Auf den ersten Blick macht das Hotel S’Agaro einen prima Eindruck, vor allem beste Beachlocation. Stil altes Grand Hotel. Ockerfarbener Putz passt bestens zu den gleichfarbigen Früchten in den Palmen, die sich in den hoffentlich strahlend blauen Himmel richten, und kontrastiert auf’s Prächtigste zu den leuchtend weissen Balustraden der Balkone und weissen Schirmen auf den Terrassen. Pinien sprenkeln die riesige Rasenfläche bis zur Strandpromenade, um einen runden Pool sind akkurat gelbe Liegen angeordnet. Sehr hübsch alles. Ein plätschernder Springbrunnen ziert das Hauptportal, zu beiden Seiten schwingen sich Freitreppen aus gelbem Marmor. Im Inneren geht die Grandezza weiter. Der Empfangsbereich ist überaus groß und in einzelne Bereiche eingeteilt: hier die hellblauen Landhauspolster, dort die sommerlich gelben Fauteuils in gemütlichen Schaukelstühlen ergänzt durch passende Antiquitäten wie Vitrinen, Kommoden oder goldenen Spiegeln. Eine Vitrine mit Uhren aus dem Hause«Breitling» unterstreicht das luxuriöse Ambiente. Für einen Rollkoffer stellen die großen Teppiche auf dem Marmorboden allerdings gepflegte Hindernisse dar. Die einzelnen Hotelflure sind, wenigstens im Bereich des jeweiligen Fahrstuhls, ähnlich bestückt. Selbst auf den Stockwerken laden Biedermeiersofas zum Verweilen ein und durch die Flure zieht sich eine Reihe Spiegel und antike Anrichten. Zudem ist das Licht angenehm gedimmt. Platz scheint hier nicht das Problem zu sein; alles ist über die Maßen geräumig und wirkt trotz der üppigen Ausstattung nirgends überladen. Gleiches gilt für den großen Speisesaal im Souterrain, der es erlaubt, eine letzte Tasse Frühstückskaffee oder einen Digestif nach dem Dinner auf die Terrasse einzunehmen und den Wellen in der Ferne zu lauschen. Bis hierhin alles ok, ein äußerlich ansprechendes 4-Sterne Haus eben. Kommen wir zum Zimmer. Ich hatte ein EZ gebucht, nicht in der teuren Kategorie. Prompt geht das Zimmer nicht zur Wasserkante, sondern bietet vom spärlich bemessenen Balkon den Blick auf mit Solarplatten verzierte Flachdächer, im Hintergrund die Bausünden S’Agaros in den Pinienwäldern. Aber draußen sitzen ist eh nicht, denn die gemeine Stechmücke ist am Start. Nachts die Balkontür offen lassen, ist nur was für Mutige, allzu leicht wähne ich mindestens meinen Balkon erreichbar. Mein Einzelzimmer ist ausreichend geräumig, das französische Bett längsseits an die Wand drapiert. Besser so, denn sonst müsste man sich querstellen, um am Fußende vorbei zum Balkon zu kommen! Nachteil: es ist nicht möglich, mit dem Kissen im Rücken auf den Winzbildschirm an der Wand zu gucken; seitlich auf dem Ellenbogen stützen heißt die Devise. Nun gut, ich suche einen Platz für meinen Koffer — nada. Ein Sessel, um die Jacke abzulegen. Auch Fehlanzeige. Egal, ich hole eine Wolldecke aus dem Schrank und breite sie auf dem weißen Linnen aus und packe meine sieben Sachen an Ort und Stelle. Schrankfläche für eine Person war sicher ausreichend, Kleiderbügel festgeschraubt. Den Safe will ich nicht unterschlagen, die Minibar ebenso wenig, hier dann auch ordnungsgemäß mit Preisen versehen. Auch noch einer Erwähnung bedarf unbedingt die Sitzgelegenheit im Zimmer: ein Stühlchen vor einem Klapptisch in der Größe eines halben Schulpultes. Das machte aber nichts, denn in der protzigen blauen Mappe mit Golddruck befand sich ein einziger Briefumschlag und das«do not disturb”-Schild. Zugegeben: Ich hatte zwar ein Einzel gebucht, aber dann abgezählt nur ein Handtuch bereit zu legen, ist schon kleinlich, zumal bei dieser Kategorie. Das Fatalste an diesem Hotel in einem Oktober war allerdings de grottige Küche und das bocklose Personal. Ich verstehe, wenn nach Saisonende die Kräfte nachlassen, aber bei 4 Sternen muss so ein Camarero schon mal den Job zuende bringen. Die Abendessenzeiten gingen bis 22 Uhr, da darf man um 21 Uhr maximal die Tische abräumen, aber nicht schon die Decken runterreissen, während vielerorts noch gespeist wird. Und dann schon die Frühstückslöffel hinlegen, die man am «Kopfende» anfasst. Ist sicher üblich, aber nicht vor den Augen Aller. Mein Salat mit Ziegenkäse war lieblos, der warme Käse hatte eine milchige Schicht, den lauwarmen Fisch hab’ ich stehen lassen. Frühstück anderntags überraschte mit 2 Kaffeemaschinen, die auf Knopfdruck sämtliche Kaffee-Varianten ausspuckten, an denen sich jedoch lange Schlangen bildeten, weil so ein café con leche doch etwas länger dauert als normaler Kaffee. Ich bin in diesem Hotel gelandet, weil ich eine Wanderreise an die Costa Brava gebucht hatte. Vielleicht ist die Stimmung in der Hauptsaison eine bessere als in einem Oktober und vielleicht hatte mein Reiseveranstalter keine Alternative, aber das hier war ein no go!