dafür gingen die wunderschönen und arrogant lächelnden Tresenagestellten jedesmal lasziv hüftwackelnd mit einem Tempo, das micht einmal eine malariakranke Schnecke hätte unterbieten können, in einen abgelegenen Nebenraum (wo sie vermutlich erst einmal nach der Anstrengung einen Kaffee tranken) um dann nach Minuten wiederzukommen und einen der nächsten (schäumenden) Gäste mit ähnlich lahmem Tempo zu bedienen, eine Schulnote dafür wäre mit eine 6 gut bedient, ich glaube, die meisten Gäste hätten nach einiger Zeit ohne weiteres von Waffen Gebrauch gemacht, wenn sie gekonnt hätten, um endlich Ruhe zu finden. Ich fühlte mich an kommunistische Grenzkontrollen erinnert. Nach über 2 Stunden hatten wir dann unseren Raum, der in dem wirren System dann auch trotz Lageplan nicht leicht zu finden war.
Also: Nicht mein Geschmack und schlechter Service.. Wer aber Hotelanlagen liebt, im Urlaub viel essen will und sich ungern bewegt, ist in diesem Hotel richtig — aber ich finde, diese Art Gäste sollten doch eher nach Malle gehen — La Palme den Individualisten!!!