(aus dem englischen Tagebuch) Unten, zum Fuße des Bulbarrow Hills, hielt ich in Hilton an, — beachte die Grammatik: «in» und nicht«im»! Hilton ist nämlich kein Hotel, sondern ein schnuckeliges Dorf in schnuckeliger Landschaft, mit einer schnuckeligen Kirche auf schnuckeligem Kirchberg, übersät mit schnuckeligen Osterglocken. Nun gut, es war Ostern und diese Blumen sind schmuck, aber nach einer Weile können sie Dir mächtig auf die Glocken gehen. Aber da waren noch Butterblumen und saftiges Gras, um die daffodile Übermacht der Osterglocken zu schmälern. «Hilton teilt die superbe Landschaft mit seinem Nachbarn Milton Abbas», sagt mein gelesener Dorset The Complete Guide, und ich fahre weiter, eben zum Nachbarn. Zu diesem Zeitpunkt wurde ich von zwei Menschen in einem alten Peugeot verfolgt, die mich zu Hilton im Staube liegen und fotografieren sahen. Und weil ich vermutlich so wissend aussah, dies ist meine einzige große Stärke, folgten sie mir wie Ägypten-Touristen ihrem nubischen, mit Pyjama bekleideten Führer, der mit schlechtem, hingenuschelten Englisch die alten Kulturschätze seines Volkes vorzeigt. Kommt man nach Milton Abbas hinein, verschlägt es einem die vorlaute zynische Sprache. Hier, im theoretischen Nichts, versteckt hinter Hügeln und Wäldern, denn die Straße macht einen Bogen um einen bewaldeten Hügel herum, steht ein prächtiges Bauwerk, eine Kathedrale erster Qualität, gepaart mit einem weit sich austreckendem großen Herrenhaus. In diesem Schloss wohnte einst Lord Milton, der First Earl of Dorchester, der das Dorf südlich von seinem Anwesen zerstörte und weiter entfernt wieder aufbaute, weil ihm dessen ursprüngliche Nähe nicht passte. Man hat die Kirche im Dorf gelassen, aber nicht das Dorf an der Kirche. So steht das Haus und die Abtei allein«in einem lieblichen Tal nahe einem See, und flache waldige Hügel all herum, wie mein Complete Guide so schön erzählt. Die Abtei wurde vom angelsächsischen King Athelstan im 10. Jahrhundert gegründet, aber im Jahre 1309 durch ein großes Feuer wieder zerstört. Die heutige Abbey stammt aus dem 14. und 15. Jahrhundert und besteht nur aus dem Turm, dem Chor und dem Querschiff, das Hauptschiff wurde nie gebaut, weshalb sie wie ein hoher Hochzeitskuchen, mit all seinen Zuckergüssen und –verzierungen aussieht, von dem man sich schon verschiedene Scheiben abgeschnitten hatte. Es wird gesagt, dass John Tregonwell, der Sohn des Hausbesitzers und Urahn des Gründers von Bournemouth, meiner Heimatstadt am Meer, vom Dach der Abtei gefallen ist und dank der damaligen Petticoat-Mode unverletzt wie mit einem Fallschirm auf dem Boden seines buchstäblichen Vaterlandes ankam. Die Architektur von Schloss und Kathedrale ist großartig ohne jedoch aufgesetzt großartig zu wirken. Das erstere beherbergt nunmehr eine erstklassige Schule, dessen Schüler abwechselnd den Dienst am Eintrittskartenkiosk schieben. Ich hatte natürlich überhaupt kein Geld dabei(zumindest keine 1.75 Pfund), und auf die etwas unlogische Frage meinerseits, ob sie Visa nähmen, erntete ich einen mitleidigen Blick, der wohl«Very amusing, Sir» sagen wollte. Eine eindeutig hervorragende englische Schule ist das! Rings um das Anwesen verstreut sind alte Bäume, Häuser, Weiden, Osterglocken und ein Golfplatz mitsamt Sandhindernissen und schwarz-gelb karierten Flaggen. Ich wanderte ein wenig durch die Gegend, sah drei fußballspielende Burschen, drei Mädels, die mir kichernd zusahen, wie ich im Staube liegend fotografierte, einen Hund der sich auf mich stürzte, während ich so da lag und mit meinen Filtern spielte — ICH spielte mit meinen Filtern, ER zottelte an meinem Kragen und dem Trageriemen meiner Fototasche. Da blühten Butterblumen; Gänseblümchen zerdätschten unter dem rauhen Profil meiner Schuhe, ich sah vor meinem ergötzten Auge Palmen, eine Treppe mit Stufen aus Gras und schönen Portlandstein ringsum. Die Butzenglasfenster der Kirche, die von innen sicher hübsch bunt gewesen wären, hätte ich genügend Geld dabeigehabt, sahen von draußen grau wie alle Katzen in der Nacht aus, hier und da klafften ein paar winzige Löcher in den Glasgesamtkunstwerken, die man sonst nie entdeckt hätte, hätte man die 1. 75 Pfund besessen, denn man schaut sich doch kaum die Fenster von außen an, wenn man dessen Farbenpracht schon in der Abtei bestaunt hätte, und die Löcher wären einem doch nie aufgefallen, gäbe es so viel zu sehen und zu entdecken, als ein paar Fehlfarben, weil die farbigen Fensterstückchen fehlten. Demnach muss ich also noch einmal her, ohne aber zu fragen zu vergessen, ob sie meine Video-Club-Karte akzeptieren. Übrigens, die oben erwähnten Grass Steps führen zu einer alten Brücke, die die Straße nach Milton Abbas Village überquert, auf der ich mich nun befand, über die wiederum man zu einer Kapelle gelangt, die ebenfalls von King Athelstan gegründet wurde, der hier eine Vision hatte wie, ein Jahrtausend später in einem anderen Land, Mr. Texaco, der nicht Kirchen, sondern